Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nordkorea provoziert
Erneut Mittelstreckenrakete Richtung Japan abgefeuert
SEOUL/WASHINGTON (AFP) - Nordkorea hat kurz vor dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping erneut internationale Auflagen gebrochen und eine Rakete getestet. Wie das südkoreanische Verteidigungsministerium mitteilte, wurde das Geschoss am Mittwoch aus der Region der Hafenstadt Sinpo aus 60 Kilometer weit ins Meer abgefeuert. Trump will bei Xi Jinpings Besuch in den USA heute und am Freitag auf ein wirksames Vorgehen gegen Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramm dringen.
Das Außenministerium in Seoul verurteilte den Raketentest als „Bedrohung von Frieden und Stabilität auf der ganzen Welt“. Die US-Armee bestätigte den Abschuss einer ballistischen Rakete, die weite Strecken überbrücken und Atomwaffen transportieren kann. Es habe sich um eine Mittelstreckenrakete vom Typ KN-15 gehandelt, die „keine Gefahr für Nordamerika“dargestellt habe.
US-Außenminister Rex Tillerson bestätigte, dass Nordkorea „noch eine“Rakete abgeschossen habe. „Die USA haben genug über Nordkorea gesprochen“, erklärte er. Tillerson hatte kürzlich die Region besucht und dabei erklärt, die Geduld der USA sei am Ende. Wenn die Bedrohung zunehme, sei auch ein militärisches Vorgehen seines Landes eine „Option“, sagte er in Südkorea.
Kritik von der Bundesregierung Der japanische Regierungschef verurteilte den Raketentest als „schwere Provokation“und als Verstoß gegen UN-Resolutionen. Auch die Bundesregierung reagierte mit scharfer Kritik. Mit dem Test setze Nordkorea „seine unverantwortliche und völkerrechtswidrige Politik fort“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Diese Politik destabilisiere „bewusst die Sicherheit in Ostasien und in der gesamten Region“.
Bereits Anfang März hatte Nordkorea vor seiner Ostküste vier Raketen in Richtung Japan ins Meer geschossen. Pjöngjang bezeichnete dies als Übung für einen Angriff auf Stützpunkte der US-Armee in Japan. Im vergangenen Jahr unternahm Nordkorea nach eigenen Angaben zwei Atomwaffentests sowie eine Reihe von Raketentests. Es verstieß damit gegen mehrere Resolutionen des UN-Sicherheitsrats.
Die US-Regierung übt Druck auf China, Nordkoreas wichtigsten Verbündeten, aus, damit Peking Pjöngjang in die Schranken weist. Trump drohte kürzlich mit einem Alleingang seines Landes im Streit um das nordkoreanische Atomprogramm. Wenn Peking das Problem „nicht löst, werden wir es tun“, sagte Trump der „Financial Times“.
Als Reaktion darauf kündigte Pjöngjang am Montag „Gegenmaßnahmen“an, wie die amtliche Nachrichtenagentur KCNA meldete. Trumps Äußerungen sowie das derzeitige Militärmanöver der USA mit Südkorea und Japan bezeichnete das nordkoreanische Außenministerium als „rücksichtloses Vorgehen“, das die koreanische Halbinsel „an den Rand eines Krieges“bringe.
Peking teilt zwar Washingtons Besorgnis über Nordkoreas atomare Aufrüstung, scheint den angespannten Status quo aber drastischen Maßnahmen vorzuziehen. Die Volksrepublik China hält sich im Umgang mit Nordkorea auch zurück, um eine direkte Konfrontation oder einen Zusammenbruch des isolierten Landes in ihrer unmittelbaren Nähe zu vermeiden.