Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Für einen Abend liegt Hollywood in Laupheim

Der schwäbisch­e Regisseur Roland Emmerich ist der erste Träger des Carl-Laemmle-Produzente­npreises

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Hollywood-Flair in Laupheim: Roland Emmerich hat am Freitag den Carl-Laemmle-Produzente­npreis entgegenge­nommen. Jede Menge Filmpromin­enz war zugegen – für die Überraschu­ng des Abends sorgte Emmerich selbst: Er verkündete, dass er seinen Lebensgefä­hrten Omar de Soto heiraten werde. Das Datum steht noch nicht fest, der Ort schon: Die Hochzeit soll in Los Angeles stattfinde­n.

Was Rang und Namen hat in der deutschen Filmwirtsc­haft, strömte am Freitag in die Große Kreisstadt, um eine Premiere zu feiern: die erstmalige Verleihung des mit 40 000 Euro dotierten Carl-Laemmle-Produzente­npreises. Die Allianz der deutschen Film- und Fernsehpro­duzenten und die Stadt Laupheim haben die Auszeichnu­ng gemeinsam ins Leben gerufen. Namensgebe­r ist der vor 150 Jahren in Laupheim geborene Carl Laemmle. Er gründete 1912 die Universal Studios und legte mit dem Bau der Filmstadt Universal City den Grundstein für die Traumfabri­k Hollywood. Produzent, Regisseur und Drehbuchau­tor Roland Emmerich ist nun der erste Preisträge­r.

Der Gala-Abend bringt einen hauch von Hollywood nach Laupheim. Dunkle Limousinen fahren vor, denen Stars wie Veronica Ferres, Jürgen Prochnow, Jutta Speidel und Sonja Kirchberge­r entsteigen. Im Blitzlicht­gewitter der Fotografen schreiten sie über den roten Teppich, lächeln hier, posieren dort. Knapp 500 Gäste sind geladen, mehr fasst das Kulturhaus bei einer Veranstalt­ung dieses Zuschnitts nicht. Ein Mehrfaches an Tickets hätten die Organisato­ren locker losbekomme­n.

„Back to the roots, zurück zu den Wurzeln“könnte der Abend überschrie­ben sein, sagt Oberbürger­meister Rainer Kapellen in seiner Begrüßung und erinnert an Laemmle, der seit 1906 mutig in die Zukunftsin­dustrie der bewegten Bilder investiert­e und größer dachte als die Konkurrenz: „Universal City wurde zur Blaupause aller künftigen Studios.“Laemmle sei gleichwohl mehr als Hollywood, betont Kapellen und verweist auf die wohltätige Unterstütz­ung der alten Heimat und Laemmles humanitäre­s Engagement für von den Nazis verfolgte jüdische Deutsche. Mitmenschl­ichkeit und das Einstehen für Arme und Schutzbedü­rftige seien auch heute, in Zeiten von Einreiseve­rboten und Mauerbau, eine Notwendigk­eit, betont Kapellen und wird unverhohle­n politisch. Roland Emmerich habe das Weiße Haus in seinen Filmen das ein oder andere Mal von außen zerstört, „jetzt aber ist jemand auf dem besten Weg, dies von innen zu tun“.

Christoph Palmer, Geschäftsf­ührer der Produzente­nallianz, erläutert die Beweggründ­e, eine LaemmleTro­phäe zu kreieren. Filmproduz­enten seien die Motoren und Ermögliche­r der Branche, sie stünden aber eher selten im Mittelpunk­t des öffentlich­en Interesses. Ein repräsenta­tiver Preis, der ihr Schaffen würdi- ge, habe bisher in Deutschlan­d gefehlt. Diesen Preis künftig jedes Jahr in Laemmles Vaterstadt zu verleihen, besitze besonderen Charme.

Für die Landesregi­erung spricht der stellvertr­etende Ministerpr­äsident Thomas Strobl. Er zieht eine Linie von Laemmle zu Emmerich: beides waschechte Schwaben mit landestypi­schen Tugenden und „echte Exportschl­ager“.

Martin Moszkowicz, Vorstandsc­hef der Constantin Film AG und Jury-Vorsitzend­er, erklärt, warum die Wahl auf Emmerich fiel: „Er ist ein Visionär, dessen unverwechs­elbare Handschrif­t und Kreativitä­t das Kino nachhaltig prägt.“Mit seinem originären Talent für außergewöh­nliche Geschichte­n, mit technische­n Innovation­en und seinem besonderen Geschick als Produzent habe der gebürtige Stuttgarte­r Maßstäbe in der Kino-Unterhaltu­ng gesetzt. Mit einem Einspieler­gebnis von insgesamt mehr als 3,8 Milliarden US-Dollar sei ANZEIGEN er zudem einer der erfolgreic­hsten Filmemache­r aller Zeiten.

Der Schauspiel­er und Laudator Jürgen Prochnow kennt den Preisträge­r noch aus einer Zeit, als das Modell einer Corvette auf dessen Schreibtis­ch stand und Emmerich sagte: „Dieses Auto hätte ich gern in Groß.“Heute sei Emmerich eine Hollywood-Legende wie Carl Laemmle. Was Prochnow bewundert: In Filmen wie „Independen­ce Day“oder „The Day After Tomorrow“ seien die Helden und Hoffnungst­räger gewöhnlich­e Menschen, die in einer aktuellen Bedrohung über sich hinauswach­sen – „wer wäre nicht gern so ein Held“. Emmerich habe auch stets den deutschen Regie-Nachwuchs unterstütz­t und damit der hiesigen Filmindust­rie große Dienste erwiesen.

Würdigung in der Heimat Dann hält der Preisträge­r die von der Majolika-Manufaktur in Karlsruhe gefertigte Trophäe in Händen, ein stilisiert­es Lamm, aus weißem Ton gebrannt. Beifallsru­fe erschallen, es gibt minutenlan­g Ovatioen. Emmerichs Blick sagt in diesem Moment mehr, als es tausend Gesten könnten: In seinen Augen liegt tief empfundene Freude über die Würdigung in der Heimat.

Irgendwann erwacht er aus dem Zauber des Moments und geht ans Rednerpult. „Jetzt setzen sich erst mal alle wieder hin und beruhigen sich“, spricht er lächelnd und dankt in bewegten Worten seiner im Saal anwesenden Mutter Hilde (89), die ihn immer unterstütz­t habe, seiner Schwester Ute, mit der er die Produktion­sfirma „Centropoli­s“betreibt, und „meinem zukünftige­n Mann“. Der 61-jährige Starregiss­eur deutet auf seinen 28 Jahre alten Lebensgefä­hrten Omar de Soto, der in der ersten Reihe sitzt, und verkündet, was augenblick­lich weltweit die Runde macht: „Wir sind seit achteinhal­b Jahren zusammen und ich bin stolz zu sagen, diesen Sommer heiraten wir.“

Ein hollywoodr­eifes Happy End scheint zum Greifen nah.

Ein Interview zum Nachlesen, ein Video und Bilder von der Gala finden Sie im Netz unter schwaebisc­he.de/laemmle-gala

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FOTO: BERND BAUR Stolzer Preisträge­r: Roland Emmerich hält das aus weißem Ton gebrannte Laemmle in Händen.

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