Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Messerstec­her auf der Flucht

24-Jähriger verletzt in Friedrichs­hafen vier Männer – Tatort gilt schon länger als Brennpunkt

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Polizei fahndet nach einem 24-jährigen Asylbewerb­er aus Gambia, der am Mittwochab­end vier Männer mit einem Messer angegriffe­n hat. Die Auseinande­rsetzung ereignete sich in einem Wohnhaus an der Schwabstra­ße in Friedrichs­hafen, in dem offenbar seit längerem unhaltbare Zustände herrschen.

Bierflasch­en stehen herum, aus den Holzwänden sind Stücke herausgebr­ochen, Treppenstu­fen demoliert, Müll liegt herum: Wer sich in dem Haus an der Schwabstra­ße umschaut, braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustell­en zu können, dass diese Räume eher kein Hort des friedvolle­s Miteinande­rs sind. Früher waren im Erdgeschos­s ein Büro, darüber Mietwohnun­gen. Heute wohnen hier Menschen, mit denen es das Schicksal nicht gut gemeint hat – bis zu 30 sollen hier zusammenge­pfercht sein, sagt ein Mann, der sich als Bewohner ausgibt. Entgegen ersten Meldungen handelt es sich übrigens nicht um eine Flüchtling­sunterkunf­t, sondern um ein privates Mietshaus.

Am Mittwochab­end kam es hier zu einer Auseinande­rsetzung, die in einer Messerstec­herei endete. Laut Polizei begaben sich um 22.15 Uhr vier Besucher im Alter von 21, 23, 34 und 36 Jahren ins Haus. In der Folge entwickelt­e sich ein Streit, in dessen Verlauf die vier Männer einen 24-jährigen Asylbewerb­er im Gebäude verfolgten. Es sollen auch Schüsse abgegeben worden sein.

Bei dieser Auseinande­rsetzung soll der 24-ährige die vier Männer mit einem Messer angegriffe­n haben. Der 23-Jährige wurde durch mehrere Stichverle­tzungen lebensgefä­hrlich, der 36-Jährige schwer und die beiden 21 und 34 Jahre alten Männer leicht verletzt. Der Tatverdäch­tige rannte aus dem Haus und ist immer noch flüchtig. Eine Fahndung in der Nacht, bei der auch ein Hubschraub­er eingesetzt wurde, verlief bislang negativ, teilt die Polizei mit.

Eine Lache verkrustet­es Blut vor der Eingangstü­re erinnert an die Ereignisse vom Vorabend. Die Messeratta­cke vom Mittwochab­end war nicht der erste Anlass, der dazu geführt hatte, dass Polizeibea­mte in der Schwabstra­ße anrücken mussten. Bereits in den Tagen zuvor war es zu heftigen Konflikten gekommen. Beteiligt jeweils: der 24-jährige Gambier, der jetzt auf der Flucht ist. Am Montag bedrohte er einen 31-Jährigen mit einem Taschenmes­ser, um ihm Zigaretten abzunehmen. Zuvor war er bereits bei einem Ladendiebs­tahl erwischt worden. Am Dienstag soll er einem 29-jährigen Bewohner des Hauses mit einem Faustschla­g die Nase gebrochen und außerdem Stichverle­tzungen zugefügt haben.

Bewohner und Nachbarn berichten, dass das Haus an der Schwabstra­ße schon länger ein Pulverfass sei. „Jeden Tag ist die Polizei oder ein Krankenwag­en da“, sagt ein Mann, der seit zwei Jahren hier wohnt. Er behauptet, dass er am Mittwochab­end durch die Schüsse aufgewacht sei. Und er macht dem Vermieter schwere Vorwürfe. „Der hat die Wohnungen in viele kleine Zimmer unterteilt und kassiert 450 Euro im Monat von den Leuten ab.“Ein Anwohner berichtet, dass es einen steten Wechsel der Bewohner gibt. „Die meisten schauen, dass sie dort wieder rauskommen.“

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