Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Geli Schiffmann: Die Gastronomie ist ihr Ding
Mit 15 hat sie in der Disko angefangen, jetzt ist sie Inhaberin eines Restaurants mit Hotel
RAVENSBURG-DÜRNAST - „We can do it“steht auf einem bekannten und beliebten Poster: Eine Frau im blauen Arbeitshemd, um den Kopf ein rotes Tuch geknotet, ballt die rechte Hand zur Faust, winkelt den Arm an und zeigt herausfordernd den Bizeps. Im Zweiten Weltkrieg hat das Poster für die Rüstungsindustrie geworben. Heute denken viele, die das Poster sehen und aus dem Großraum Ravensburg kommen, dabei an „d’Geli“. Gemeint ist Wirtin Angelika Schiffmann von der „Landvogtei Bei Geli“in Dürnast.
Kraftvoll, entschlossen, resolut wie die Frau auf dem Poster wirkt auch die 49-jährige Wirtin mit dem rot gefärbten Bürstenhaar. Sie macht ihren Weg, und sie hat Spaß dabei. „Ich wollte schon immer in die Gastronomie“, berichtet Schiffmann. „Aber zuerst durfte ich nicht.“Der Vater ist dagegen. „Da kannst du auch gleich in den Puff gehen“, sagt er. Sie muss eine Lehre als Verkäuferin machen. Das hindert sie nicht daran, nebenher in der Disko zu jobben. Mit 15 wird sie da als Bedienung eingesetzt. Und der Vater? Schiffmann lacht. „Der hat mich hingebracht und um Mitternacht wieder abgeholt.“Das ist jetzt 35 Jahre her. „Nach der Lehre durfte ich machen, was ich wollte“, sagt Schiffmann. „Dann hab ich die Läden gerockt.“Sie hat im Wirtshaus am Gehrenberg gearbeitet, in Gastrobetrieben in Bad Waldsee, Tettnang und Friedrichshafen. Viele Ravensburger kennen sie aus dem Restaurant Barbarossa, der HumpisGaststätte oder als Wirtin der Kuppelnau-Wirtschaft. Mit 40 ist sie in ihr Heimatdorf Dürnast zurückgekehrt und hat dort die Landvogtei an der B 33 gekauft. „Ich bin zwar von hier“, sagt sie. „Aber für die Leute in Dürnast bin ich jetzt die aus der Stadt.“
Und warum hat sie sich ausgerechnet für die Gastronomie entschieden? „Gastronomie macht einfach Spaß“, sagt die Wirtin. Viele würden sagen: Da musst du arbeiten, wenn die anderen Spaß haben. Schiffmann sieht das anders: Spaß haben kann sie auch beim Arbeiten. Voraussetzung dafür sei ein gutes Team. „Personalwechsel hat es bei mir schon ewig nicht mehr gegeben“, sagt sie. „Wir sind wie eine Familie.“Außerdem könne sie sich als Wirtin die Qualität des Tages selbst gestalten: „Wenn du schlecht drauf bist, sind alle schlecht drauf. Und umgekehrt natürlich auch.“Nur nachtragend dürfe man nicht sein.
Und wenn Schiffmann nicht in der Gaststube steht? Dann ist sie alleinerziehende Mutter eines 21-jährigen Sohns. Und Harley-Fahrerin. Mit ihrer Gang Harleyluja rast sie mal mit Spikes die Schneepisten in Südtirol hoch oder fährt Rennen auf Sandstrand am Mittelmeer. Oder sie verkauft Wurstsalat und sauren Käs auf dem Rutenfest. Zweimal hat sie einen eigenen Stand im Schalmeiengarten gehabt. Oder sie dreht mal wieder einen Film für das Erdnagel-Großkunst-Filmfestival in Markdorf. Der erste hieß „Unterm Dirndl wird geschäumt.“In einem Vampirfilm hat sie mal eine Leiche im Gemüsegarten gespielt. Und als „Gesundheitsprogramm“hat die Wirtin zwei Rottweiler, mit denen sie bei jedem Wetter draußen unterwegs ist.