Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bedingt witzig

Bei der Komödie „Nichts zu verschenke­n“wird vor allem an neuen Ideen gespart

- Von Stefan Rother

Kinomacher und Kinogänger im französisc­hen Nachbarlan­d mögen es gerne mal etwas überdreht. Ein besonders prominente­r Vertreter der hektischen Mimik war Louis de Funès. An dessen Film aus dem Jahre 1980 „Louis, der Geizkragen“– seinerseit­s eine Adaption des Lustspiels „Der Geizige“(1668) von Molière – erinnert dann auch manches bei „Nichts zu verschenke­n“.

Pränatale Prägung So ist auch François Gautier (Dany Boon) von krankhafte­m Geiz geplagt. Diese Eigenschaf­t wurde bei ihm bereits im Mutterleib ausgeprägt, wie man zu Beginn des Films erfährt: Da musste der Fötus den ständigen Streit seiner Eltern mitanhören, inklusive des Appells der Mutter, bloß nicht so zu werden wie der verschwend­erische Vater.

François hat sich diesen Auftrag zu Herzen genommen. In der Wohnung herrscht meist Dunkelheit, zu essen gibt es oft abgelaufen­e Speisen, und wenn für einen Orchesterk­ollegen gesammelt wird, nimmt der Vio- linist panisch Reißaus. In jungen Jahren griff der Geizkragen auch bei Präservati­ven zu abgelaufen­er Ware. Doch diese Sparmaßnah­me hatte ihren Preis: Plötzlich steht nun die 16-jährige Laura (Noémie Schmidt aus „Frühstück bei Monsieur Henri“) vor der Tür und behauptet, seine in der damaligen Nacht gezeugte Tochter zu sein. Statt einer emotionale­n Geste denkt der Geizhals umgehend an die möglichen Kosten. Dabei ist sein Leben ohnehin schon aus den Fugen geraten, denn die Zuneigung der reizenden Cellistin Valérie (Laurence Arné aus „Willkommen in der Bretagne“) erwidert François durchaus – wenn er sie dafür nicht bloß auch noch zum Essen ausführen müsste.

Der aus vielen Komödien wie „Willkommen bei den Schtis“bekannte Dany Boon spielt seine Figur so konsequent überzogen, dass der Geiz oft nicht bloß als amüsante Marotte erscheint, sondern als zutiefst unsympathi­sche Charaktere­igenschaft. Erst allmählich wird klar, dass François selbst unter seinen Zwängen leidet. Die ziemlich ernste Wendung, die der Film gegen Ende hin zu nehmen scheint, kommt dennoch sehr unerwartet und passt sich auch nur schwer in die Komödienha­ndlung ein.

So ist der Film als Ganzes wenig rund geworden. Freunde französisc­her Komödien können zumindest an zwei Dingen Gefallen finden: Zum einen trösten die Darsteller auch über einige der weniger gelungenen Szenen hinweg und zum anderen finden sich doch einige gute Gags. Andere Szenen wirken dagegen wie aus vielen bekannten Filmen geborgt. François hätte an solcher Wiederverw­ertung sicher seine Freude – für den Zuschauer gilt dies hier nur in eingeschrä­nktem Maße.

Nichts zu verschenke­n. Regie: Fred Cavayé. Mit Dany Boon, Laurence Arné, Noémie Schmid. Frankreich 2016, 89 Minuten. FSK: keine Altersbesc­hränkung

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FOTO: THOMAS BREMONDT Beim Rendezvous mit Valerie ( Laurence Arné) entpuppt sich François ( Dany Boon) als Geizhals.

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