Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erlösung nach 99 Tagen
Thomas Müller schießt die Bayern in Gladbach zum 1:0-Sieg – Eberl lässt Zukunft offen
er, wie der Eberl Max nicht nur einen Namen hat, der sehr nach München klingt, sondern auch eine sehr altbayerische Statur hat und außerdem auch in der bayerischen Landeshauptstadt aufgewachsen ist, der kennt natürlich auch Karl Valentins Schaffenswerk. Und vielleicht musste auch der Eberl Max, oder besser: Max Eberl, wie Borussia Mönchengladbachs Sportchef in der Bundesliga eher bekannt ist, in den letzten Tagen hin und wieder an den großen Münchner Anarchokomiker und dessen genial verschränkten , hintergründigen Sprachwitz denken, wenn er sich über seine Zukunft äußern sollte.
Vor dem hart erarbeiteten 1:0 (0:0) des FC Bayern München in Gladbach erklärte Eberl, dem ein Interesse des Rekordmeisters ja nicht nur nachgesagt wird, bei Sky: „Ich habe mit Uli Hoeneß gesprochen.“Außerdem wiederholte er, leicht variiert, das, was er bereits am Freitag kundgetan hatte. „Es ist Fakt, dass es von Bayern München überhaupt nichts gibt. Es ist Fakt, dass ich hier Vertrag habe. Dementsprechend ist es aktuell auch ein Fakt, dass ich im Sommer hier sein werde. Hoffentlich auch noch drei Jahre, hoffentlich auch noch fünf Jahre“, sagte er.
„Stand jetzt“, „aktuell“Am Freitag hatte Eberl bei einer Pressekonferenz erklärt: „Stand jetzt ist, dass ich im Sommer in Mönchengladbach bin.“Aktuell. Stand jetzt. Am Sonntag sagte Eberl dann noch: „Bei mir wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Meine Aussage zuletzt wurde dazu verwandt, ich hätte Bayern München abgesagt. Ich kann Bayern München gar nicht absagen, weil Bayern München kein Angebot gemacht hat, ganz einfach.“Aber eben nur, solange es kein konkretes Angebot gibt. Dann würde sich herausstellen, ob Eberl „aktuell“und „Stand jetzt“für sich im Wortsinn definiert, ob er das Angebot annehmen würde oder ob es am Ende vielleicht, ganz nach Karl Valentin, heißen würde: „Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut.“Oder, für NichtMünchner: „Ich erfülle meinen Vertrag.“
Sollte sich Eberl doch noch für eine Übersiedlung nach München entscheiden, würde er dort auf einen treffen, der es an guten Tagen durchaus aufnehmen kann mit Karl Valentin. In Sachen Humor, wohlgemerkt. Am Sonntag verdarb Thomas Müller den Gladbachern ganz humorlos das ansonsten gelungene Heimspiel. Nach 99 Tagen traf Müller, zuletzt ja eher als sehr guter Vorbereiter denn als Vollstrecker tätig, auch in der Bundesliga mal wieder das Tor. Eine zuckerweiche Vorlage aus Thiagos Fußgelenk hatte Müller mit seinen langen Müller-Thomas-Haxen irgendwie angenommen und dann nach einigen Verrenkungen doch noch recht überzeugend verwertet. „Ich weiß nicht, ob man von einem typischen Müller sprechen kann. Ich habe ein Tor erzielt. Dass ich es noch drin habe, weiß ich“, sagte er, um dann, wie in seinen besten Zeiten einen Mundwinkel beim Grinsen nach oben ziehend, anzufügen: „Die Jungs haben es mir gegönnt.“Und: „Wir ackern alle zusammen. Natürlich ist heute ein schöner Tag für mich.“
Der fünfte Meistertitel in Serie ist nach diesem Sieg nur noch Formsache, 13 Punkte beträgt der Vorsprung auf Leipzig. Nur Arjen Robben wirkte nicht so richtig glücklich: Bei seiner Auswechslung in der 85. Minute klatschte er sich nur halbherzig mit Trainer Carlo Ancelotti ab – auf der Ersatzbank feixten die Kollegen. „Ich glaube, ich war auch nicht glücklich, als ich ausgewechselt worden bin. Ich kann damit sehr gut leben“, sagte Ancelotti. Thomas Müller, in Mannschaftskreisen auch als „Radio Müller“bekannt, bewertete die Situation wortreicher. „Da sieht man halt, dass in ihm das Feuer noch brennt. Fußballer sind auch nur Menschen. Es ist schön, dass es bei uns trotz 13 Punkten Vorsprung noch so kribbelt.“