Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Mundstuhl“haut die Fans vom Hocker
Das Comedy-Duo erfreute mit dem Programm „Mütze-Glatze! Simply the Pest“die Freunde des derben Humors
RAVENSBURG - Wer Niveau erwartet hat, der war am Freitagabend im Ravensburger Konzerthaus ganz falsch. „Wir sind hier nicht bei Eckart von Hirschausen, wir sind hier bei Mundstuhl!“Das stellte Lars Niedereichholz von dem Comedy-Duo „Mundstuhl“gleich zu Beginn klar.
Niedereichholz’ Haare sind nicht mehr so blondiert wie früher, dafür aber um einiges länger. An Ande Werners Frisur hat sich nichts geändert, er trägt weiterhin die Totalglatze. Ein paar Falten sind natürlich bei beiden hinzugekommen. Aber diese Veränderungen sind nur äußerlich, im Auftreten sind die beiden ganz genauso geblieben, wie man sie seit nunmehr zwanzig Jahren kennt. Und dass das auf deutschen Bühnen einzigartig ist, kann niemand bestreiten, egal, ob man sie liebt oder hasst.
Primitivität als höchstes Gut Zum 20-jährigen Jubiläum feierten die Mundstuhl-Komiker „50 Jahre Mundstuhl“, weil das besser klingt, und begannen den Abend mit einer Fotostrecke auf Leinwand, die an Primitivität nicht mehr zu überbieten war. Für jedes Jahrzehnt gab es ein Foto aus einer Kultserie, in das die Köpfe der beiden hineingeschnitten waren. Schwarzweiß auf Farbe wohlgemerkt, ausgeschnitten wie von einem Erstklässler und so schief draufgeklebt, dass man den Kopf darunter manchmal noch sehen konnte. Bei dieser gewollt dürftigen Art des Humors blieb es den ganzen Abend hindurch, mit Witzen unterhalb des Stammtischniveaus und Sprüchen aus der niedrigsten aller Schubladen. Genau das, was Mundstuhl berühmt gemacht hat und was die Fans erwarteten.
Die Primitivität zum höchsten Gut machen, das ist das Erfolgsgeheimnis der beiden Darsteller, mit dem sie ihre Preise gewannen. Jedermanns Sache ist das sicher nicht, die Freunde der gepflegten Unterhaltung mögen sich eher mit Grauen abwenden. Die Mundstuhl-Fans aber waren restlos begeistert. Schon zum Empfang gab es frenetischen Jubel, der sich während des Programms sehr oft wiederholte. Begeistert begrüßte das Publikum auch die vielen Bekannten, die sich im Verlauf des Abends auf der Bühne sehen ließen: Peggy und Sandy, die Plattenbaumütter Anfang 20 aus Sachsen, Andy, der Choleriker mit den Wutausbrüchen über seine fette Frau, Malte und Torben von der alternativen Friedensband No Pressure und selbstverständlich Dragan und Alder, die Urgesteine der Kanak-Sprak.
Während der Zugabe nahmen die Comedians auch noch sich selber aufs Korn und ließen kein gutes Haar mehr an Mundstuhl. Die Fans konnten an diesem Abend Tränen lachen und haben ihren Besuch sicher nicht bereut.