Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wieder gemacht
Außenseiter Grizzlys Wolfsburg erneut im DEL-Finale
WOLFSBURG (dpa/sz) - Selbst im Erfolg bleiben die Grizzlys Wolfsburg bescheiden. Kein anderes Team in der Deutschen Eishockey-Liga – schon gar keines der vermeintlichen großen mit deutlich mehr finanziellen Mitteln – kann eine ähnliche Konstanz vorweisen wie der stets als Außenseiter startende Club aus der niedersächsischen Provinz. Am Dienstag qualifizierten sich die Grizzlys zum zweiten Mal in Folge und zum dritten Mal binnen sechs Jahren für das DELPlay-off-Finale. Hinzu kommen fünf Halbfinal- und neun Play-off-Teilnahmen insgesamt in Serie.
Große Töne gibt es von den Grizzlys dennoch nicht. „Wolfsburg hat bislang noch kein Spiel in einem Finale gewonnen. Vielleicht sollte das unser erstes Ziel sein“, sagte der überragende Nationalkeeper Felix Brückmann nach dem entscheidenden 3:0 in Halbfinalduell sechs mit den Nürnberg Ice Tigers. Kampfansagen vor der Finalneuauflage des vergangenen Jahres gegen den scheinbar übermächtigen Titelverteidiger EHC RB München? Keine! Zum einen ist da die Erinnerung an das 0:4 nach Siegen in der Endspielserie 2016. Zum anderen hat Wolfsburg mehr erreicht, als alle Experten dem Club zugetraut haben. Mal wieder. „So wie wir ausgestattet sind, gehören wir eigentlich nicht da hin“, sagt Sportchef Charly Fliegauf.
Die Arbeit am Volkswagen-Standort findet im Zuge des Abgas-Skandals beim Sponsor immer mehr unter erschwerten Bedingungen statt. Ende 2016 war das Ende einer VW-Unterstützung und damit das DEL-Aus der Grizzlys eigentlich schon beschlossen. Dann aber ging es aber doch noch weiter. Wie gehabt – erfolgreich. Jetzt das Finale, Spiel eins am Sonntag auswärts. „Wir fahren nach München, um zu überraschen“, sagte GrizzlysTrainer Pavel Gross, dessen Coaching mit als das beste der Liga gilt.
„Er ist besessen von dem Sport. Es gibt keinen Tag, an dem er nicht unsere Spiele analysiert“, beschreibt Felix Brückmann den introvertierten Taktiker. Der von Gross propagierte Spielstil zeichnet sich dadurch aus, bessere Teams „mürbe zu machen“, wie es Fliegauf ausdrückt. Sein, Fliegaufs Job, ist es, dem Trainer die dafür richtigen Spielertypen zu besorgen. Tut er. Mit meisterlicher Präzision.