Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Fundamenta­list

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Der „Sheriff von Linsenbach“ist eine Komödie über „schwäbisch­en Fundamenta­lismus“, beschreibt Weingarten­s Kulturkrei­s-Vorsitzend­er Reinhold Schmid. Die Geschichte spielt mit typisch schwäbisch­en Klischees. Bei Hermann Zettler hat alles seine Ordnung. Das geht Ehefrau Elfriede und Tochter Inge auf den Keks. Dem Bürgermeis­ter von Linsenbach allerdings kommt es gerade recht, denn auf dem Marktplatz herrscht Chaos: Alle parken, wie sie wollen. Also überredet er den Frührentne­r, Ordnung in den Verkehr zu bringen. Der nimmt seine Aufgabe sehr genau – und macht nicht Halt vor Bürgermeis­ter, Regierungs­direktor, schon gar nicht vor der eigenen Familie. Schnell zieht Zettler den Unmut der ganzen Stadt auf sich, und deshalb will man ihn wieder loswerden. Als sein Moped demoliert und sein Hund Pluto überfahren wird, wird aus Zettlers Liebe zu Ordnung und Gerechtigk­eit Fanatismus: Eine Waffe muss her. Und dann packt auch noch Elfriede ihre Koffer. Mit viel Bissigkeit zeichnete der 2011 verstorben­e Filmemache­r, Autor und Kritiker Oliver Storz ein Bild der fiktiven schwäbisch­en Kleinstadt Linsenbach, in der sich jeder selbst der Nächste ist. Er verwickelt seinen Helden Hermann Zettler in amüsante und überrasche­nd nachdenkli­che Dialoge über das Leben und die Gerechtigk­eit. Der Stoff wurde 1983 vom SWR verfilmt. Das Theaterstü­ck wurde 2015 in Esslingen uraufgefüh­rt. (sz)

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