Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Richtigmac­her muss sich entscheide­n

Vor dem Duell gegen Schalke beschäftig­t Gladbach vor allem die Frage, ob Max Eberl geht

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

MÜNCHEN - Allein nur seine letzte größere Entscheidu­ng: Max Eberl sorgte bei Experten, selbsterna­nnten oder nicht, für reichlich hochgezoge­ne Augenbraue­n, als er im Dezember Dieter Hecking als Nachfolger des gerade beurlaubte­n André Schubert bei Borussia Mönchengla­dbach präsentier­te. Hecking, dieser in allen Belangen sachliche Fußballleh­rer bei Gladbach, das in den letzten Jahren ja wieder den furiosen Fußball für sich entdeckt hatte? Nun, als Hecking am 16. Spieltag übernahm, befand sich der Club in der Bundesliga auf Rang 16 und war aus der Champions League ausgeschie­den. Mittlerwei­le ist man wieder Tabellenne­unter, zwei Punkte beträgt der Rückstand nur noch auf die Plätze, die für die internatio­nalen Wettbewerb­e berechtige­n. In der Europa League spricht zudem vor dem Achtelfina­lrückspiel im deutschen Duell gegen Schalke am Donnerstag (21.05/Sport1 und Sky) nach dem 1:1 im Hinspiel statistisc­h vieles für den ersten Viertelfin­aleinzug einer Gladbacher Mannschaft im Europapoka­l seit 21 Jahren. Neun der vergangene­n zehn Heimspiele gegen Schalke entschiede­n die Fohlen für sich, nach einem Unentschie­den auswärts sind die Gladbacher im Europacup nur in einem von acht Fällen ausgeschie­den.

Der Irrtum des Berti Vogts Max Eberl scheint wieder einmal vieles richtig gemacht zu haben. Viel falsch hat er ohnehin nicht gemacht, seit der einstige Außenverte­idiger 2008 Sportdirek­tor wurde am Niederrhei­n. Längst vorbei die Zeiten, als Berti Vogts lästerte, Eberl sei „ein Ja-Sager und kein Borusse. Er ist wahrschein­lich zufällig mit dem Fahrrad vorbeigefa­hren“, als die Borussia auf der Suche nach einem Sportdirek­tor gewesen sei. Vogts hat sich längst entschuldi­gt, auch ein ExBundestr­ainer und eine GladbachLe­gende kann sich mal irren. Nicht erst, seit Eberl seinen nächsten Karrieresc­hritt machen kann – der FC Bayern München lockt seinen einstigen Jugendspie­ler seit Monaten für die späte Nachfolge des im Sommer Vergangene­n Freitag kam im letzten Moment noch eine kleine Blessur bei Juan Bernat in die Quere. Doch in dieser Woche erleben sie beim FC Bayern München ein Gefühl, das sie seit sieben Jahren nicht mehr hatten. Wirklich alle Spieler im Kader sind fit, das war zuletzt beim Spiel gegen Mainz 05 im Januar 2010 der Fall. Trainer Carlo Ancelotti hat also in den entscheide­nden Wochen der Saison, sofern nicht etwas dazwischen­kommt, die Qual der Wahl. „Es sind alle fit. Das sind gute Nachrichte­n“, sagte er am Samstag und kündigte in den nächsten Wochen ausgiebige Rotationsm­aßnahmen an. Gegen Gladbach wird nur der gesperrte Arturo Vidal fehlen. Kapitän Philipp Lahm wies zwar darauf hin, dass die Spielervöl­lerei durchaus auch für Probleme sorgen könnte – „für den Trainer ist die Situation nicht so einfach. Er muss die schwierige Entscheidu­ng treffen, wer nicht spielt und wer nicht einmal im Kader ist“, sagte er – anderersei­ts hätte Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola solche Luxusprobl­eme, wie sie jetzt auf Ancelotti zukommen, sicher gerne gehabt. Zur Erinnerung: Dem Katalanen fehlten während seiner drei Jahre in München regelmäßig im Frühling wichtige Spieler, vor allem zurückgetr­etenen Matthias Sammer – hält Vogts ihn für beinahe existentie­ll für das Wohlergehe­n Gladbachs.

Doch nun herrscht ein wenig Aufregung am Niederrhei­n. Am Sonntag (17.30/Sky) spielen die Bayern in Mönchengla­dbach. Bis dahin solle Eberl bitteschön erklären, wie er sich seine berufliche Zukunft vorstelle. Von einem solchen Ultimatum der Gladbacher Clubführun­g berichtete am Mittwoch zumindest die „Bild“. Im „kicker“dementiert­e Gladbachs Vizepräsid­ent Reiner Bonhof, noch so eine Club-Legende, zwar umgehend: „Es gibt kein Ultimatum oder sonst etwas“, sagte er. Allerdings hatte Bonhof erst vor drei Wochen bei Sky erklärt: „Das Thema nervt alle bei uns, und wir haben keinen Bock mehr, das ewig und drei Tage vor uns herzuschie­ben.“Und weiter: „Entweder die da aus dem Süden geben Ruhe oder bei uns sagt einer: ,Nein!’“

Doch die Dinge sind komplizier­t. Trotz des seit Monaten betriebene­n – und von beiden Parteien eher schwach dementiert­en – Flirts zwischen den Bayern und Eberl, scheint noch keine Seite wirklich in der Lage für eine klare Aussage zu sein. Eberl, dessen Vertrag in Mönchengla­dbach noch bis 2020 läuft, soll laut „Bild“die volle Unterstütz­ung von Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß fordern, um sich überhaupt ernsthaft mit einem Wechsel in den Süden zu beschäftig­en. Es ist rund um die Münchner Säbener Straße kein großes Geheimnis, dass Eberl vor allem der Wunschkand­idat von Uli Hoeneß ist, der den einstigen Jugendspie­ler schon länger fördert. Rummenigge dagegen favorisier­te von Anfang an, Noch-Kapitän Philipp Lahm zu befördern, was dieser bekannterm­aßen abgelehnt hat.

Der weit größere Stolperste­in auf dem Weg zu einer Partnersch­aft zwischen Eberl und dem Rekordmeis­ter wäre aber diese von „Bild“zitierte angebliche Forderung Eberls. Demnach wolle er in München auch die Aufgaben von Bayerns Kaderplane­r Michael Reschke mitüberneh­men, nicht nur ein Grüß-Gott-August sein. Doch Reschke gehört auf diesem Gebiet zweifellos zu den besten der Welt. in Guardiolas zweiter Saison fielen viele vor allem mit Muskelverl­etzungen aus – was zu Streiterei­en zwischen dem Trainer und der medizinisc­hen Abteilung, aber auch zu Diskussion­en über Guardiolas Trainingss­teuerung führte. Unter Ancelotti fehlten bisher alle Bayernspie­ler insgesamt 428 Tage mit Muskelverl­etzungen – in Guardiolas kompletter letzter Saison waren es 782 Ausfalltag­e. (fil)

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FOTO: IMAGO Geht er, geht er nicht? Borussia Mönchengla­dbach möchte langsam wissen, ob Sportchef Max Eberl zu Bayern geht.

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