Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weitergemacht
Eishockey-Frauen stehen erstmals im WM-Halbfinale
PLYMOUTH/USA (dpa/SID/sz) - Im Februar waren sie zu Tode betrübt, jetzt schweben sie auf Wolke sieben: Die deutschen Eishockey-Frauen greifen bei der Weltmeisterschaft in Plymouth erstmals nach einer Medaille. Nach dem sensationellen 2:1 (0:1, 1:0, 1:0) über Russland bildeten sie einen riesigen Freudenknäuel und genossen ausgiebig den Einzug ins WM-Halbfinale gegen Gastgeber USA. „Das ist ein Riesen-Erfolg, nicht nur für die Nationalmannschaft, sondern für das ganze deutsche Fraueneishockey“, sagte die Memminger Stürmerin Manuela Anwander.
Exakt im 500. Länderspiel wurde dieser Coup geschafft – von einem Team, das erst im Vorjahr wieder in die A-Gruppe aufgestiegen war. Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), zeigte sich überwältigt: „Überragendes“habe die Auswahl von Bundestrainer Benjamin Hinterstocker geleistet. „Wir sind unglaublich stolz.“
Siegtorschützin Marie Delarbre – in Aalen geboren, in Füssen aufgewachsen, für die Merrimack Warriors stürmend – warf nach ihrem Treffer in der 50. Minute gleich einen Blick voraus. „Das Spiel am Donnerstag gegen die USA wird Schwerstarbeit, aber wir werden alles geben.“Den Ausgleichstreffer hatte Kerstin Spielberger vom ESC Planegg nach 35 Minuten erzielt. Einen wichtigen, ganz anderen Job hatte ihre Teamgefährtin Ronja Jenike zu übernehmen. Während die anderen noch feierten, setzte sich die Verteidigerin an ihren Laptop und formulierte den Spielbericht: Sie arbeitet, wenn sie nicht auf dem Eis steht, als Pressesprecherin des DEB.
Nicht einmal zwei Monate ist es her, da erlebte das Team die schwärzeste Stunde in der knapp dreijährigen Amtszeit Benjamin Hinterstockers: Beim Qualifikationsturnier in Japan verpasste man durch ein 1:3 gegen die Gastgeber die Tickets für Olympia in Pyeongchang. „Wir waren alle ganz schön fertig“, erinnerte sich Marie Delarbre. „Aber das ist das Leben. Kopf hoch und weitermachen, etwas anderes blieb uns nicht übrig.“
Und wie sie weitermachten: In Plymouth ließen schon in der Vorrunde Siege über Schweden und Tschechien aufhorchen, jetzt fehlt zur Medaille noch genau ein Erfolg.