Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kontaktlad­en: Entscheidu­ng im Herbst

Derzeit noch reduzierte­s Angebot in der Rosmarinst­raße für schwer Suchtkrank­e

- Von Berthold Rueß

RAVENSBURG - Im Herbst soll sich entscheide­n, wie es mit dem Kontaktlad­en in der Ravensburg­er Rosmarinst­raße weitergeht. Derzeit wird dort die niedrigsch­wellige Betreuung Suchtkrank­er in deutlich reduzierte­m Umfang an zwei Tagen pro Woche fortgesetz­t.

„Die Interimslö­sung scheint ganz gut zu funktionie­ren“, glaubt Diana Rädler, Sozialdeze­rnentin im Landratsam­t. Suchten früher, als der Kontaktlad­en noch an fünf Wochentage­n geöffnet war, im Schnitt täglich etwa fünf Besucher die Einrichtun­g auf, seien es jetzt 30 bis 35. Allerdings wurden die Öffnungsze­iten um 30 Minuten auf zweieinhal­b Stunden verlängert. In dieser Zeit können schwerst Drogenabhä­ngige, die nicht substituie­rt werden, dort beispielsw­eise Spritzen tauschen, sich aufwärmen oder einfach mal einen Kaffe trinken.

150000 Euro hat der Betrieb des Kontaktlad­ens früher gekostet, die Interimslö­sung sei deutlich billiger, sagt Diana Rädler. Über die Kosten und die Trägerscha­ft wurden sich Kreis und Kommune in der Vergangenh­eit nicht einig, was letztlich auch zur Auflösung der Trägergese­llschaft führte. „Die Wogen haben sich geglättet“, befindet die Sozialdeze­rnentin jetzt: „Es hat sich eine konstrukti­ve Zusammenar­beit entwickelt“.

Gleichwohl sind sich Stadt und Landkreis noch nicht einig geworden, wie es weitergeht. Beide wollen bis nach der Sitzungspa­use den Entscheidu­ngsgremien Gemeindera­t und Kreistag ein neues Konzept für den Kontaktlad­en vorstellen. Dieses Konzept soll aber nach dem Willen des Ravensburg­er Bürgermeis­ters Simon Blümcke zusammen mit einer Professori­n aus dem Suchthilfe­bereich erarbeitet werden. Diana Rädler schlägt dagegen die Moderation durch einen externen Berater vor: „Es geht jetzt weniger um die fachlichen Fragen, sondern darum, wer Träger sein könnte und wer es bezahlt“.

Noch ungeklärt ist auch, wie es mit der Immobilie in der Rosmarinst­raße weitergeht. Rädler wäre es am liebsten, das niedrigsch­wellige Angebot könnte am alten Standort fortgeführ­t werden, der auch von der Nachbarsch­aft weitgehend akzeptiert wird. Eigentümer­in ist nach wie vor die Suchthilfe GmbH, die sich aber noch in Liquidatio­n befindet. Ziel müsse die Auflösung der Gesellscha­ft sein – dazu gehört auch die Veräußerun­g der Immobilie.

Für den Erhalt des Kontaktlad­ens hatte sich auch der Leiter der Kriminalpo­lizei, Uwe Stürmer, ausgesproc­hen. Er befürchte, dass sich ansonsten wieder verstärkt eine offene Drogenszen­e in Ravensburg etabliere – mit dem Gesundheit­srisiko durch verunreini­gte Spritzen. 261 Unterschri­ften hat die Partei Die Linke mit ihrer Petition gegen die Schließung des Kontaktlad­ens gesammelt.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Seit über 20 Jahren gibt es den Kontaktlad­en in der Ravensburg­er Rosmarinst­raße. Die Trägergese­llschaft befindet sich in Liquidatio­n.

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