Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bayern kehrt zum G 9 zurück
Start der Reform soll zum Schuljahr 2018/19 sein, für die Klassenstufen fünf und sechs
MÜNCHEN - Die Worte kamen dem bayerischen Bildungsminister Ludwig Spaenle (CSU) scheinbar leicht über die Lippen: „Das G 9 in Bayern ist beschlossen“, verkündete er am Mittwochabend, nachdem die CSULandtagsfraktion mit nur einer Gegenstimme die Rückkehr zur neunjährigen gymnasialen Schulzeit beschlossen hatte.
Zusammen mit Verstärkungen der anderen Schularten schnürten die Abgeordneten der Regierungsfraktion ein 870-Millionen-Euro-Bildungspaket, teilte Finanzminister Markus Söder (CSU) mit. Das sei „gut finanzierbar, weil über die Jahre verteilt“, so der Finanzminister.
Vor 14 Jahren drückte der damalige Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) die Verkürzung der Gymnasialzeit im Freistaat um ein auf acht Jahre durch. Überstürzt, wie auch in der CSU die herrschende Meinung lautet. Das Ergebnis waren 13 Jahre lang Reparaturmaßnahmen und Reformgewurstel, weil die Klagen über zu viel Stress für die Schüler nicht enden wollten.
Doch Fehler zuzugeben gehört in der Politik zu den schwierigsten Übungen. Noch Ende 2013 erklärte der amtierende Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) in einer Regierungserklärung: „Es wird kein G 9 geben.“Dreieinhalb Jahre später widerlegt er sich nun selbst. Seehofer war sogar die treibende Kraft hinter der Reform der Reform. „Ein guter Tag für Bayerns Schüler“, frohlockte SPD-Bildungsexperte Martin Güll: „G 8 ist Geschichte.“Die harte Oppositionsarbeit über die Jahre hinweg habe sich gelohnt. Als politischen Erfolg bewerteten auch die Oppositionsfraktionen von Freien Wählern und Grünen die „Rückkehr“zum neunjährigen Gymnasium.
Schon um der Gesichtswahrung willen legen CSU-Bildungspolitiker Wert darauf, dass das jetzt anstehende G 9 etwas ganz anderes sei als das vor 13 Jahren abgeschaffte. Die meisten Änderungen soll es an der elften Klasse geben, in der sowohl das vorwissenschaftliche Arbeiten wie auch die Berufsorientierung Platz bekommen sollen. Informatik soll in allen Gymnasiumszweigen möglich sein und auch die politische Bildung solle verstärkt werden. Leistungsstarke Schüler können die elfte Klasse auslassen, sodass sie nach entsprechender Unterstützung in den Jahrgangsstufen neun und zehn auf der „Überholspur“in acht Jahren zum Abitur kommen und das ausgelassene Schuljahr für einen Auslandsaufenthalt nutzen können.
Starten soll das G 9 zum Schuljahr 2018/19 für die Jahrgangsstufen fünf und sechs, an denen sich so gut wie nichts ändern dürfte. Das bedeutet: Die Kinder, die in etwa einem Monat für das Gymnasium angemeldet werden, sind die ersten G-9-Gymnasiasten. Der erste G-9-Abiturientenjahrgang ist dann für das Jahr 2025 vorgesehen.