Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
26 000 neue Wohnungen bis 2035
Regionalplan legt Grundzüge für Weiterentwicklung der Kommunen im Raum Bodensee-Oberschwaben fest
RAVENSBURG/BAD SAULGAU - Er ist mit Spannung erwartet worden: Der neue Regionalplan BodenseeOberschwaben legt fest, wo in den nächsten 15 bis 20 Jahren Gewerbeoder Industriegebiete und Wohngebiete entstehen können und wo Bodenschätze gewonnen werden dürfen. Es wird sogar die Frage behandelt, ob sich bestimmte Bereiche für ein atomares Endlager eignen. Am Mittwoch wurde der erste Entwurf in Bad Saulgau der Öffentlichkeit vorgestellt. Bis Dezember sollen alle Details feststehen, dann können Bürger Einwände erheben.
Der Regionalplan bildet die Grundlage für Flächennutzungspläne und detaillierte Bebauungspläne. Es werden darin Grundsätze und Ziele für die Raumordnung aufgestellt, damit die Gemeinden Planungssicherheit bekommen. Wenn eine Fläche im Regionalplan beispielsweise als Grünfläche ausgewiesen ist, darf eine Kommune dort kein Neubaugebiet planen.
Da der Hunger nach neuem Wohnraum und Gewerbeflächen aber enorm ist, fallen im Plan-Entwurf einige Grünzüge weg. Bis zum Jahr 2035 werden in den drei Land- kreisen, die der Regionalverband abdeckt, nach jetzigen Erkenntnissen 26 000 zusätzliche Wohnungen gebraucht, das entspricht 800 Hektar. Davon 15 000 im Kreis Ravensburg, 7500 im Bodenseekreis und 3500 im Kreis Sigmaringen.
Bei der ersten Vorstellung im Planungsausschuss des Regionalverbandes in Bad Saulgau kamen noch nicht viele Einzelheiten ans Tageslicht, da erst die Grundzüge erläutert wurden. Mit Ausnahme von Ravensburg, wo die Planung schon weit fortgeschritten ist.
Gelüftet ist jetzt das Geheimnis, wo die 3000 Wohnungen entstehen sollen, die Oberbürgermeister Daniel Rapp mittelfristig bauen möchte. Im Regionalplan werden dafür einige Grünflächen geopfert. Allein 30 Hektar groß – das entspricht 42 Standard-Fußballfeldern – könnte ein Neubaugebiet westlich von Sickenried werden. Die freien Flächen zwischen Oberhofen, Obereschach und Untereschach stehen ebenfalls zur Debatte. Die Ortschaft Eschach würde so gewissermaßen zusammenwachsen. Ein weiteres sehr großes neues Wohngebiet kann angrenzend an die Weststadt Richtung Schmalegg entstehen (gegenüber dem Weststadtfriedhof). Immer vorausgesetzt, der Regionalplan wird am Ende tatsächlich so verabschiedet.
Und auch dem Bedarf nach neuen Gewerbegebieten soll der neue Regionalplan Rechnung tragen. Das Gewerbegebiet Erlen könnte doppelt so groß werden wie bisher, es dehnt sich dann einmal in Richtung Bavendorf und einmal in Richtung Güllenbach aus. Ein weiteres riesiges interkommunales Gewerbegebiet von 40 Hektar darf demnächst östlich der B 30 bei Baienfurt-Baindt entstehen, und Weingarten kann im Westen ein neues Wohngebiet bis zur Bahnlinie entwickeln.
Schlappe für Aulendorf Im Regionalplan werden auch Ober-, Mittel- und Unterzentren definiert, wobei der Regionalverband nur Klein- zu Unterzentren aufwerten beziehungsweise umgekehrt abwerten darf. Alles andere legt das Land fest. Bedeutung hat das zum Beispiel für Entscheidungen der Verkehrsinfrastruktur. Derzeit wird beabsichtigt, Hohentengen abzuwerten, wohingegen Salem, Meckenbeuren und Kißlegg aufgewertet werden sollen.
Enttäuschung für Aulendorf: Die Stadt bleibt Kleinzentrum, obwohl sie mittlerweile die magische Grenze von 10 000 Einwohnern überschritten hat. „Aulendorf ist ein Grenzfall“, gab der zuständige Planer Rainer Beuerle zu. „Es fehlt dort aber ein überörtlicher Verflechtungsbereich. Die Stadt hat keine Versorgungsfunktion für die umliegenden Gemeinden.“Pascal Friedrich aus Aulendorf sah das allerdings anders, zumal im benachbarten Kreis Biberach die kleineren Gemeinden Bad Schussenried und Bad Buchau zu Unterzentren aufgewertet wurden. „Und die haben keinen Eisenbahnknotenpunkt wie Aulendorf.“
Keine Aussagen über Endlager Einige Themen sind am Mittwoch noch komplett ausgeklammert worden. Aussagen zu Fracking oder über potenzielle Standorte für ein atomares Endlager – infrage kommen dafür Tongesteinsschichten zwischen Sigmaringen und Ulm – sollen erst im Juli besprochen werden.
Über einzelne Aspekte des Regionalplans wird die „ Schwäbische Zeitung“in den nächsten Wochen ausführlich berichten.