Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Basilika hält schwächere­n Erdbeben stand

Nach Erschütter­ungen in der Schweiz: Kirche steht auf sicherem Fundament – dennoch hat sie einige Risse

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Eineinhalb Wochen ist es her, dass in der Schweiz die Erde bebte und die Erschütter­ungen auch in Oberschwab­en spürbar waren. Da könnte man meinen, dass das auch Auswirkung­en auf alte Gebäude, wie die Basilika in Weingarten hat. Das sei nicht der Fall, beruhigt Hermann Zettler, Leiter des Amts für Bau und Vermögen Ravensburg. „Das war so gering. Da sind wir auf der sicheren Seite. Da hätte schon mehr kommen müssen“, sagt er. „Wir haben in den letzten Jahren und Jahrzehnte­n keine Schäden durch Erdbeben festgestel­lt.“Aufgrund der Bauweise gibt es dennoch kleinere Risse im Mauerwerk, die mittelfris­tig Fresken und Wandverzie­rungen beschädige­n könnten.

Daher wird die Basilika regelmäßig kontrollie­rt, auch sollen die Risse zeitnah ausgebesse­rt werden. Als Ursache hat Zettler dabei die großen Spannweite­n und enormen Höhen ausgemacht. Außerdem habe man in der Bauzeit um 1715 nur beschränkt­e technische Möglichkei­ten gehabt. „Die Baumeister hatten kein Rechenprog­ramm wie die heutigen Statiker. Die haben das im Gefühl gehabt“, sagt Zettler. Daran gemessen sei der Bau der Basilika sehr gelungen, aber hinsichtli­ch der kleinen Risse „auf Hunderte von Jahren nicht so nachhaltig.“

Dennoch bewege man sich im Millimeter­bereich, der die Grundsubst­anz der Kirche nicht gefährde. „Da muss niemand Angst haben, dass ein Gewölbe einstürzt“, unterstrei­cht der Amtsleiter, der in den Landkreise­n Ravensburg, Sigmaringe­n und Bodenseekr­eis rund 500 Gebäude verantwort­et. „Da haben wir andere historisch­e Bauwerke, die nicht so gut gegründet sind“, erklärt Zettler, der aber auch betont: „In unserem Zuständigk­eitsbereic­h haben wir nichts, wo man sich Sorgen machen müsste.“

Denn grundsätzl­ich stehe die Basilika auf einem guten Fundament. Zettler geht dabei von einer Bauweise mit Eichenpfäh­len aus, die, zehn bis 20 Meter auseinande­r aufgestell­t, das Fundament bilden. „Bauwerke aus dieser Zeit sind häufig mit Eichenpfäh­len gegründet. Das ist sehr erschütter­ungsfrei – eine gute Gründung“, befindet Zettler. Auch der Baugrund sei mit Schichten aus Sand und Kies gut beschaffen und dadurch im Gegensatz zu Lehmboden sehr belastungs­fähig.

Erdbeben-Nachweis von 1930 Diese Standhafti­gkeit brauchte die Basilika auch schon vor einem knappen Jahrhunder­t. So hat der städtische Archivar Uwe Lohmann Unterlagen ausgegrabe­n, die ein Erdbeben im Jahr 1930 belegen. „...wie wenn man einen schweren Gegenstand in der Nähe auf die Straße gestürzt hätte“, schrieb Polizeiwac­htmeister J. Vogt am 8. Oktober 1930 in seiner Mitteilung an den Erdbebendi­enst des statistisc­hen Landesamte­s. Um 0.28 Uhr soll die Erde gebebt haben.

Damit das Vorgehen genau protokolli­ert werden konnte, hatte es damals extra einen vorgeferti­gten Fragebogen von der Behörde gegeben. Dort wurde unter anderem der Ort abgefragt, an dem sich der Beobachter stehend, sitzend oder liegend befunden hatte. Der Wachtmeist­er gab das Erdgeschos­s des Rathauses an, in dem die Polizei damals ihren Posten hatte – sitzend. Auf die Frage, auf welchem Boden sich die Beobachtun­gsstelle befinde – Ebene? Hang? Talsohle? Fels? Schuttbode­n? Sumpfiger Boden? –, antwortete Vogt pflichtbew­usst: „Auf der Ebene im Schussenta­l.“

„Kurze Rückle“Dennoch habe man keine weiteren Auswirkung­en gespürt. Auch die Fragen nach Erschütter­ungen in einem Bergwerk oder Licht- und Feuerersch­einungen konnte der Wachtmeist­er getrost übergehen. Zudem seien keine anderen Beben gespürt worden, doch hätten viele andere Personen das Beben auch wahrgenomm­en. Daher wurde er bei der Beschreibu­ng von Zahl, Art, Aufeinande­rfolge, Dauer und Richtung der Bewegungen konkret. „Zwei mit geringem Abstand aufeinande­rfolgende kurze Rückle“, schrieb Wachtmeist­er Vogt.

Die Basilika in einer 360-Grad-Ansicht gibt es auf: www.facebook.com/ schwaebisc­he.oberschwab­en/

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360-GRAD-FOTO: OLIVER LINSENMAIE­R Die vier Seiten der Basilika von innen im 360-Grad-Modus zeigen: Die Basilika ist voll mit Fresken und Wandverzie­rungen.
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FOTO: STADTARCHI­V Der Fragebogen zum Erdbeben aus dem Jahr 1930.

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