Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Es geht um Glaubwürdigkeit
Beim Konflikt um die Belästigung der Nachbarschaft durch die Warenanlieferung für H&M im Gänsbühl ist die Gefechtslage unübersichtlich. Die Stadt sagt, sie erwarte eine Andienung über die Leonhardstraße, das sei so beschlossen und genehmigt. Der Investor sagt, es gebe keine Anlieferungsbeschränkungen, er halte sich an geltendes Recht. Die Anwohner sagen, wegen nachträglicher Planänderungen sei eine Warenlieferung über die Leonhardstraße nicht mehr möglich, sondern nur über die Rossbachstraße – was sie abstellen möchten. Wer hat Recht? Wer spricht die Wahrheit? Hat die Stadt bei der Baugenehmigung einen Fehler gemacht? Kam sie dem Investor mehr entgegen als bisher öffentlich bekannt? Die Aussagen sind so widersprüchlich, dass sie ratlos machen.
Selbst wenn die Wiederbelebung des einstmals heruntergekommenen Einkaufszentrums für Ravensburg ein Segen ist, dürfen dennoch nicht die Belange der Nachbarn zu kurz kommen. Wer eine Altstadt will, in der nicht nur gearbeitet und eingekauft wird, sondern auch gelebt, muss entsprechend handeln.
Die Ravensburger Stadtverwaltung steht in der Pflicht, die Widersprüche rund um die Warenanlieferung am Gänsbühlcenter aufzuklären und gegenüber den betroffenen Bürgern die Karten offen auf den Tisch zu legen. Wenn sie die vorhandenen widersprüchlichen Aussagen nicht ausräumt, macht sie sich unglaubwürdig.
b.adler@schwaebische.de