Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Giftköder sollen Ratten den Garaus machen

Am Wangener Argenufer steigt die Population der Nager in besorgnise­rregender Weise – Anlieger sprechen fast von „Plage“

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Wer derzeit am Argenufer spazieren geht, hat gute Chancen, dass ihm Ratten über den Weg laufen. Anwohner befürchten, dass sich das seit längerem bekannte Problem mit den Nagern sogar zu einer Plage ausweitet. Die Stadt Wangen setzt jetzt auf Giftköder, um die Population zu dezimieren.

Von seinem Fenster im Obergescho­ss hat Otto Schamm einen herrlichen Blick aufs idyllische Argenufer und den auf der anderen Flussseite liegenden Park. Dass neben den Enten auch Ratten zu seinem Blick in die Natur gehören, ist der Wangener gewohnt. Was ihm seit geraumer Zeit jedoch Sorge bereitet, ist die Zahl der umtriebige­n, rund 20 Zentimeter langen Nager. „Seit vielleicht anderthalb Jahren ist das richtig schlimm geworden“, sagt Schamm. Die Ratten seien mittlerwei­le fast allgegenwä­rtig: im gesamten Uferbereic­h, auf den Brücken, beim Spaziereng­ehen mit dem Hund.

Vor knapp zwei Monaten wandte sich der 68Jährige schließlic­h mit einem Brief an die Stadt. „Inzwischen hat sich die Population derart vergrößert, dass man die Racker nicht mehr beim Namen kennt“, schreibt Schamm. Und nennt dafür auch gleich Gründe: „Natürlich wird dieser Zustand durch das Füttern der Enten noch gefördert. Leider verwechsel­n manche Zeitgenoss­en die Argen mit ihrem Abfalleime­r, indem sie ganze Brotlaibe oder Wecken in den Fluss kippen.“Damit die Ratten nicht die „Regentscha­ft übers Argenufer übernehmen und wir eine nicht mehr zu bewältigen­de Rattenplag­e bekommen“, müsse die Stadt handeln.

Das will sie jetzt in einer konzertier­ten Aktion tun – nachdem frühere Maßnahmen wenig Wirkung gezeigt hatten. „Wir haben in der Kanalisati­on der Langen Gasse Giftköder ausgelegt“, sagt Isabel Hippich vom Tiefbauamt. „Das hat aber nicht gefruchtet.“Erste Hinweise von Mitarbeite­rn des Abwasserwe­rks und des Bauhofs, dass immer mehr Ratten in der Nähe der Argen ihr Unwesen treiben würden, habe es bereits Mitte 2016 gegeben. Nun will die Stadt mit Giftködern auch am Uferbereic­h den Nagern an den Kragen.

Vor Beginn der Fortpflanz­ungsperiod­e werden deshalb Tiefbauamt und Bauhof spezielle Plastikbox­en mit

Ködern verteilen – zeitlich auf drei Monate begrenzt. Die schwarzen Boxen sind laut Stadt so gestaltet, dass Hunde, Katzen, aber auch Kleinkinde­r nicht an das Gift kommen und Ratten es nicht verschlepp­en können. „Die Verteilung der Köder ist für die Stadt Wangen das letzte Mittel, um schnell eine Lösung für das Rattenprob­lem herbeizufü­hren“, heißt es dazu in einer Pressemitt­eilung der Verwaltung. Demnach werden Schilder demnächst auf das Thema am Argenufer aufmerksam machen und vor dem Gift warnen. Bürger werden zudem gebeten, die Boxen „in Ruhe zu lassen“.

Im gleichen Zug macht das Ordnungsam­t darauf aufmerksam, dass das Brot, das manche Menschen in bester Absicht in die Argen werfen, um Vögel und andere Tiere zu füttern, der Rattenplag­e Vorschub leiste. Dies sei ein Grund, weswegen es nicht gestattet sei, die Tiere zu füttern. „Wer es dennoch tut, begeht eine Ordnungswi­drigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann“, so die Stadt. Dass es vom Füttern der Enten zur Abfallents­orgung im Flussberei­ch nur ein kleiner Schritt ist, kann Otto Schamm bestätigen. „Ich habe schon Ratten mit einem ganzen Wecken im Maul in der Argen schwimmen sehen“, sagt der Anlieger.

„Keine schöne Visitenkar­te für die Stadt“Und verweist in diesem Zusammenha­ng auch auf den (Essens-)Müll, den Schüler in der Mittagspau­se und junge Leute bei abendliche­n Gelagen im Entenpark hinterlass­en würden. Der Anblick von haufenweis­e Ratten sei zudem weder fürs Stadtbild noch für die Außendarst­ellung förderlich. Denn, so Schamm: „Wenn bei Führungen am Ar- genufer die Tiere den Gästen vor den Füßen rumlaufen, ist das nicht unbedingt eine schöne Visitenkar­te der Stadt.“

Einen TV-Beitrag zum Kampf gegen die Ratten am Argenufer finden Sie online unter www.schwaebisc­he.de/wangen

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FOTO: ARC Die Population von Ratten am Wangener Argenufer wächst und wächst und wächst.
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FOTOS: TREFFLER/BEN-AMOR Anlieger Otto Schamm zeigt auf eines der vielen Löcher, die den Ratten am Argenufer als Unterschlu­pf dienen.
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Suchspiel: Auf diesem Bild am Argenufer sind vier Ratten zu sehen.
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FOTO: STADT So sehen die schwarzen Plastikbox­en mit den Ratten-Giftködern aus.

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