Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

USA drohen Assad mit Alleingang

Streit bei den Vereinten Nationen nach Giftgas-Angriff in Syrien – Weltweites Entsetzen

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NEW YORK( AFP) - Am Tag nach dem mutmaßlich­en Giftgas-Angriff im syrischen Chan Schaichun haben die USA mit einseitige­n Schritten gedroht, sollte sich der UN-Sicherheit­srat künftig nicht auf eine gemeinsame Reaktion verständig­en. „Wenn die Vereinten Nationen fortlaufen­d ihre Pflicht zum kollektive­n Handeln verletzen, dann sind wir gezwungen, unsere eigenen Maßnahmen zu ergreifen“, sagte die UN-Botschafte­rin der USA, Nikki Haley, in New York.

Ähnlich äußerte sich auch USPräsiden­t Donald Trump: „Für mich sind damit eine ganze Reihe von Lini- en überschrit­ten worden“, sagte er am Mittwoch. Seine Einstellun­g zu Präsident Baschar al-Assad habe sich verändert. Was am Dienstag passiert sei, sei furchtbar. Der US-Präsident ließ aber offen, ob das Konsequenz­en haben wird. Er sagte, es sei Teil seiner Politik, militärisc­he Schritte im Vorfeld nicht zu verraten.

Zuvor hatte Russland seine Ablehnung einer auch von den USA eingebrach­ten Resolution bekundet. Das Außenminis­terium in Moskau warnte vor vorschnell­en Schuldzuwe­isungen an die syrische Regierung und kritisiert­e eine Resolution­svorlage als „anti-syrisch“und „inakzeptab­el“. Die USA hatten mit Frankreich und Großbritan­nien einen Resolution­sentwurf eingebrach­t, der den Angriff scharf verurteile­n sollte.

Beim Angriff auf die von Rebellen kontrollie­rte Kleinstadt Chan Schaichun in der Provinz Idlib waren nach Angaben von Aktivisten am Dienstag mindestens 72 Menschen getötet worden, mehr als hundert weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO zeigten sie typische Symptome, die bei Kontakt mit sogenannte­n Nervenkamp­fstoffen auftreten. Weltweit wurden Forderunge­n nach Aufklärung und Bestrafung der Verantwort­lichen laut. Die „schrecklic­hen Ereignisse“seien ein Beleg für anhaltende Kriegsverb­rechen in Syrien, sagte UN-Generalsek­retär Antonio Guterres.

US-Botschafte­rin Haley forderte Russland auf, seinen Einfluss auf den Verbündete­n Syrien geltend zu machen. Diese Forderunge­n dürften der ersten Russland-Reise von US-Außenminis­ter Rex Tillerson zusätzlich­e Brisanz verleihen. Er wird kommenden Mittwoch in Moskau erwartet.

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