Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Oldtimer-Fan bringt Wolfegg sein Automuseum zurück
Nicolas Flosbach übernimmt die Räume des Fritz B. Busch-Museums – An Karfreitag ist Eröffnung
WOLFEGG - Der Automobilbetriebswirt Nicolas Flosbach will das Wolfegger Automuseum wiederbeleben. Er hat die Räume des ehemaligen Fritz B. Busch-Museums gemietet und steckt mitten in den Aufbauarbeiten. Gezeigt werden künftig Fahrzeuge und Szenen aus verschiedenen Jahrzehnten, einen Schwerpunkt legt Flosbach dabei auf die jüngeren Oldtimer der späten 60er, der 70er und auch der frühen 80er-Jahre. Außerdem zeigt er als Rarität die weltweit größte und wohl einzige Sammlung von Einradanhängern sowie den BMW, den der Großvater des Fürsten gefahren hat. An Karfreitag eröffnet das neue Museum.
Als das Automuseum von Fritz B. Busch vergangenen Oktober nach 43 Jahren geschlossen wurde, verlor Wolfegg ein überregional bekanntes Aushängeschild. Jetzt bekommt es die Gemeinde zurück
Campen mit dem VW-Bus In den zwei historischen Nebengebäuden des Wolfegger Schlosses wird gehämmert und gesägt, Arbeiter stehen auf Leitern, andere schieben ein Auto durch den Raum. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren – zur Eröffnung sollen die Besucher auf dem rund 3000 Quadratmeter großen Ausstellungsgelände nicht nur Oldtimer vorfinden, sondern sich auch in vergangene Zeiten zurückversetzen.
Der neue Inhaber des Museums, Nicolas Flosbach, hat mit seinen Mitarbeitern unzählige Einrichtungs- und Haushaltsgegenstände aus verschiedenen Jahrzehnten zusammengesucht. Auf diese Weise sollen im Museum kleine Szenen entstehen, die das Lebensgefühl der jeweiligen Epoche lebendig werden lassen. So steht ein alter VW-Bus zum Beispiel mitten in einer Campingplatz-Idylle der 70er-Jahre, eine Sitzecke strahlt 80er-Jahre-Charme aus, und Elvis erinnert an Rock’n’Roll-Zeiten.
„Eltern können ihren Kindern zeigen, was in ihrer eigenen Jugend aktuell war, als man von Golf GTI, Opel Manta oder Porsche Targa schwärmte und Schlaghosen, Videorecorder oder Pilotenbrillen der letzte Schrei war“, so Flosbach.
Er selbst habe seit seiner Kindheit Benzin im Blut, berichtet Nicolas Flosbach, der aus dem Bergischen Land bei Köln stammt und seit acht Jahren in Wolfegg lebt. Beruflich war er schon als Automobilkaufmann bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen sowie als Führer in Technikmuseen tätig. Durch seine Begeisterung für Autos und Oldtimer war er schon länger in Kontakt mit Anka Busch, der Tochter des Wolfegger Museumsgründers Fritz B. Busch. Der Automobilschriftsteller und Fernsehmoderator starb vor gut sechs Jahren – und Nicolas Flosbach ist froh, dass er ihn noch kennenlernen durfte. Als sich Anka Busch vergangenes Jahr entschied, das Museum aufzugeben, begann Flosbach, an einem Konzept für eine Wiedereröffnung zu arbeiten.
Ein Schwerpunkt dabei soll sein, dass wechselnde Fahrzeuge zu sehen sind. Er selbst steuert sieben Oldtimer aus seinem Besitz bei, die weiteren Ausstellungsstücke stellen andere Sammler zur Verfügung, erklärt Flosbach. „Die Oldtimerszene hat eigentlich immer ein Platzproblem, und ich bekomme viele Angebote, dass Sammler mir ihre Autos für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung stellen wollen.“Es seien auch viele Wolfegger Fahrzeuge zu sehen, berichtet er, darunter der BMW vom Großvater des Fürsten, der bislang noch im Schloss parkt. Im Obergeschoss wird die Sammlung der Wolfegger Feuerwehr sowie eine Ausstellung über die Geschichte des ortsansässigen Kaufhauses Ott gezeigt.
Einradanhänger als Attraktion Stolz ist Flosbach außerdem, dass er die größte Einradanhängersammlung der Welt zeigen kann. Diese hat Karlheinz Flach aus dem rheinischen Leichlingen in den vergangenen 35 Jahren zusammengetragen und gibt der Sammlung in Wolfegg künftig eine permanente Heimat. Mit Einradanhängern, in denen Holzvergaser eingebaut waren, wurden nach dem Krieg, als Treibstoff knapp war, Fahrzeuge betrieben. Autos oder Lastwagen zogen die Anhänger hinter sich her. Im Museum ist sogar ein Lkw zu sehen, der den Anhänger vor sich herschob. Auch für den Antrieb von Segelbooten wurden solche Anhänger benutzt, erklärt Flosbach.
Weil er aber nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft blicken will, hat sich Nicolas Flosbach das „Formula Student Team“der FH Weingarten als Partner ins Museum geholt. Das Team wurde 2008 gegründet und besteht aus Studenten, die jedes Jahr einen neuen Rennboliden konstruieren. Besucher sollen den jungen Ingenieuren im Automuseum auch mal über die Schultern schauen können, kündigt er an.
Eröffnung zu Ostern An Karfreitag wird das Museum eröffnet. Im Team sind viele Mitarbeiter, die schon seit vielen Jahren im Museum tätig waren. „Es wird wegen des hohen Feiertags keine Eröffnungsfeier im eigentlichen Sinne geben. Diese große Party holen wir kombiniert mit dem Oldtimer-Picknick am 6. August im Hofgarten nach, welches damit auch in diesem Jahr wieder stattfinden wird“, sagt Inhaber Nicolas Flosbach. Sein nächstes Ziel wird es dann sein, einen Förderverein fürs Museum zu gründen.