Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Basilika hält schwächeren Erdbeben stand
Nach Erschütterungen in der Schweiz: Kirche steht auf sicherem Fundament – dennoch hat sie einige Risse
WEINGARTEN - Eineinhalb Wochen ist es her, dass in der Schweiz die Erde bebte und die Erschütterungen auch in Oberschwaben spürbar waren. Da könnte man meinen, dass das auch Auswirkungen auf alte Gebäude, wie die Basilika in Weingarten hat. Das sei nicht der Fall, beruhigt Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen Ravensburg. „Das war so gering. Da sind wir auf der sicheren Seite. Da hätte schon mehr kommen müssen“, sagt er. „Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten keine Schäden durch Erdbeben festgestellt.“Aufgrund der Bauweise gibt es dennoch kleinere Risse im Mauerwerk, die mittelfristig Fresken und Wandverzierungen beschädigen könnten.
Daher wird die Basilika regelmäßig kontrolliert, auch sollen die Risse zeitnah ausgebessert werden. Als Ursache hat Zettler dabei die großen Spannweiten und enormen Höhen ausgemacht. Außerdem habe man in der Bauzeit um 1715 nur beschränkte technische Möglichkeiten gehabt. „Die Baumeister hatten kein Rechenprogramm wie die heutigen Statiker. Die haben das im Gefühl gehabt“, sagt Zettler. Daran gemessen sei der Bau der Basilika sehr gelungen, aber hinsichtlich der kleinen Risse „auf Hunderte von Jahren nicht so nachhaltig.“
Dennoch bewege man sich im Millimeterbereich, der die Grundsubstanz der Kirche nicht gefährde. „Da muss niemand Angst haben, dass ein Gewölbe einstürzt“, unterstreicht der Amtsleiter, der in den Landkreisen Ravensburg, Sigmaringen und Bodenseekreis rund 500 Gebäude verantwortet. „Da haben wir andere historische Bauwerke, die nicht so gut gegründet sind“, erklärt Zettler, der aber auch betont: „In unserem Zuständigkeitsbereich haben wir nichts, wo man sich Sorgen machen müsste.“
Denn grundsätzlich stehe die Basilika auf einem guten Fundament. Zettler geht dabei von einer Bauweise mit Eichenpfählen aus, die, zehn bis 20 Meter auseinander aufgestellt, das Fundament bilden. „Bauwerke aus dieser Zeit sind häufig mit Eichenpfählen gegründet. Das ist sehr erschütterungsfrei – eine gute Gründung“, befindet Zettler. Auch der Baugrund sei mit Schichten aus Sand und Kies gut beschaffen und dadurch im Gegensatz zu Lehmboden sehr belastungsfähig.
Erdbeben-Nachweis von 1930 Diese Standhaftigkeit brauchte die Basilika auch schon vor einem knappen Jahrhundert. So hat der städtische Archivar Uwe Lohmann Unterlagen ausgegraben, die ein Erdbeben im Jahr 1930 belegen. „...wie wenn man einen schweren Gegenstand in der Nähe auf die Straße gestürzt hätte“, schrieb Polizeiwachtmeister J. Vogt am 8. Oktober 1930 in seiner Mitteilung an den Erdbebendienst des statistischen Landesamtes. Um 0.28 Uhr soll die Erde gebebt haben.
Damit das Vorgehen genau protokolliert werden konnte, hatte es damals extra einen vorgefertigten Fragebogen von der Behörde gegeben. Dort wurde unter anderem der Ort abgefragt, an dem sich der Beobachter stehend, sitzend oder liegend befunden hatte. Der Wachtmeister gab das Erdgeschoss des Rathauses an, in dem die Polizei damals ihren Posten hatte – sitzend. Auf die Frage, auf welchem Boden sich die Beobachtungsstelle befinde – Ebene? Hang? Talsohle? Fels? Schuttboden? Sumpfiger Boden? –, antwortete Vogt pflichtbewusst: „Auf der Ebene im Schussental.“
„Kurze Rückle“Dennoch habe man keine weiteren Auswirkungen gespürt. Auch die Fragen nach Erschütterungen in einem Bergwerk oder Licht- und Feuererscheinungen konnte der Wachtmeister getrost übergehen. Zudem seien keine anderen Beben gespürt worden, doch hätten viele andere Personen das Beben auch wahrgenommen. Daher wurde er bei der Beschreibung von Zahl, Art, Aufeinanderfolge, Dauer und Richtung der Bewegungen konkret. „Zwei mit geringem Abstand aufeinanderfolgende kurze Rückle“, schrieb Wachtmeister Vogt.
Die Basilika in einer 360-Grad-Ansicht gibt es auf: www.facebook.com/ schwaebische.oberschwaben/