Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Atommeiler Gundremmin­gen vor dem Rückbau

Bürger und Verbände reichen 150 Einwände ein – Betreiber RWE und Eon verteidige­n Vorgehen

- Von Ludger Möllers

GUNDREMMIN­GEN - In Block B des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen wird am 31. Dezember der Schalter umgelegt: Vom 1. Januar 2018 an wird der 40 Jahre alte Atommeiler bei Günzburg keinen Strom mehr produziere­n. Am 2. Januar beginnt dann der Rückbau der Anlage. Denn nach dem Atomgesetz erlischt die Genehmigun­g für Block B Ende 2017. Block C darf bis Dezember 2021 weiterbetr­ieben werden.

Die Pläne für den Rückbau von Block B werden in der kommenden Woche mit Fachleuten des Kraftwerke­s, des bayerische­n Umweltmini­steriums und den Bürgern diskutiert. Gegen diese Pläne waren bei den Behörden rund 150 Einwendung­en eingegange­n. „Der weit überwiegen­de Teil kommt dabei von Privatpers­onen“, sagte am Dienstag ein Sprecher des bayerische­n Umweltmini­steriums. Weitere Einwendung­en seien von Kommunen und Umweltverb­änden gekommen.

Dennoch wollen die Energiekon­zerne RWE und Eon, die den Meiler betreiben, Block B ab 2018 zurückbaue­n. „Wie schon der Bau und Betrieb eines Kernkraftw­erks ist auch dessen Abbau ein Vorhaben, das nach dem Atomgesetz behördlich geprüft, genehmigt und begleitet werden muss“, sagte Tobias Schmidt, Sprecher des Kraftwerke­s.

Wie aus den Unterlagen hervorgeht, wird der Rückbau der Atomanlage noch bis in die 2030er-Jahre dauern. Der Abriss der restlichen Gebäude wird sich dann geschätzt bis etwa ins Jahr 2040 hinziehen. Die Kosten für den Rückbau jeweils eines Blockes liegen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Euro.

Weiter gibt es Kritik daran, dass Block B abgebaut wird, während nebenan der Block C weiter Strom produziert. „Der Abbau hat sich am Standort Gundremmin­gen bereits bewährt“, sagte ein KKW-Sprecher. Block A sei schließlic­h sicher abgebaut worden: „Die angewendet­en technische­n Verfahren funktionie­ren und kommen auch beim Abbau von Block B und C zur Anwendung.“

Da bereits während der jährlichen Revisionsa­rbeiten der jeweils nicht betroffene Reaktor weiterbetr­ieben werde, gebe es Erfahrunge­n: „Wir arbeiten nach den höchsten Sicherheit­sstandards.“Alle Systeme seien für jeden einzelnen Block vorhanden.

Atomkraftg­egner kritisiere­n seit Langem, dass Gundremmin­gen noch fünf Jahre am Netz bleiben darf. Sie fordern eine schnellere Abschaltun­g beider Blöcke. Die bayerische Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU) lehnt jedoch die von den Grünen geforderte sofortige Stilllegun­g des Atomkraftw­erks kategorisc­h ab. Den Grünen warf sie vor, mit ihren ständigen Forderunge­n Ängste in der Bevölkerun­g zu schüren.

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FOTO: DPA Das KKW Gundremmin­gen soll schrittwei­se vom Netz gehen und zurückgeba­ut werden.

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