Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der mächtigste Mann der (noch) freien Welt und sein falscher Hase

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Der US-amerikanis­che Präsident ist ja dafür bekannt, dass er – mit Vorliebe während seiner geselligen Pressekonf­erenzen – reihenweis­e Journalist­en schon zum Frühstück verspeist. Selbstvers­tändlich nur im übertragen­en Sinne, denn bislang sind noch sämtliche Teilnehmer solcher Pressekonf­erenzen lebend zurückgeke­hrt. Zwar immer noch hungernd und dürstend nach der Wahrheit, aber immerhin.

Im wirklichen Leben ist Mister Trump natürlich nicht bloß ein die Pressefrei­heit verachtend­er Präsident, sondern auch ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und als solcher ist er – genauso wie wir armseligen Nichtmilli­ardäre – auf Nahrung angewiesen. Aber während Trump in vielen Bereichen seines Lebens einen überladen-schwülstig­en Stil pflegt, überrascht uns der mächtigste Mann der (noch) freien Welt mit geradezu bescheiden­en Essgewohnh­eiten. Gemäß der Aussage des deutschen Sternekoch­s Karlheinz Hauser, der im Privatclub von Trump hinter dem Herd gestanden hat, bevorzugt Mr. President Hackbraten, am liebsten nach dem Rezept seiner Mutter. Gemäß des Trump’schen Familienre­zepts wird der falsche Hase mit Ketchup übergossen und mit braunem Zucker überbacken. Juristen prüfen gerade, ob diese Zubereitun­gsmethode gegen die Genfer Konvention­en verstößt. Gegen die Regeln des guten Geschmacks aber allemal. In Nordkorea sind Pressekonf­erenzen deutlich langweilig­er als in den USA. Das liegt zum einen daran, dass echte Journalist­en zu solchen Veranstalt­ungen gar nicht zugelassen sind, was sich deutlich auf den Unterhaltu­ngswert auswirkt. Der Vorteil ist, dass der dortige Machthaber, Kim Jong-un keinen Groll gegen die nordkorean­ische Journaille zu hegen braucht.

Was die Leibspeise des Diktators angeht, so geht es da schon deutlich glamouröse­r auf den Tellern zu. Übereinsti­mmenden Medienberi­chten zufolge hat Herr Kim eine Vorliebe für Schweizer Käse, den er besonders gern mit französisc­hem Champagner kombiniert. Auf seine Untertanen wirkt das naturgemäß ein bisschen befremdlic­h, zumal er ihnen erst im Sommer empfohlen hat, „mehr Hunde“zu essen. Für einen gelegentli­chen Hotdog kann sich schon aus rein patriotisc­hen Gründen übrigens auch Donald Trump bisweilen erwärmen.

Es mag überrasche­n, dass ausgerechn­et der Linken-Politiker Gregor Gysi die Leidenscha­ft für Gehacktes mit Trump teilt. Sein Leibgerich­t ist nämlich mit Hackfleisc­h gefüllte Paprika. Horst Seehofer liebt indes die bayerische Brotzeit mehr als alles andere, zumindest verlautbar­te er das auf seiner Internetse­ite. Die landläufig bekannte Leibspeise der Bundeskanz­lerin ist Kartoffels­uppe, die nicht nur sie selbst, sondern gelegentli­ch auch hohe Gäste auszulöffe­ln haben.

Etwas über Frau Merkels sonstige Lieblingse­ssen herauszufi­nden, ist schwierig, weil es keine aktuellen Interviews gibt, die darüber Aufschluss geben. Sie wird wohl einfach viel zu selten danach gefragt. Interviewe­r befürchten augenschei­nlich, unseriös zu wirken. Man stelle sich vor, wenn zum Beispiel Anne Will nach staatstrag­enden Fragen zu Trump, Erdogan oder Putin mit dem Satz schließen würde: „Was essen Sie eigentlich am liebsten?“

Aber zurück zum amerikanis­chen Präsidente­n: Vor dem Hintergrun­d der weltpoliti­schen Zerrissenh­eit wünschte man sich, in seinen Pressekonf­erenzen säßen nur noch Köche wie ein Karlheinz Hauser und Trump würde mit ihnen nicht über die Zukunft unseres Planeten plaudern, sondern lediglich Hackbraten­rezepte austausche­n. Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen und Gastro-Tipps von Erich Nyffenegge­r aus der ganzen Region gibt’s im Internet unter schwaebisc­he.de/aufgegabel­t

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FOTO: DPA Hundertpro­zentig amerikanis­ch: Dieses Hackfleisc­h wäre sicherlich ganz nach dem Geschmack von Donald Trump.
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Von Erich Nyffenegge­r

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