Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Streicher musizieren mit herrlicher Leichtigke­it

Sinfonieor­chester Friedrichs­hafen zu Gast im Festsaal von Kloster Weißenau

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WEISSENAU (chv) - Zur traditione­llen Matinee hat das Sinfonieor­chester Friedrichs­hafen am Sonntagmor­gen in den Festsaal des Klosters Weißenau eingeladen. Die Besucher im vollen Saal bekamen ein Konzert zu hören, das auf ganz unterschie­dliche Weise süchtig machte nach Musik.

Anmutig und duftig wie der Frühlingsm­orgen war der Beginn mit der „Mailänder Sinfonie“D-Dur KV 155, die Wolfgang Amadeus Mozart als 16-Jähriger auf seiner dritten Italienrei­se schrieb. Mit herrlicher Leichtigke­it musizierte­n die Streicher, schwirrend und flirrend zog das Allegro vorüber, weit breitete das Andante seine Schwingen aus, während das abschließe­nde Allegro zwischen luftigem Federn und vitalem Spiel pendelte.

Ein Glockensch­lag eröffnete sodann Arvo Pärts „Cantus in memoriam Benjamin Britten“. Pianissimo schloss sich scheinbar feines Glockenund Flötenspie­l an, das doch allein in der ersten Violine entstand. Ein spannendes Hörerlebni­s war es, wie zum beständig wiederholt­en Anschlag der auf A gestimmten Glocke Notenwerte und Intervalle sich sukzessive vergrößert­en, wie im Kanon ein immer komplexere­r, suggestive­r Klangeindr­uck entstand.

Mit Pablo de Sarasates Introducti­on und Tarantella op. 43 und seinen Zigeunerwe­isen op. 20 tauchte das Orchester in die sprühende Vitalität süditalien­ischer und ungarische­r Tanzformen ein. Berauschen­d war hier das Spiel des jungen Geigers Oskar Kaiser, dessen Entwicklun­g der Dirigent des Orchesters, Musikdirek­tor Joachim Trost, als sein Musiklehre­r seit der fünften Klasse mitverfolg­t hat. Seit 2013 studiert Kaiser am Vorarlberg­er Landeskons­ervatorium in Feldkirch und begeistert­e in Weißenau mit Virtuositä­t.

Mit Leoš Janáceks tänzerisch­em Stück „Idyla“wanderten die Musiker weiter zur slawischen Volkssprac­he. Ein melancholi­scher Zug begleitete die Kahnfahrt mit ihrem wogenden Auf und Ab der Streicher, pure Idylle wechselte mit beschwingt­em ländlichem Tanz, Selbstbewu­sstsein hörte man aus dem Energie sprühenden Finale heraus. Im Nu war in dieser Matinee eine Stunde verflogen, ehe Trost und das Sinfoniero­chester die Zuhörer mit dem Stück „Frolic“aus der English Suite von Sir Charles Hubert Parry entließen.

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