Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erlösung nach 99 Tagen

Thomas Müller schießt die Bayern in Gladbach zum 1:0-Sieg – Eberl lässt Zukunft offen

- Von Filippo Cataldo und unseren Agenturen

er, wie der Eberl Max nicht nur einen Namen hat, der sehr nach München klingt, sondern auch eine sehr altbayeris­che Statur hat und außerdem auch in der bayerische­n Landeshaup­tstadt aufgewachs­en ist, der kennt natürlich auch Karl Valentins Schaffensw­erk. Und vielleicht musste auch der Eberl Max, oder besser: Max Eberl, wie Borussia Mönchengla­dbachs Sportchef in der Bundesliga eher bekannt ist, in den letzten Tagen hin und wieder an den großen Münchner Anarchokom­iker und dessen genial verschränk­ten , hintergrün­digen Sprachwitz denken, wenn er sich über seine Zukunft äußern sollte.

Vor dem hart erarbeitet­en 1:0 (0:0) des FC Bayern München in Gladbach erklärte Eberl, dem ein Interesse des Rekordmeis­ters ja nicht nur nachgesagt wird, bei Sky: „Ich habe mit Uli Hoeneß gesprochen.“Außerdem wiederholt­e er, leicht variiert, das, was er bereits am Freitag kundgetan hatte. „Es ist Fakt, dass es von Bayern München überhaupt nichts gibt. Es ist Fakt, dass ich hier Vertrag habe. Dementspre­chend ist es aktuell auch ein Fakt, dass ich im Sommer hier sein werde. Hoffentlic­h auch noch drei Jahre, hoffentlic­h auch noch fünf Jahre“, sagte er.

„Stand jetzt“, „aktuell“Am Freitag hatte Eberl bei einer Pressekonf­erenz erklärt: „Stand jetzt ist, dass ich im Sommer in Mönchengla­dbach bin.“Aktuell. Stand jetzt. Am Sonntag sagte Eberl dann noch: „Bei mir wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Meine Aussage zuletzt wurde dazu verwandt, ich hätte Bayern München abgesagt. Ich kann Bayern München gar nicht absagen, weil Bayern München kein Angebot gemacht hat, ganz einfach.“Aber eben nur, solange es kein konkretes Angebot gibt. Dann würde sich herausstel­len, ob Eberl „aktuell“und „Stand jetzt“für sich im Wortsinn definiert, ob er das Angebot annehmen würde oder ob es am Ende vielleicht, ganz nach Karl Valentin, heißen würde: „Mögen hätt’ ich schon wollen, aber dürfen habe ich mich nicht getraut.“Oder, für NichtMünch­ner: „Ich erfülle meinen Vertrag.“

Sollte sich Eberl doch noch für eine Übersiedlu­ng nach München entscheide­n, würde er dort auf einen treffen, der es an guten Tagen durchaus aufnehmen kann mit Karl Valentin. In Sachen Humor, wohlgemerk­t. Am Sonntag verdarb Thomas Müller den Gladbacher­n ganz humorlos das ansonsten gelungene Heimspiel. Nach 99 Tagen traf Müller, zuletzt ja eher als sehr guter Vorbereite­r denn als Vollstreck­er tätig, auch in der Bundesliga mal wieder das Tor. Eine zuckerweic­he Vorlage aus Thiagos Fußgelenk hatte Müller mit seinen langen Müller-Thomas-Haxen irgendwie angenommen und dann nach einigen Verrenkung­en doch noch recht überzeugen­d verwertet. „Ich weiß nicht, ob man von einem typischen Müller sprechen kann. Ich habe ein Tor erzielt. Dass ich es noch drin habe, weiß ich“, sagte er, um dann, wie in seinen besten Zeiten einen Mundwinkel beim Grinsen nach oben ziehend, anzufügen: „Die Jungs haben es mir gegönnt.“Und: „Wir ackern alle zusammen. Natürlich ist heute ein schöner Tag für mich.“

Der fünfte Meistertit­el in Serie ist nach diesem Sieg nur noch Formsache, 13 Punkte beträgt der Vorsprung auf Leipzig. Nur Arjen Robben wirkte nicht so richtig glücklich: Bei seiner Auswechslu­ng in der 85. Minute klatschte er sich nur halbherzig mit Trainer Carlo Ancelotti ab – auf der Ersatzbank feixten die Kollegen. „Ich glaube, ich war auch nicht glücklich, als ich ausgewechs­elt worden bin. Ich kann damit sehr gut leben“, sagte Ancelotti. Thomas Müller, in Mannschaft­skreisen auch als „Radio Müller“bekannt, bewertete die Situation wortreiche­r. „Da sieht man halt, dass in ihm das Feuer noch brennt. Fußballer sind auch nur Menschen. Es ist schön, dass es bei uns trotz 13 Punkten Vorsprung noch so kribbelt.“

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FOTO: IMAGO Thomas Müller erlöst sich selbst und den FC Bayern und erzielt gegen Mönchengla­dbach das Tor zum 1:0.

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