Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Abstiegskampf unter Freunden
Brisantes Kellerderby in der Fußball-Verbandsliga: Wangen gegen Berg (Sa, 15 Uhr) auf dem Kunstrasen Waltersbühl
WANGEN - Auf ein spannendes Derby dürfen sich die Fußball-Fans in Oberschwaben an diesem Wochende freuen: Der FC Wangen empfängt am Samstag (15 Uhr/Kunstrasen Waltersbühl) den TSV Berg, beide Teams stehen im Tabellenkeller der Verbandsliga und brauchen dringend Punkte im Kampf um den Klassenerhalt. Für Wangens Coach Adrian Philipp kommt es zum ersten Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club. Beim TSV Berg wurde im Vorfeld des Spiels Trainer Adnan Sijaric entlassen (siehe Kasten). Auf der Trainerbank sitzt dafür Philipps langjähriger Trainerfreund Michael Wohlfarth.
Mit einem Punkt Vorsprung vor Berg liegt der FC Wangen derzeit auf dem Relegationsplatz, es treffen also zwei direkte Konkurrenten im Abstiegskampf aufeinander. „Wir wollen den Abstand nach hinten vergrößern, das wäre eine gute Gelegenheit“, sagt Wangens Trainer Adrian Philipp. Mit einem Dreier könnten die Wangener Berg auf vier Punkte distanzieren.
„Es muss jetzt endlich wieder ein Sieg her“, sagt dagegen Bergs neuer Coach Michael Wohlfarth, der die Mannschaft erst am Donnerstag zusammen mit Tim Rainbow als Trainer-Duo übernommen hat. Rainbow soll künftig die Übungseinheiten zusammen mit Co-Trainer Patrick Singrün leiten. Auf der Bank sitzt aber der erfahrene Wohlfarth, denn Rainbow wird noch als Spieler gebraucht. „Wir sind ein gutes Team“, sagt Wohlfarth. Jeder Spieler bekomme nach dem Trainerwechsel wieder eine neue Chance. „Irgendwas muss sich ändern, ich hoffe, dass die Mannschaft noch enger zusammenrückt.“Wohlfarth und Rainbow wollen auch die Trainingsinhalte verändern. Der letzte Sieg des TSV in der Verbandsliga datiert vom 24. September 2016 (1:0-Sieg in Laupheim).
Beide Teams kämpfen derzeit mit erheblichen Verletzungssorgen. Bei Wangen sind einige Spieler krank, angeschlagen, beziehungsweise noch im Aufbautraining. Dazu gehören unter anderem Okan Housein, Simon Wetzel, Robert Magos, Yannick Huber und Fabian Eninger. „Ich hoffe, dass der eine oder andere noch spielen kann“, sagt Philipp. Im Tor steht beim FC Wangen auf jeden Fall wieder Pirmin Barensteiner, nachdem Moritz Birker wegen Krankheit zuletzt nicht trainieren konnte. Bei Berg sind Torjäger Silvio Battaglia, Spielmacher Jan Biggel, David Brielmayer und Daniel Abdulahad angeschlagen, es gibt ebenfalls Hoffnung, dass manch einer doch noch auflaufen kann.
Individuelle Fehler abstellen „Wir haben in der Vorbereitung noch zu viele individuelle Fehler gemacht“, sagt Adrian Philipp über sein Team. Auch beim 1:2 zum Rückrundenauftakt gegen Ilshofen habe man die Gegentore noch hergeschenkt. Einen Aufwärtstrend sah der Coach in der Vorwoche, als man beim Tabellenzweiten Backnang zwar mit 2:3 verlor, „aber die drei Gegentore kaum zu verteidigen waren“. Daran will Philipp gegen Berg anknüpfen, und im Spielaufbau sollen die Bälle nicht so leicht wieder hergegeben werden. Für Philipp wird es am Samstag ein ganz besonderes Spiel, schließlich war er bis letzten Oktober fast neun Jahre lang in Berg als Spieler, Trainer und Sportlicher Leiter tätig. Auch Wangens Verteidiger Luis Metzen spielte in der vergangenen Saison noch in Berg. „Da stehen einige Kumpels auf dem Platz“, sagt Philipp, der sein Ex-Team noch überwiegend gut kennt. „Vom Kopf her“sieht Philipp seine Mannschaft im Vorteil. Schließlich sei beim FC von Anfang an klar gewesen, dass man gegen den Abstieg spielt. „In Berg hatte man andere Erwartungen.“
Im Hinspiel bezog Wangen eine 0:6-Klatsche in Berg, das dürfte für die Allgäuer ein zusätzlicher Anreiz sein. „Wir haben uns seitdem in vielen Bereichen verbessert, das wollen wir auf den Platz bringen“, sagt Philipp, „das Spiel wird hoffentlich enger.“Dennoch sei Berg von der individuellen Klasse her klar im Vorteil. „Zu Hause rechnen wir uns aber schon was aus.“
Michael Wohlfarth will das Hauptaugenmerk künftig wieder auf eine sichere Abwehr legen. „Die Mannschaft war zuletzt zu offensiv ausgerichtet, wir müssen erst mal wieder zu null spielen“, sagt der Fußballlehrer. Vorne werde man das eine oder andere Tor machen, hofft der Coach. Wohlfarth und Philipp schafften in Berg einst als Trainergespann den Aufstieg in die Verbandsliga, „wir haben ja das beste Verhältnis zueinander“, sagt Wohlfarth. Aber am Samstag wolle sicher jeder das Spiel gewinnen, „90 Minuten sind wir dann keine Freunde, so was gibt es eben nur im Fußball.“