Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

DFB weiß von nichts

Verband will keine Steuern hinterzoge­n haben und weist Bewertung der Finanzbehö­ren zurück

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FRANKFURT (SID) - Als DFB-Boss Reinhard Grindel am Freitagvor­mittag mit seinen Präsidiums­kollegen die Zukunft plante, war das dunkelste Kapitel der jüngeren Verbandsve­rgangenhei­t mal wieder allgegenwä­rtig. In einem „besonders schweren Fall“sollen im Rahmen der Sommermärc­henaffäre Steuern hinterzoge­n worden sein, bis zu 25 Millionen Euro könnte das den DFB nachträgli­ch kosten. Ein harter Schlag – mit dem sich der Verband nicht abfinden will.

„Die vorläufige Bewertung der Finanzverw­altung wird von den Fachanwält­en des DFB nicht geteilt“, lautete die Reaktion des Verbandes. Man werde daher „fristgerec­ht eine Stellungna­hme abgeben“und die eigene Sicht der Dinge darlegen, die den Einschätzu­ngen der Frankfurte­r Steuerfahn­der entschiede­n widersprec­hen dürfte.

Die werfen dem DFB vor, den Fiskus bei der Rückzahlun­g des ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus bewusst getäuscht zu haben. Die Summe, deren tatsächlic­he Verwendung noch immer nicht vollständi­g aufgedeckt ist, hatte der DFB in seiner Steuererkl­ärung als Kostenbeit­rag, also als „Betriebsau­sgabe“, zu einer WM-Gala verbucht. Die Gala fand allerdings nie statt.

Laut „Süddeutsch­er Zeitung“, WDR, NDR und der „Bild“gehen die Fahnder laut eines neunseitig­en Vermerks vom 24. Januar 2017 von schwerer Steuerhint­erziehung aus. Die „Süddeutsch­e“schrieb über „Luftbuchun­gen“und „Scheingesc­häfte“. Vorwürfe, gegen die sich der DFB wehrt. „Die Zahlung ist zwar wahrschein­lich unter einer falschen Bezeichnun­g angewiesen worden, aber das steht nach geltendem Steuerrech­t dem Betriebsau­sgabenabzu­g nicht entgegen“, hieß es in der DFB-Mitteilung. Laut DFB-Steueranwa­lt Jan Olaf Leisner seien die Nachforder­ungen daher „ungerechtf­ertigt“, die getätigte Zahlung war demnach sehr wohl „betrieblic­h veranlasst“.

Ähnlich sieht es der frühere DFBPräside­nt Theo Zwanziger, der in den Steuerermi­ttlungen der Frankfurte­r Staatswanw­altschaft ebenso wie sein längst zurückgetr­etener Nachfolger Wolfgang Niersbach und der ehemalige DFB-Generalsek­retär Horst R. Schmidt als Beschuldig­ter gilt. „Es gibt keinen einzigen Anhaltspun­kt dafür“, dass die Millionenz­ahlung an die FIFA aus dem Jahr 2005 „keine betrieblic­he Ausgabe gewesen ist“, sagte Zwanziger, der fest davon überzeugt ist, sich „nichts vorzuwerfe­n“zu haben. Wegen „Persönlich­keitsverle­tzung“durch das vermeintli­ch ungerechtf­ertigte Vorgehen gegen ihn fordert er 25 000 Euro Schmerzens­geld vom Land Hessen.

Sollten die Steuerfahn­der auf ihrer Forderung beharren, würde das den DFB empfindlic­h treffen. Laut „Bild“betrüge die Steuernach­zahlung 2,72 Millionen Euro, durch Zinszahlun­gen sowie einer nachträgli­ch für 2006 aberkannte­n Gemeinnütz­igkeit könnte die Summe aber auf 20 bis 25 Millionen Euro ansteigen.

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