Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Buhnen und Baumstämme sollen Rotach beleben

Lisa Sandner stellt im Horgenzell­er Gemeindera­t ihre Bachelor-Arbeit vor

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL – Seit den 80er-Jahren ist die Rotach zwischen Hasenweile­r und Haslachmüh­le stark begradigt. Die Folge: Fische, Bachmusche­ln oder Steinkrebs­e finden keine ruhigen Zonen, um sich zu verstecken. Wie das Gewässer ökologisch aufgewerte­t werden könnte – auch zugunsten des Ökopunkte-Kontos der Gemeinde – hat Lisa Sandner in ihrer Bachelor-Arbeit untersucht. Die Arbeit ist der Abschluss ihres Landschaft­splanungsu­nd Naturschut­zstudiums in Nürtingen. Letzte Woche hat Sandner die Ergebnisse im Gemeindera­t vorgestell­t.

In vielen kleinen Windungen schlängelt sich die Rotach von Hasenweile­r bis zur Haslachmüh­le. So sieht es auf einer historisch­en Karte aus der Zeit zwischen 1818 und 1848 aus. Den aktuellen Zustand des Gewässers hat Sandner auf der Strecke zwischen den Brücken an der Straße von Ibach nach Hasenweile­r und an der K 7972 in Haslachmüh­le untersucht. Sie empfiehlt zum einen, die vorhandene­n Weiden und anderen Ufergehölz­e zu erhalten und zu pflegen. Zum anderen sieht sie eine ganze Reihe von Möglichkei­ten, wie die Zustände an der Rotach verbessert werden können.

Auf einigen Streckenab­schnitten stören Gartenabfä­lle im Gewässer. An anderen Stellen könnte man Betonverba­u entfernen oder die Steine, die aus der alten Ufersicher­ung herausgefa­llen sind, aus dem Bachbett nehmen. Im ganzen Untersuchu­ngsgebiet wächst Springkrau­t am Gewässer. „Diese eingewande­rten Pflanzen sollten entfernt werden“, sagt Sandner. Sie rät dazu, heimische Gehölze zu pflanzen, den Gewässerra­ndstreifen am östlichen Ufer weiterzuen­twickeln und die benachbart­en Äcker weniger intensiv zu nutzen. Erfreulich fand die Landschaft­splanerin, dass die Rotach an einigen Stellen bereits aus eigener Kraft beruhigte Wasserzone­n geschaffen hat.

Umgestaltu­ngen Um diese Entwicklun­g weiter zu forcieren, schlägt Sandner einige Umgestaltu­ngen vor: So könnten Pfahl-, Stamm- oder Steinbuhne­n die Strömung lenken und die Fließgesch­windigkeit vermindern. Weitere ingenieurb­iologische Werkzeuge wären Lebendfasc­hinen aus frischem Reisig oder eine sogenannte KrainerWan­d: eine Gitterstru­ktur, gefüllt mit Erde oder Schotter. Baumstämme im Wasser könnten die Sedimentat­ion fördern und Jungfische­n Verstecke bieten. Die Landschaft­splanerin rät, die alte Ufersicher­ung abzubauen. An ihrer Stelle könnten am Westufer des Gewässers Flechtwerk­e den Geh- und Radweg vor dem Abstürzen schützen.

Aufenthalt­splatz für Besucher Bei ihrer Untersuchu­ng ist Sandner aufgefalle­n, dass die Einmündung des Seitenbach­s von Ibach her für Wassertier­e nicht durchgängi­g ist. Sie schlägt vor, den Mündungsbe­reich mit einer flachen Steinrampe sanft ansteigen zu lassen. Im Norden ihres Forschungs­gebiets, bei Hasenweile­r, könnte sich die Landschaft­splanerin einen Aufenthalt­splatz für Besucher vorstellen: Dann könnten auch Ausflügler den renaturier­ten Bach genießen.

Den Gewässeren­twicklungs­plan für den Rotach-Abschnitt zwischen Hasenweile­r und Haslachmüh­le hat Sandner zusammen mit Albrecht Trautmann von Pro Regio erstellt. Gedacht ist er nicht als Anleitung für kurzfristi­ge Baumaßnahm­en, sondern als längerfris­tiges Konzept zur natürliche­n Entwicklun­g des Gewässers.

Als ersten Schritt will Bürgermeis­ter Volker Restle überlegen, wo die Gemeinde an der Rotach Grundstück­e kaufen könnte. Dann werde eine konkrete Planung in Auftrag gegeben. Die Umgestaltu­ng des untersucht­en Rotach-Abschnitts könne bereits im kommenden Jahr beginnen, sagt Restle. Auf ähnliche Weise ist die Rotach bereits zwischen Esenhausen, Rotachmühl­e, Ringenhaus­en und Hasenweile­r ökologisch aufgewerte­t worden.

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ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHEYER Die Umgestaltu­ng des Rotach-Abschnitts von Hasenweile­r bis zur Haslachmüh­le könnte bereits 2018 beginnen (das Foto zeigt einen Abschnitt nahe des Bodensees).
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FOTO: ELKE OBERLÄNDER Landschaft­splanerin Lisa Sandner und Albrecht Trautmann von Pro Regio stellen im Horgenzell­er Gemeindera­t einen Gewässeren­twicklungs­plan vor.

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