Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zweckverband Breitbandversorgung vergibt Netzbetrieb
Firma NetcomBW soll Leitungen binnen maximal zehn Monaten aktivieren – Ausbau in Bad Waldsee und Aulendorf
KREIS RAVENSBURG - Der Zweckverband Breitbandversorgung im Landkreis Ravensburg hat ein Telekommunikationsunternehmen für sein Netz gefunden und den Betrieb an die NetcomBW mit Sitz in Ellwangen vergeben. Bis die Firma ihren potenziellen Kunden in den Verbandsgemeinden allerdings tatsächlich ein Angebot macht, kann es unter Umständen noch eine Weile dauern. Die Tochterfirma der EnBW hat ab Vertragsabschluss bis zu zehn Monate Zeit, um alle Leitungen in Betrieb zu nehmen. Derzeit wartet der Zweckverband auf die formale Freigabe durch die Bundesnetzagentur, bevor der Vertrag unterschieben werden kann. Eine Prioritätenliste, in welchen Zweckverbands-Gemeinden zuerst schnelles Internet angeboten wird, soll noch festgelegt werden.
„Altes“Netz wird übernommen Der Vertrag sieht vor, dass der neue Betreiber sechs Monate Zeit hat, um Interessenten ans Netz zu bringen. Nur dort, wo bereits Glasfaserkabel direkt bis ans Haus gelegt wurde, hat er maximal zehn Monate Zeit. Das von der NetcomBW zu bewirtschaftende Zweckverbandsnetz umfasst zum einen das 2010 ausgebaute „alte“Netz der ersten „Urverbandsgemeinden“. Dieses wird derzeit noch unter der Marke Neckarcom angeboten, die Firma ist aber bereits im September 2016 in der NetcomBW aufgegangen. Der alte Bewirtschaftungsvertrag läuft noch bis Ende 2018. Dazu übernimmt die NetcomBW alle seit 2012 gebauten Leitungen sowie die Netzstücke, die über den Zweckverband in den einzelnen Gemeinden in den kommenden drei Jahren sicher ausgebaut werden. Dazu gehören etwa auch Ausbaupläne für Bad Waldsee und Aulendorf.
Im April will der Zweckverband die Tiefbauarbeiten für die nächsten Ausbauprojekte ausschreiben. Dazu zählt, wie Zweckverbandsgeschäftsführer Roland Fuchs (Bürgermeister in Königseggwald) mitteilt, auch die Breitband-Trasse von Bergatreute nach Bad Waldsee, über die die Gewerbegebiete Waldsee Nord, Wasserstall und Steinach sowie Ankenreute, Volkertshaus, Mittelurbach, Unterurbach, Hittisweiler, Mennisweiler und Ehrensberg angeschlossen werden sollen. Für Aulendorf wird die Verlegung von Glasfaserkabel von Tannweiler bis zur Überlandleitung bei Eisenfurt ausgeschrieben. Auch der Lückenschluss zwischen Münchenreute und Segelbach ist dabei. Der Baubeginn sei jeweils für spätestens Juli vorgesehen, so Fuchs.
Pacht im sechsstelligen Bereich Die Pacht, die der Zweckverband für sein Netz bekommt, beruht zum einen auf einer fixen Gebühr pro Kilometer Backbone-, also Hauptglasfaserleitung. Sie hängt aber auch davon ab, wie viele Verträge zwischen NetcomBW und Kunden tatsächlich zustande kommen – und damit von der Bereitschaft der Internetnutzer, den Anbieter zu wechseln. Ein schwer zu kalkulierender Posten, weshalb Verbandsvorsitzender Oliver Spieß (Bürgermeister in Fronhofen) bei Aussagen zur genauen Höhe zurückhaltend ist. „Wir rechnen mit einer niedrigen sechsstelligen Summe.“Für das „alte“Netz erhält der Zweckverband rund 10 000 Euro Pacht jährlich. Für das neue Netz wird es damit deutlich mehr. „Die schwarze Null, die wir uns in 10 bis 15 Jahren erhoffen, ist machbar“, sagt Spieß.
Der Zweckverband rechnet in den kommenden Wochen mit der Freigabe durch die Bundesnetzagentur. Ende März steht dann ein Koordinierungsgespräch mit der Firma NetcomBW an, bei dem es auch um die Priorisierung gehen wird. Konkret könne er es noch nicht benennen, aber es sei davon auszugehen, so Spieß, dass zunächst die Leitungen der Gemeinden in Betrieb gingen, die seit dem Ausbau am längsten warten. Abhängig sei die Reihenfolge aber auch von der technischen Umsetzbarkeit. Dazu kommt, dass der Zweckverband sein Netz zusammen mit dem der Breitbandversorgungsgesellschaft im Kreis Sigmaringen (BLS) ausgeschrieben hatte, um über ein größeres Angebotsvolumen den Betrieb attraktiver zu machen. Die Interessen der BLS werden bei der Priorisierung berücksichtigt.