Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Per Seilbahn ins neue Ravensburger Stadtviertel
In der Oststadt entsteht ein Wohnquartier mit 500 Einheiten – Herzstück wird das Rinker-Areal
RAVENSBURG - Ein neues Stadtviertel im Osten: Ravensburg eröffnet sich in den nächsten Jahren eine historische Chance für die Stadtentwicklung. 500 Wohnungen werden entlang der Wangener Straße entstehen, der Großteil davon auf dem Rinker-Areal. Die Planungen, die gerade begonnen haben, dürften bislang ungeahnte Möglichkeiten aufzeigen, zugleich aber auch eine gewaltige Herausforderung werden.
Die größte Hürde ist erst einmal genommen: Der Rahmenbeschluss für die Entwicklung des ehemaligen Gewerbegebietes, zugleich das größte Konversionsprojekt in der Geschichte der Stadt, steht. Danach hatte es lange nicht ausgesehen, nachdem die Investoren Reisch und Rhomberg (vereint in der „H2R GmbH“) zunächst mit dem Gemeinderat über Kreuz lagen. Dass die Vorgaben des neuen Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum rückwirkend auch für Projekte gelten sollen, die bereits unter anderen Bedingungen geplant waren, wollte den Verantwortlichen nicht einleuchten. Nach „überaus schwierigen Gesprächen“(Oberbürgermeister Daniel Rapp) haben alle Beteiligten einen zweiten Anlauf genommen.
30 000 Quadratmeter Platz haben die Projektentwickler jetzt, um ihre Ideen umzusetzen. Und das in unmittelbarer Nähe zum Bezner-Areal, wo ebenfalls die Firma Reisch bereits 50 neue Wohnungen baut, die Ravensburg so dringend braucht. Derart rasant ist die Entwicklung der Stadt, dass die Verwaltung bis 2030 mit einem Bedarf von 2000 bis 3000 Einheiten rechnet.
Ein ganz neues Quartier im direkten Anschluss an das historische Zentrum wie in der Oststadt wird es aber kein zweites Mal geben. Ohne Wenn und Aber begrüßen deshalb auch Vertreter aller Fraktionen im Gemeinderat das Mammutprojekt. Detaillierte Pläne für das Areal, das die Firma Vetter zum Jahreswechsel verlassen hat, gibt es noch nicht, wohl aber die Idee, rund 300 Wohnungen für ganz unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen anzubieten. Einen Kindergarten soll es geben und viel Grün.
Einen neuen Stadtteil mit einer gut durchdachten Infrastruktur und hoher Qualität zu entwickeln, ist gleichermaßen das Ziel von Frieder Wurm (CDU) und Maria Weithmann (Grüne). „Wachstum in dieser Größenordnung ist aber auch eine Herausforderung. Der Verkehr wird ein großes Thema werden“, sagt Weithmann. Wie sie sieht Wilfried Krauss (Bürger für Ravensburg) die Wangener Straße als einen „enormen Problemfall“an. „Da herrscht Dauerstau“, sagte Weithmann jetzt im Ausschuss für Umwelt und Technik, „eine grauenhafte Straße, die jetzt schon überfordert ist“, findet Krauss. Der Fraktionschef der BfR macht sich auch Sorgen um die Belichtung und Belüftung im Flappachtal.
Dass der Verkehr rund um, aber auch im neuen Stadtviertel noch eine Herkulesaufgabe werden wird, räumt auch die Verwaltung ein. „Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass wir den Verkehr jetzt schon haben. Und die Belastung durch Vetter war zuvor auch nicht zu unterschätzen“, so Oberbürgermeister Daniel Rapp.
Ein weiteres Thema dürfte noch für viel Gesprächsstoff sorgen: Wie soll die Anbindung vom Quartier in die Kernstadt für Fußgänger funktionieren? Schon gibt es Pläne für eine Brücke über die Wangener Straße. Roland Dieterich (FDP) hat eine andere Vision: Eine Luftseilbahn, wie sie Wissenschaftler gerade für andere Städte prüfen, könnte die neuen Bewohner künftig abends nach Hause bringen.