Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
E-Bikes werden immer sportlicher
Der Trend zum Elektroantrieb hat nach dem Mountainbike nun das Kinderfahrrad erfasst
Elektrofahrrad-Boom und kein Ende in Sicht: In der neuen Fahrradsaison setzt die Branche auf neue Zielgruppen. Das Rad mit Motorunterstützung soll immer mehr als Sportgerät für Mountainbiker, Lastesel für Transporte und sogar als Fahrzeug für Kinder zum Einsatz kommen.
E-Bike für Kinder
Ein neues E-Bike für Kinder feierte bereits bei der Essener Fahrradmesse im Februar Premiere. Nach der Idee von Entwickler Robin Krichel soll das Rad auch Kindern ermöglichen, bei Familienausflügen mitzuhalten, wenn die Eltern bereits auf das Elektrofahrrad umgestiegen sind. Sportbegeisterte Familien müssen dafür jedoch bei Preisen zwischen 1750 Euro und 3500 Euro viel Geld ausgeben. Krichel rät Eltern, den Nachwuchs nicht gleich mit der Höchstgeschwindigkeit von bis zu 25 Stundenkilometern starten zu lassen. Eine speziell für Erwachsene geschriebene Gebrauchsanleitung verrät, wie das Tempo zunächst gedrosselt werden kann.
E-Bike als Ganzjahresfahrrad
Deutlich anders sehe die Situation vor allem bei E-Bikes für Erwachsene aus. Dort gehe es bei vielen Kunden eher um die Leistung als um den Preis. Im Gegensatz zum herkömmlichen Fahrrad werde das Elektrorad dabei zunehmend als Ganzjahresfahrzeug genutzt. „Der E-Bike-Kauf ist eine Grundsatzentscheidung“, meint er. Da werde auch eher ungemütliches Wetter in Kauf genommen. Zunehmend im Angebot sind zudem motorisierte Mountainbikes, während Rennräder mit Antrieb noch eher als Exoten gelten. Selbst die eher für die ältere Generation gedachten Modelle sehen mittlerweile deutlich sportlicher aus, sagt Messe-Projektleiter Abels. Wer das Elektrorad als Transportfahrzeug nutzen wolle, müsse dafür mit Preisen von bis zu 10 000 Euro rechnen.
Helm und gute Felgenbremse
Senioren sollten beim Radfahren in jedem Fall einen Schutzhelm aufsetzen. Das rät der Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Das gilt besonders, wenn ältere Menschen mit einem E-Bike unterwegs sind“, sagte Brockmann der Deutschen Presse-Agentur beim Verkehrsgerichtstag in Goslar. „Denn Senioren haben bei Unfällen mit Elektrofahrrädern ein deutlich größeres Verletzungsrisiko bei Unfällen als jüngere Fahrradfahrer.“Um die Unfallgefahr zu verringern, riet Brockmann Senioren auch dazu, für ihr Elektrofahrrad nicht allzu starke Vorderradbremsen auszuwählen. Bei HightechBremsen genüge oft schon der kleine Finger, um unerwartet eine Vollbremsung auszulösen. Eine Folge könne sein, dass der Fahrer über die Lenkstange nach vorne und dann auf die Fahrbahn geschleudert wird. „Eine gute Felgenbremse reicht deshalb aus“, sagte Brockmann. Derzeit werden dem Unfallforscher zufolge rund 97 Prozent aller E-Bikes von älteren Menschen gekauft. Wegen der demografischen Entwicklung werde die absolute Zahl älterer Radfahrer mit Elektrofahrrädern in den kommenden Jahren weiter zunehmen.
Was Pedelecs von E-Bikes und S-Pedelecs unterscheidet
Elektrische Fahrräder liegen im Trend. Doch was unterscheidet ein Pedelec vom SPedelec? Und was ist dann eigentlich ein E-Bike? Der Überbegriff für alle Gattungen lautet Elektrofahrrad, informieren der Pressedienst Fahrrad (pd-f) und der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Der Volksmund sagt meistens E-Bike, meint dann aber in der Regel ein Pedelec (Pedal Electric Cycle). Sie haben einen Verkaufsanteil von circa 95 Prozent unter allen elektrischen Fahrrädern. Ein Elektromotor unterstützt hier den Radler nur beim Treten bis 25 km/h. Dafür ist weder ein Versicherungskennzeichen
noch ein Helm nötig. Pedelecs dürfen auch auf dem Radweg fahren, denn rechtlich gelten sie als Fahrräder. Das gilt für S-Pedelecs nicht. Sie gelten als Kleinkrafträder (L1e) und können je nach Modell durch einen stärkeren Motor bis zu 45 km/h beim Treten unterstützen. Erforderlich sind ein Führerschein der Klasse AM (M vor 2013), ein Helm sowie ein Versicherungskennzeichen. Wer sie fahren will, muss in der Regel mindestens 16 Jahre alt sein. Pilotprojekte in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bilden bis Ende April 2018 eine Ausnahme für 15Jährige, so der pd-f. Ohne zu treten, lassen sich schließlich die eigentlichen E-Bikes mit einem Hebel oder Gasgriff fahren, in der Regel bis 20 km/h. Für diese Kleinkrafträder sind ein Versicherungskennzeichen und
ein Führerschein der Klasse AM (M vor 2013) nötig. Andere Modelle fahren bis 25 und 45 km/h schnell, für sie gilt dann außerdem eine Helmpflicht. Es handelt sich insgesamt um eine besonders kleine Gruppe, die laut pd-f weniger als ein Prozent der elektrischen Fahrräder ausmacht. Diese E-Bikes durften bislang nur dann auf Radwegen fahren, wenn das Schild „Mofa frei“vorhanden war. Durch eine Novelle der Straßenverkehrsordnung gibt es für sie ab sofort ein eigenes Schild, das ein stilisiertes Fahrrad mit Ladekabel zeigt. Es lässt diese E-Bikes sowie E-Mopeds mit elektrischem Antrieb bis 25 km/h zu. Weiteres zu diesem Thema im Internet: ADFC-Definition der Elektrorad-Typen unter www.adfc.de/pedelecs/ elektrorad-typen/elektrorad-typen.