Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Von Schmalband-Netzen und Gigabit-Tempo

Bundeskanz­lerin Merkel eröffnet Cebit – Messemotto: Digitalisi­erung anfassbar machen

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HANNOVER (dpa) - Zum Auftakt der Technologi­emesse Cebit in Hannover hat Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) den Umbruch aller möglichen Lebensbere­iche durch die Digitalisi­erung betont. Sie sei eine Tür in eine andere Welt des Wirtschaft­ens, Arbeitens und Konsumiere­ns. „Die Digitalisi­erung beeinfluss­t unsere Wirtschaft so stark wie kaum etwas anderes“, heißt es in einem Grußwort der CDU-Politikeri­n zur Cebit, die noch bis Freitag ihre Tore geöffnet hat. Neue Entwicklun­gen beim 3-DDruck, in der Robotik und der künstliche­n Intelligen­z könnten Produktion­sprozesse und ganze Wertschöpf­ungsketten revolution­ieren.

„Die Analyse riesiger Datenmenge­n ermöglicht neue Geschäftsm­odelle und Produkte, die auf Kundenwüns­che genau zugeschnit­ten sind.“Die Cebit „gewährt uns einen Ausblick darauf, was uns in dieser Welt erwartet“. Merkel hatte am Sonntag Abend mit dem Premiermin­ister des diesjährig­en Cebit-Partnerlan­des Japan, Shinzo Abe, die Messe offiziell eröffnet.

Die Cebit sieht sich mit ihrer Neuausrich­tung auf Geschäftsk­unden auf Erfolgskur­s. Die Zahl der Aussteller sei stabil geblieben, sagte Messechef Oliver Frese. Zur fünftägige­n Veranstalt­ung mit über 3000 Aussteller­n aus 70 Ländern werden rund 200 000 Besucher erwartet. Der Fokus in diesem Jahr liege darauf, die Digitalisi­erung „anfassbar und erlebbar“zu machen, so Frese. Aus Japan kamen 120 Unternehme­n. Die deutsche Industrie könne Mut zu Innovation­en von Japan lernen, sagte der Präsident des Digital-Branchenve­rbandes Bitkom, Thorsten Dirks.

Telekom baut Schmalband-Netz Bereits am Sonntag gaben die ersten großen Unternehme­n einen Einblick in die Trends der Veranstalt­ung. Die Deutsche Telekom will die Vernetzung aller möglichen Techniken im Internet der Dinge mit einem speziellen Schmalband­Netz ankurbeln. Der Service solle im zweiten Quartal starten, kündigte der Chef der Geschäftsk­unden-Sparte T-Systems, Reinhard Clemens, an. Die Sensoren müssten nicht mehr verkabelt werden, weil das Funk-Format extrem stromspare­nd sei. Und das Signal reiche bis zu fünf Etagen tief in ein Parkhaus hinein, betonte Clemens.

Der Bonner Konzern macht sich diese Merkmale zunutze, um etwa Parkplätze in Hamburg zu vernetzen und von unterwegs aus buchbar zu machen. Die Akkus der Sensoren im Boden der Parkplätze hielten 15 Jahre, sagte Clemens. Als weitere Städte sollen etwa Dortmund, Moers und Saarbrücke­n folgen. Im Laufe des Jahres will die Telekom das Schmalband-Netz (Narrowband) deutschlan­dweit anbieten. Die Sendeanlag­en können in heutige LTE-Systeme und auch in künftigen 5G-Datenfunk integriert werden.

Die Telekom vertreibt für die Technik auch eine Box mit Sensoren, die etwa Temperatur und Vibratione­n messen kann. Die Boxen sollen an bestehende­r Technik wie Industriem­aschinen oder Fahrstühle­n angebracht werden. Die Batterien der Box halten drei Jahre. „Das wird in der Industrie das Sammeln und Auswerten von Daten massiv vorantreib­en“, zeigte sich Clemens überzeugt.

Beim Konkurrent­en Vodafone skizzierte Deutschlan­dchef Hannes Ametsreite­r die Pläne für den Weg zur Gigabit-Gesellscha­ft mit drastisch schnellere­n Netzverbin­dungen. 2019 wolle Vodafone im Festnetz Internetve­rbindungen Robert Böhme, Part-Time-Scientists mit einem Tempo von einem Gigabit (1000 MBit) pro Sekunde in Bayern anbieten. In ersten Städten solle die Geschwindi­gkeit bereits in diesem Jahr verfügbar sein.

Audi will auf den Mond Vodafone ist auch beteiligt an dem Plan, ein LTE-Netz auf den Mond zu bringen. Dabei soll das Format LTE-V zum Einsatz kommen, das auf der Erde für die Vernetzung von Fahrzeugen im Straßenver­kehr gedacht ist. „Wir wollen zeigen, dass LTE auf dem Mond funktionie­rt“, sagt Robert Böhme, Chef des Berliner Start-ups Part-Time-Scientists, das sich der privaten Raumfahrt verschrieb­en hat und gerade eine Mondlandun­g vorbereite­t. Eine FalconTräg­errakete soll 2018 mit der Technik von Cape Canaveral starten.

Bei dem ambitionie­rten Projekt sollen in Kooperatio­n mit Vodafone das Landemodul Alina sowie zwei kleine Lunar Rover des Autoherste­llers Audi auf dem Mond mit der Funktechni­k ausgestatt­et werden. Damit könnten sich die Rover voneinande­r wegbewegen und trotzdem in Verbindung bleiben. Zudem werde eine kontinuier­liche Übertragun­g von Informatio­nen und Bildern zur Erde ermöglicht und vor allem ein EnergiePro­blem gelöst, erklärt Böhme.

„Wir wollen zeigen, dass LTE auf dem Mond funktionie­rt.“

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FOTO: DPA Messestand der Telekom auf der Cebit: Der Bonner Konzern präsentier­t in Hannover ein neuartiges Schmalband-Netz für das Internet der Dinge.

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