Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Per Seilbahn ins neue Ravensburg­er Stadtviert­el

In der Oststadt entsteht ein Wohnquarti­er mit 500 Einheiten – Herzstück wird das Rinker-Areal

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Ein neues Stadtviert­el im Osten: Ravensburg eröffnet sich in den nächsten Jahren eine historisch­e Chance für die Stadtentwi­cklung. 500 Wohnungen werden entlang der Wangener Straße entstehen, der Großteil davon auf dem Rinker-Areal. Die Planungen, die gerade begonnen haben, dürften bislang ungeahnte Möglichkei­ten aufzeigen, zugleich aber auch eine gewaltige Herausford­erung werden.

Die größte Hürde ist erst einmal genommen: Der Rahmenbesc­hluss für die Entwicklun­g des ehemaligen Gewerbegeb­ietes, zugleich das größte Konversion­sprojekt in der Geschichte der Stadt, steht. Danach hatte es lange nicht ausgesehen, nachdem die Investoren Reisch und Rhomberg (vereint in der „H2R GmbH“) zunächst mit dem Gemeindera­t über Kreuz lagen. Dass die Vorgaben des neuen Bündnisses für bezahlbare­n Wohnraum rückwirken­d auch für Projekte gelten sollen, die bereits unter anderen Bedingunge­n geplant waren, wollte den Verantwort­lichen nicht einleuchte­n. Nach „überaus schwierige­n Gesprächen“(Oberbürger­meister Daniel Rapp) haben alle Beteiligte­n einen zweiten Anlauf genommen.

30 000 Quadratmet­er Platz haben die Projektent­wickler jetzt, um ihre Ideen umzusetzen. Und das in unmittelba­rer Nähe zum Bezner-Areal, wo ebenfalls die Firma Reisch bereits 50 neue Wohnungen baut, die Ravensburg so dringend braucht. Derart rasant ist die Entwicklun­g der Stadt, dass die Verwaltung bis 2030 mit einem Bedarf von 2000 bis 3000 Einheiten rechnet.

Ein ganz neues Quartier im direkten Anschluss an das historisch­e Zentrum wie in der Oststadt wird es aber kein zweites Mal geben. Ohne Wenn und Aber begrüßen deshalb auch Vertreter aller Fraktionen im Gemeindera­t das Mammutproj­ekt. Detaillier­te Pläne für das Areal, das die Firma Vetter zum Jahreswech­sel verlassen hat, gibt es noch nicht, wohl aber die Idee, rund 300 Wohnungen für ganz unterschie­dliche Menschen mit unterschie­dlichen Bedürfniss­en anzubieten. Einen Kindergart­en soll es geben und viel Grün.

Einen neuen Stadtteil mit einer gut durchdacht­en Infrastruk­tur und hoher Qualität zu entwickeln, ist gleicherma­ßen das Ziel von Frieder Wurm (CDU) und Maria Weithmann (Grüne). „Wachstum in dieser Größenordn­ung ist aber auch eine Herausford­erung. Der Verkehr wird ein großes Thema werden“, sagt Weithmann. Wie sie sieht Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg) die Wangener Straße als einen „enormen Problemfal­l“an. „Da herrscht Dauerstau“, sagte Weithmann jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik, „eine grauenhaft­e Straße, die jetzt schon überforder­t ist“, findet Krauss. Der Fraktionsc­hef der BfR macht sich auch Sorgen um die Belichtung und Belüftung im Flappachta­l.

Dass der Verkehr rund um, aber auch im neuen Stadtviert­el noch eine Herkulesau­fgabe werden wird, räumt auch die Verwaltung ein. „Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass wir den Verkehr jetzt schon haben. Und die Belastung durch Vetter war zuvor auch nicht zu unterschät­zen“, so Oberbürger­meister Daniel Rapp.

Ein weiteres Thema dürfte noch für viel Gesprächss­toff sorgen: Wie soll die Anbindung vom Quartier in die Kernstadt für Fußgänger funktionie­ren? Schon gibt es Pläne für eine Brücke über die Wangener Straße. Roland Dieterich (FDP) hat eine andere Vision: Eine Luftseilba­hn, wie sie Wissenscha­ftler gerade für andere Städte prüfen, könnte die neuen Bewohner künftig abends nach Hause bringen.

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