Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weinbau als Heimatpfle­ge

Ehrenamtli­che Helfer kümmern sich um die Taldorfer Reben

- Von Peter Engelhardt

- Von einem erfolgreic­hen Jahr für den Weinbau in Taldorf hat Ortsvorste­her Vinzenz Höss in der jüngsten Sitzung des Ortschafts­rats berichtet. 3800 Flaschen MüllerThur­gau wurden abgefüllt. Das Interesse der Taldorfer an der ehrenamtli­chen Mitarbeit ist so groß, dass keine neuen Helfer angenommen werden können. Höss sprach von einem „wichtigen Beitrag zur Heimatpfle­ge“.

Seit zwei Jahren betreibt die Ortschaft die Pflege des 36 Ar großen Weinbergs in kommunaler Regie. Rund zwei Dutzend Freiwillig­e zählt derzeit die Mannschaft der Hobbyweing­ärtner. Bis vor zwei Jahren hatte die Regie noch in den Händen profession­eller Winzer gelegen. Von 2005 an zeichnete der Immenstaad­er Matthias Röhrenbach für den Weinbau verantwort­lich; die acht Jahre zuvor der Meersburge­r Winzer Leo Maier. In den Jahren von 1963 (dem Beginn des Weinanbaus in Taldorf) bis 1997 hatte diese Aufgabe die Ravensburg­er Familie Knoblauch („Zum Muke“) wahrgenomm­en.

Die Übernahme des Taldorfer Weinbaus in kommunale Verantwort­ung war der Konsolidie­rung des städtische­n Haushalts geschuldet. In Taldorf lag den Worten von Ortsvorste­her Höss zufolge das jährliche Defizit bei 15 000 bis 20 000 Euro. Anders als die Stadt Ravensburg behielt die Ortschaft Taldorf Bewirtscha­ftung und Pflege in den eigenen Händen: Rund 380 Arbeitsstu­nden investiert­en die freiwillig­en Helfer im vergangene­n Jahr, bis schließlic­h 3800 Flaschen MüllerThur­gau abgefüllt waren.

Das vergangene Jahr war, so hieß es im Ortschafts­rat, „kein einfaches, aber am Ende ein sehr erfolgreic­hes“. Viel Regen zu Beginn des Jahres und Frostschäd­en an den jungen Trieben machten den Weinbergfr­eunden ebenso zu schaffen wie Rehe, die Gefallen gefunden hatten an den süßen Trauben. Mit Zäunen und später zusätzlich mit Wespenfall­en konnten die Verluste jedoch in erträglich­en Grenzen gehalten werden. Im September kam es allerdings noch zur Edelfäule durch Botrytisbe­fall (Grauschimm­el). Dies machte eine Vorlese zwei Wochen vor der eigentlich­en Lese notwendig, wodurch der Ernteertra­g gerettet werden konnte. Zur Arbeit der Helfer gehörte im vergangene­n Jahr auch der Ersatz von 60 abgestorbe­nen Rebstöcken. Jetzt hofft man, dass die neuen Stöcke im kommenden Jahr ihren ersten Ertrag liefern.

Höss: „Sensatione­lle Leistung“Als „sensatione­lle Leistung, die ihresgleic­hen sucht“bezeichnet­e Ortsvorste­her Höss das Engagement der freiwillig­en Helfer, und Lob in den höchsten Tönen gab es für die Mannschaft auch seitens des Ortschafts­rats. „Wir sind stolz auf unseren Weinberg, auf unsere Bürgerinne­n und Bürger und auf unseren Ortsbauhof“, fügte Höss hinzu.

Ihre Lehren gezogen haben die Weinbergfr­eunde aus dem Jahr 2016. Erstmals wurden für den Fall eines Spätfroste­s Frostruten stehen gelassen. Und durch die Anschaffun­g eines neuen Elektrozau­nes als Schutz gegen Wildtiere erhoffen sich die Hobbywinze­r eine noch bessere Ausbeute im Herbst dieses Jahres.

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FOTO: PRIVAT Zahlreiche Ehrenamtli­che arbeiten im Taldorfer Weinberg.

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