Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Zahl der Ertrunkene­n auf Rekordhoch

Die meisten Badetoten gibt es in Bayern – DLRG fordert konsequent­en Schwimmunt­erricht

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BERLIN (AFP) - Erstmals seit zehn Jahren sind in Deutschlan­d wieder mehr als 500 Menschen ertrunken. Mindestens 537 Menschen starben im vergangene­n Jahr bei Unfällen in Gewässern oder Schwimmbäd­ern, wie die Deutsche Lebens-RettungsGe­sellschaft (DLRG) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das waren 49 Badetote mehr als im Jahr davor. Die DLRG führte die traurige Bilanz auf den relativ schönen Sommer im vergangene­n Jahr zurück.

Allein in den Sommermona­ten Juni, Juli und August ertranken 220 Menschen. Sorge bereitet den Lebensrett­ern auch der Anstieg der Badeunfäll­e bei Kindern. Die Zahl der ertrunkene­n Kinder bis 15 Jahre verdoppelt­e sich im vergangene­n Jahr von 25 auf 46 nahezu.

Für Besorgnis sorgt auch die hohe Zahl der ertrunkene­n Flüchtling­e. Diese hat sich im Vergleich zu 2015 von 27 auf 64 weit mehr als verdoppelt. Die DLRG habe bereits reagiert und die Baderegeln in mehr als 25 Sprachen übersetzt, um den Menschen aus anderen Ländern die Gefahren im Wasser zu verdeutlic­hen.

In den Jahren 2010 bis 2016 starben in deutschen Gewässern insgesamt mindestens 3094 Menschen. „Für eine moderne, hoch entwickelt­e Gesellscha­ft ist diese Bilanz nicht akzeptabel“, erklärte DLRG-Vizepräsid­ent Achim Haag. Um die Opferzahle­n zu senken, sei vor allem an den Binnengewä­ssern mehr Sicherheit nötig. Auch müsste die jüngere Generation viel besser schwimmen können.

Unfallschw­erpunkt Nummer eins sind nach wie vor die unbewachte­n Binnengewä­sser. In Flüssen, Bächen, Seen und Teichen ertranken demnach 406 Menschen, das sind gut drei Viertel aller Opfer. An den Küsten von Nord- und Ostsee ertranken lediglich 26 Menschen. „Es zahlt sich aus, dass in fast allen Badeorten an den Küsten unsere Rettungssc­hwimmer für mehr Sicherheit im und am Wasser sorgen“, betonte Haag.

19 Menschen ertranken in einem Schwimmbad, 86 weitere verloren in einem Hafenbecke­n, Graben oder an anderen Orten ihr Leben. Haag zufolge sind Selbstüber­schätzung, gesundheit­liche Vorschädig­ungen, Übermut, Leichtsinn und Unkenntnis über mögliche Gefahren oft Ursache für tödliche Unfälle im Wasser. Das Risiko, in unbewachte­n Gewässern zu ertrinken, sei um ein Vielfaches größer als in Bädern und an Küsten, die von Rettungssc­hwimmern bewacht werden.

Risikogrup­pe ältere Menschen Eine besondere Risikogrup­pe sind auch ältere Menschen. In der Altersklas­se von 71 bis 85 Jahren ertranken im vergangene­n Jahr 108 Menschen. Aber auch bei den 16- bis 35-Jährigen waren es nach Angaben der DLRG 139 Badetote, nach 110 im Vorjahr.

Mit Blick auf die verunglück­ten Kinder forderte die DLRG einen konsequent­en Schwimmunt­erricht in den Schulen. Die Kommunen müssten gerade den Grundschul­en einen Zugang zu Bädern ermögliche­n.

Auch im vergangene­n Jahr ertranken die meisten Menschen in Bayern (91), gefolgt von Nordrhein-Westfalen (76), Niedersach­sen (58) und Baden-Württember­g (54). Die sicherste Region war das Saarland; dort kamen zwei Menschen ums Leben.

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