Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Sheriff von Linsenbach“soll Wartezeit überbrücken
Ein Sommertheater am 21. Juli im Weingartener Kuko soll die Klosterfestspiel-Fans bis 2018 bei der Stange halten
WEINGARTEN - Eine pfiffige schwäbische Theaterkomödie soll der „Sheriff von Linsenbach“sein. Er spielt in einer württembergischen Kleinstadt mit all ihren Problemchen und ihren stereotypen Charakteren. Passt also wie die Faust aufs Auge nach Weingarten, denn auch hier hat die Stadt ihre Problemchen. Eins – vielleicht das größte – davon ist das knappe Geld. Weil die Finanzen knapp sind, wurden im vergangenen Herbst die Klosterfestspiele 2017 abgesagt. Damit aber die Fans uns Sponsoren bis zur nächsten Auflage 2018 bei der Stange bleiben, holt Reinhold Schmid, Vorsitzender des Kulturkreises Weingarten, nun die Württembergische Landesbühne aus Esslingen mit eben jenem Stückchen über den Sheriff von Linsenbach nach Oberschwaben.
Das Sommertheater soll eine Brücke schlagen, bis im Sommer 2018 am neuen Spielort beim Hofgut Nessenreben wieder Klosterfestspiele stattfinden können. Ob das dann auch so kommt, muss der Gemeinderat zwar erst noch entscheiden – das Stadtparlament hebt oder senkt den Daumen bei der Finanzierung. Aber die Planungen der Verantwortlichen konzentrieren sich schon jetzt ganz auf die neue Ausgabe der Festspiele. So ist auch zu erklären, dass das Gastspiel des „Sheriffs von Linsenbach“nicht nur vermutlich kurzweilig, sondern vor allem kurz sein wird. „Es bleibt bei einer Aufführung“, kündigt Reinhold Schmid an.
Kein Geld für mehr Aufführungen Seine ursprüngliche Idee war folgende: Weil sich Stiftungsrat und Klosterfestspiel-GmbH im Herbst darauf geeinigt hatten, die Festspiele nur noch alle zwei Jahre zu veranstalten, sollte in den jeweiligen Pausejahren eine kleinere Theaterproduktion stattfinden. Reinhold Schmid schwebten „fünf bis sechs Aufführungen“vor, am besten wie bei den Festspielen unter freiem Himmel, „vielleicht im Schlösslegarten“. Der Park hinter dem städtischen Museum diente früher bereits als Theaterspielort für Nebenproduktionen der Festspiele und oft auch fürs Welfentheater. Doch dieser etwas größeren Sommertheater-Idee fehlt das Geld: „Das Budget ist so ausgelegt, dass wir uns ganz auf die Klosterfestspiele 2018 konzentrieren“, erklärt der Kulturkreis-Vorsitzende. Das Sommertheater soll sich mit seiner einmaligen Aufführung durch Einnahmen und Sponsoren finanziell selbst tragen. Weil ein Open-Air durch das Wetterrisiko zu unsicher und auch zu teuer wäre, wird der „Sheriff von Linsenbach“im Kulturund Kongresszentrum aufgeführt.
Trotzdem ist das Gastspiel der Esslinger Truppe keine Billigveranstaltung: Regisseurin Christine Gnann kann bei der Inszenierung nicht nur auf eine süffisante Geschichte (siehe Kasten), sondern auch auf namhafte Schauspieler zurückgreifen. Einige davon waren bereits als Darsteller bei den Klosterfestspielen dabei: Martin Theuer spielte den Hauptmann von Köpenick, wo auch Christian A. Koch bereits ein Weingarten-Gastspiel gab. Gesine Hannemann dürfte dem Publikum noch aus „Die Physiker“und Elif Veyisoglu aus „Amadeus“ein Begriff sein. Das Stück wurde in Esslingen 2015 uraufgeführt, „es hatte dort riesigen Erfolg“, sagt Reinhold Schmid.
Das eigentliche Augenmerk des Kulturkreis-Vorsitzenden gilt aber nicht dem Sommertheater, sondern den Festspielen. „Mit viel Hoffnung“blickt er auf die Entscheidung im Gemeinderat, die wohl Anfang April fallen soll. Dann entscheidet sich, ob die Stadt die freiwillige Bezuschussung der Festspiele – für eine Spielzeit werden rund 100 000 Euro veranschlagt – aufrecht erhält. Und im Hintergrund hoffen die Organisatoren immer noch darauf, bei der nächsten Runde der Kulturförderung des Landes Baden-Württembergs in den Kreis der Geldempfänger aufgenommen zu werden.