Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bedingt witzig
Bei der Komödie „Nichts zu verschenken“wird vor allem an neuen Ideen gespart
Kinomacher und Kinogänger im französischen Nachbarland mögen es gerne mal etwas überdreht. Ein besonders prominenter Vertreter der hektischen Mimik war Louis de Funès. An dessen Film aus dem Jahre 1980 „Louis, der Geizkragen“– seinerseits eine Adaption des Lustspiels „Der Geizige“(1668) von Molière – erinnert dann auch manches bei „Nichts zu verschenken“.
Pränatale Prägung So ist auch François Gautier (Dany Boon) von krankhaftem Geiz geplagt. Diese Eigenschaft wurde bei ihm bereits im Mutterleib ausgeprägt, wie man zu Beginn des Films erfährt: Da musste der Fötus den ständigen Streit seiner Eltern mitanhören, inklusive des Appells der Mutter, bloß nicht so zu werden wie der verschwenderische Vater.
François hat sich diesen Auftrag zu Herzen genommen. In der Wohnung herrscht meist Dunkelheit, zu essen gibt es oft abgelaufene Speisen, und wenn für einen Orchesterkollegen gesammelt wird, nimmt der Vio- linist panisch Reißaus. In jungen Jahren griff der Geizkragen auch bei Präservativen zu abgelaufener Ware. Doch diese Sparmaßnahme hatte ihren Preis: Plötzlich steht nun die 16-jährige Laura (Noémie Schmidt aus „Frühstück bei Monsieur Henri“) vor der Tür und behauptet, seine in der damaligen Nacht gezeugte Tochter zu sein. Statt einer emotionalen Geste denkt der Geizhals umgehend an die möglichen Kosten. Dabei ist sein Leben ohnehin schon aus den Fugen geraten, denn die Zuneigung der reizenden Cellistin Valérie (Laurence Arné aus „Willkommen in der Bretagne“) erwidert François durchaus – wenn er sie dafür nicht bloß auch noch zum Essen ausführen müsste.
Der aus vielen Komödien wie „Willkommen bei den Schtis“bekannte Dany Boon spielt seine Figur so konsequent überzogen, dass der Geiz oft nicht bloß als amüsante Marotte erscheint, sondern als zutiefst unsympathische Charaktereigenschaft. Erst allmählich wird klar, dass François selbst unter seinen Zwängen leidet. Die ziemlich ernste Wendung, die der Film gegen Ende hin zu nehmen scheint, kommt dennoch sehr unerwartet und passt sich auch nur schwer in die Komödienhandlung ein.
So ist der Film als Ganzes wenig rund geworden. Freunde französischer Komödien können zumindest an zwei Dingen Gefallen finden: Zum einen trösten die Darsteller auch über einige der weniger gelungenen Szenen hinweg und zum anderen finden sich doch einige gute Gags. Andere Szenen wirken dagegen wie aus vielen bekannten Filmen geborgt. François hätte an solcher Wiederverwertung sicher seine Freude – für den Zuschauer gilt dies hier nur in eingeschränktem Maße.
Nichts zu verschenken. Regie: Fred Cavayé. Mit Dany Boon, Laurence Arné, Noémie Schmid. Frankreich 2016, 89 Minuten. FSK: keine Altersbeschränkung