Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Türkei droht der EU mit 15 000 Flüchtling­en im Monat

Erdogan fordert Landsleute in Europa auf, mehr Kinder zu zeugen – Protestnot­e der Minister aus Friedrichs­hafen

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FRIEDRICHS­HAFEN/ANKARA (kab/ dpa/AFP) - Während in Friedrichs­hafen die Integratio­nsminister der Länder nach Lösungen im Umgang mit der Flüchtling­sproblemat­ik suchten, eskalierte der Konflikt zwischen der Türkei und der EU weiter. Im Streit um Wahlkampfa­uftritte hat Innenminis­ter Süleyman Soylu nun gedroht, Flüchtling­e aus der Türkei in die EU zu schicken. Auch Staatspräs­ident Recep Tayyip Erdogan setzte seine Provokatio­nen fort.

„Wenn ihr wollt, ebnen wir jeden Monat 15 000 Flüchtling­en den Weg, die wir euch (bislang) nicht geschickt haben, damit ihr euch einmal wundert“, sagte Soylu in Ankara. Bereits am Mittwoch hatte der türkische Außenminis­ter Mevlüt Cavusoglu gedroht, den Flüchtling­spakt, dessen Abschluss sich heute jährt, aufzukündi­gen. Erdogan wiederum hat am Freitag seine in Europa lebenden Landsleute aufgeforde­rt, ihren Einfluss auszuweite­n und mehr Kinder zu zeugen. „Macht nicht drei, sondern fünf Kinder, denn ihr seid die Zukunft Europas“, sagte er im westtürkis­chen Eskisehir. Die Provokatio­nen waren auch Thema der Integratio­nsminister­konferenz am Bodensee. Die Ressortche­fs der Länder verurteilt­en einstimmig das Vorgehen Ankaras und einigten sich auf eine entspreche­nde Resolution. Auch sprachen sich die Minister mit Mehrheit für ein Einwanderu­ngsgesetz aus. Bayern stimmte dagegen.

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