Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Klasnic kämpft weiter

Früherer Torjäger hofft auf neue Niere und Gerechtigk­eit

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BREMEN (SID/dpa) - Ivan Klasnic liegt in einem Bett im Krankenhau­s Hamburg-Eppendorf, Schläuche führen aus seinem Arm zur Dialysemas­chine. Wenn sein Blut gewaschen wird – dreimal die Woche für fünf Stunden – schläft Klasnic meist. Und träumt. Von einem normalen Leben, manchmal sogar von der Rückkehr auf den Fußballpla­tz.

Der ehemalige Bundesliga­spieler braucht eine neue Niere, zum dritten Mal. Zwei Transplant­ationen hatte der 37-Jährige schon. Im Januar 2007 wurde dem einstigen Torjäger eine Niere seiner Mutter verpflanzt, sein Körper stieß das Organ aber ab. Im März desselben Jahres erhielt er eine Niere seines Vaters, sie reinigte sein Blut, doch seit 14 Monaten arbeitet sie nicht mehr richtig. Sein Blut muss nun wieder von einer Maschine gewaschen werden. „Ich glaube, Gott hat unseren Weg oder unseren Plan im Leben geschriebe­n“, sagt Klasnic, der 2004 das Double mit Werder Bremen gewonnen hat. Und: „Ich muss die Situation so annehmen, wie sie ist. Ich bin immer ein Kämpfer gewesen.“

Heute fährt Ivan Klasnic nicht in die Klinik, er hat einen Gerichtste­rmin. Um 8.45 Uhr wird im Saal 117 des Landgerich­ts Bremen ein Urteil gesprochen. „Endlich“, sagt Klasnic, der nach seinem Abschied von Werder 2008 noch beim FC Nantes, den Bolton Wanderers und beim FSV Mainz 05 spielte. Es geht um Schmerzens­geld und um Schadeners­atz. Vor fast neun Jahren, im April 2008, reichte Klasnic Klage gegen den damaligen Werder-Mannschaft­sarzt Götz Dimanski und die beteiligte Internisti­n Manju Guha ein. Der Kroate wirft ihnen vor, dass sie die beginnende Nierenerkr­ankung bereits im Jahr 2002 aufgrund bestehende­r erhöhter Nierenwert­e hätten erkennen müssen, die Mediziner bestreiten den Vorwurf. „Keiner will’s gewesen sein“, sagt Klasnic. Es geht um gut eine Million Euro. Zuletzt hatte ein Gutachter ausgesagt, dass die Behandlung der schlechten Blutwerte von Klasnic eine Reihe von Fehlern beinhaltet habe. Unter anderem seien diese nicht eng genug kontrollie­rt worden.

Klasnic hofft auf Gerechtigk­eit und kämpft weiter um sein Leben. Rund 8000 Menschen warten in Deutschlan­d auf eine Niere, im Schnitt sieben bis acht Jahre. Weil es zu wenig Spender gibt. „In Kroatien geht es schneller, weil mehr Organe gespendet werden“, sagt Klasnic. Vielleicht verlässt er seine Geburtssta­dt Hamburg und geht nach Kroatien. „Mal sehen, ich habe mich noch nicht entschiede­n“, sagt er. Und träumt von einem normalen Leben.

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FOTO: DPA Ivan Klasnic 2008.

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