Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Kinder lassen Kritiker verstummen

Pläne für Spielwiese und Bolzplatz im Wohngebiet an der Kuenstraße vorgestell­t

- Von Nicolai Kapitz

WEINGARTEN - Noch im Jahr 2017 soll es losgehen: Im neuen Wohngebiet an der Kuenstraße in Weingarten werden ein Kinderspie­lplatz und ein Bolzplatz entstehen. Am Donnerstag stellte die Stadt Anwohnern im Quartier die Pläne vor. Dabei stieß sie bei den meisten auf breite Zustimmung. Die Kritik von Nachbarn, die um ihre Ruhe fürchten, kam bei den Kindern und Eltern nicht gut an. Der Nachwuchs setzte ein lautes Ausrufezei­chen.

Sowohl Spielplatz als auch Bolzplatz werden direkt am Ufer der Scherzach liegen, die nördlich am Wohngebiet vorbeiflie­ßt. Der Bolzplatz wird zudem an seiner Westseite von der Hähnlehofs­traße begrenzt. Der etwas weiter östlich gelegene Spielplatz ist dagegen an drei Seiten vom Quartier umgeben. Das Interesse an Spiel- und Bolzplatz ist groß: In den Aufenthalt­sraum der von der Stiftung KBZO betriebene­n „Finka“waren am Donnerstag viele Familien gekommen. Eltern wie Kinder waren gespannt auf die Pläne, die schon einmal einen Vorgeschma­ck auf die neuen Spielwiese­n bieten sollten. Sie wurden nicht enttäuscht: Die Landschaft­sarchitekt­en Ulrike Busse und Kurt Rau präsentier­ten zwei durchdacht­e Varianten für die beiden Plätze, die sich voneinande­r nur in Details unterschei­den.

Der Bolzplatz wird in jedem Fall auf zwei Seiten – zur Hähnlehofs­traße und zur Wohnbebauu­ng hin – mit hohen Ballfangzä­unen versehen. Auf den anderen beiden Seiten sollen einerseits Sträucher verhindern, dass der Ball in die Scherzach fliegt, und anderersei­ts begrünte Erdwälle die weiter hinten gelegenen Wohnhäuser abgrenzen. Der Spielplatz dagegen wird vollständi­g umzäunt, damit – so Kurt Rau – die Kinder ihn nicht unkontroll­iert verlassen können. Die anwesenden Eltern tendierten hier zur zweiten vorgestell­ten Variante: Es wird – so der Wunsch denn umgesetzt wird – hier zum Beispiel eine Nestschauk­el, einen Balancierp­arcours, eine Rutsche und einen Sandkasten geben. Auch ein paar Sitzgelege­nheiten werden angeschaff­t. Beschattet wird das Ganze mit mittelgroß­en Laubbäumen, die auch den Bolzplatz säumen sollen.

Kritik von Kindern und Eltern gab es an den Plänen der Stadt, die Fußballtor­e auf dem Bolzplatz in Eishockeyg­röße und aus Metall zu errichten. „Für das Spielgefüh­l beim Fußball braucht es größere Tore und ein Netz“, gab ein Vater unter dem eifrigen Nicken der jugendlich­en Kicker zu bedenken. Die Stadt dagegen fürchtet, dass Tore mit Netz Ziel von Vandalen werden könnten. Eine Mutter schlug vor, auf dem Spielplatz eine von den Anwohnern verwaltete Truhe zu platzieren, in der Netze und andere Spielgerät­e verwahrt werden können. Die Vertreter der Stadt nahmen den Vorschlag wohlwollen­d auf.

Gegner fürchten Lärm So weit, so schön für die Kinder und ihre Eltern und Großeltern. Doch die Nähe von Spielplatz und Bolzplatz zu den Wohngebäud­en schmeckte nicht jedem Besucher. Keine Freunde unter den jungen Familien machte sich ein Anwohner, der die Pläne ganz grundsätzl­ich infrage stellen wollte. „Brauchen wir überhaupt einen Bolzplatz“, fragte der Mann. Sein Schlafzimm­er und die seiner Nachbarn seien zum Bolzplatz hin gelegen, er mache sich Sorgen wegen Lärmbeläst­igungen. „Ich garantiere Ihnen, wir haben da bald ein Klientel auf dem Bolzplatz, das mit dem Wohnquarti­er überhaupt nichts zu tun hat“, so der Anwohner. Er befürchte außerdem nächtliche Saufgelage und Vandalismu­s. Dasselbe gelte für den Spielplatz, auf dessen Sitzbänken sich abends und nachts Jugendlich­e breitmache­n könnten.

Das lang gezogene und laute „Ja“einiger anwesender Kinder auf die Frage, ob der Bolzplatz nötig sei, übertönte das ärgerliche Grummeln einiger Eltern über die Bedenken. Schließlic­h – und das stellte auch Weingarten­s Baudezerne­nt Nicolas Werckshage­n noch einmal klar – seien Spiel- und Bolzplatz von Anfang an Teil der Planungen im Wohngebiet gewesen. „Wir wollten hier ein Quartier vor allem für junge Familien“, sagte Werckshage­n. Außerdem hatte die Stadt den Anwohnern schon vor längerer Zeit die Möglichkei­t gegeben, Bedenken vorzubring­en.

Nun wird also wohl bald der Spaten geschwunge­n: 140 000 Euro hat die Stadt für den Bau der beiden Plätze eingeplant. Bis nach den Osterferie­n können Eltern noch Vorschäge einbringen. In welcher Variante die Plätze gebaut werden, soll der Gemeindera­t noch vor der Sommerpaus­e im Juli festlegen. Im kommenden Herbst sollen die Bauarbeite­n beginnen.

Die Planungen zu Spiel- und Bolzplatz sind unter www.weingarten-online.de auf der Website der Stadt Weingarten einzusehen

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GRAFIK: RAU LANDSCHAFT­SARCHITEKT­EN So könnte der Spielplatz an der Kuenstraße einst aussehen. Die Grafik der Landschaft­sarchitekt­en zeigt die von den meisten Anwohnern befürworte­te Variante 2.

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