Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ohne Patronen zur Kugel
Fourcade gewinnt auch mit vergessener Munition – Dahlmeier und Schempp mit den Kräften am Ende
OSLO (dpa) - Nach dem letzten Kraftakt einer langen Saison war auch bei Überfliegerin Laura Dahlmeier der Akku leer. Völlig ausgepumpt lag die Biathlon-Königin des Winters nach Rang neun im Massenstart von Oslo im Ziel. Mit ihrer drittschlechtesten Saisonplatzierung verlor die Partenkirchnerin wie schon im Sprint die kleine Kristallkugel für die Disziplinwertung in letzter Sekunde noch an ihre tschechische Rivalin Gabriela Koukalova wie auch Simon Schempp als 20. des Massenstarts an den Franzosen Martin Fourcade.
Das ist aber nur eine Randnotiz ihres herausragenden Winters. „Diese Saison war wirklich der Wahnsinn, einfach phänomenal. Aber ich bin richtig k.o. und heilfroh, dass morgen kein Rennen ist“, sagte die Weltcup-Gesamtsiegerin, die mit der Großen Kristallkugel für die beste Skijägerin in der Hand auf dem Siegerpodium dann wieder strahlte. „Jetzt werde ich einfach mal nichts machen und den Kopf ein bisschen freikriegen“, sagte Dahlmeier der ARD. Vor ihrem Urlaub muss sie in der kommenden Woche aber noch die Zollmeisterschaften absolvieren.
Für Dahlmeier war es eine Saison der Superlative. Neben dem Gesamtweltcup gewann sie noch die Disziplinwertungen im Einzel und der Verfolgung. Sie kürte sich in Hochfilzen zur ersten Fünffach-Weltmeisterin der Historie und holte als Erste im Biathlon-Sport elf WM-Medaillen in Serie. Sie stand in 17 ihrer 24 Saisonrennen auf dem Podest, holte dabei zehn Siege. Insgesamt holten die Deutschen im Weltcup und bei der WM 39 Podestplätze, davon 22 Siege (16 Damen/5 Herren/1 Mixed). Im Weltcup 31 Podestplätze, davon 15 Siege (12 Damen/3 Männer).
Bei den Männern schrieb Martin Fourcade Geschichte und sorgte bei seinem historischen 14. Saisonsieg für ein Finale kurioso: Denn er war ohne Munition losgelaufen. Doch obwohl ihm beim ersten Schießen sein Coach verbotenerweise ein Magazin zuwarf, disqualifizierte die Jury den fehlerfreien Fourcade nicht. Der bedankte sich hinterher bei Simon Schempp, der auf einen Einspruch verzichtete. „Das war eine großartige Geste von Simon“, sagte Fourcade. Damit holte Fourcade, der als erster Skijäger zum sechsten Mal in Serie die Große Kristallkugel gewann, zum dritten Mal eben dem Gesamtweltcup auch alle Disziplinwertungen. Bereits Anfang Mai geht die Saisonvorbereitung dann schon wieder los, mit dem ganz großen Highlight Olympia in Pyeongchang.