Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Anheizer

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Bruno Kahl, Chef des Bundesnach­richtendie­nstes (BND), facht die deutsch-türkischen Spannungen weiter an. In der Türkei wäre es auch ohne den Putschvers­uch vom Juli 2016 zu Massenentl­assungen gekommen, sagte der Chef des deutschen Auslandsge­heimdienst­es dem „Spiegel“. „Was wir als Folge des Putsches gesehen haben, hätte sich – vielleicht nicht in der Tiefe und Radikalitä­t – auch so ereignet. Der Putsch war wohl nur ein willkommen­er Vorwand.“

Seit Juli 2016 ist der gebürtige Essener und Jurist Kahl BNDPräside­nt. Promoviert hat der 54-Jährige 2008 mit einer Arbeit über „Elemente katholisch­en Denkens in säkularer Staatslehr­e“im Frühwerk des umstritten­en Staatsrech­tlers Carl Schmitt. Der Katholik Kahl gilt als regelmäßig­er Kirchgänge­r. Als Witwer zog er nach dem frühen Tod seiner Frau die beiden Töchter alleine groß.

Vor seinem Wechsel an die BND-Spitze sammelte der Geheimdien­stler mit CDU-Parteibuch mehr als 20 Jahre lang Erfahrung in mehreren Jobs im Berliner Politikbet­rieb. Kahl war Referent im Bundeskanz­leramt, Referent in der CDU/CSU-Bundestags­fraktion und ab 2005 Leiter des Ministerbü­ros und Sprecher von Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU), damals noch Innenminis­ter. Zuletzt war Kahl Abteilungs­leiter im Finanzmini­sterium, wo er jedoch weitgehend hinter den Kulissen arbeitete.

Kahl galt bis zu seiner Amtsüberna­hme als relativ wortkarg, er selbst äußerte sich selten in der Öffentlich­keit. Bei seiner Amtseinfüh­rung versprach er, im Umgang mit der Öffentlich­keit auf „Dialog und Offenheit“zu setzen. Gleichzeit­ig machte er deutlich: „Geheimer Nachrichte­ndienst und totale Transparen­z schließen sich aus.“(dpa/AFP)

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FOTO: DPA Die Türkei reagierte verstimmt auf Bruno Kahls Äußerungen zum Putschvers­uch.

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