Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das „Terrorjahr“1977
Am 7. April 1977 lauerte ein RAFKommando dem Generalbundesanwalt Siegfried Buback in Karlsruhe auf und erschoss ihn an einer Ampel in seinem Dienstwagen. Auch seine beiden Begleiter wurden ermordet. Das Attentat war der Auftakt zur „ Offensive ' 77“der RAF, die im „ Deutschen Herbst“mit der Entführung von Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer und der Lufthansa- Maschine Landshut gipfelte. Vier Jahrzehnte nach dem „ Terrorjahr“1977 sieht der RAFExperte Butz Peters Deutschland durch den „ Islamischen Staat“( IS) mit völlig neuen terroristischen Bedrohungen konfrontiert. „ 1977 ging es gezielt darum, durch die Ermordung oder Entführung einiger weniger Repräsentanten Druck auf den Staat auszuüben, um Häftlinge freizupressen“, sagte Peters der Deutschen Presse- Agentur in Karlsruhe. Die Menschen im Land habe das erschreckt und entsetzt. Die Atmosphäre sei aber eine andere gewesen als etwa nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz im Dezember. „ Dieses Gefühl der Massenangst war damals nicht da.“Aus Peters Sicht lassen sich daraus kaum Lehren für den Umgang mit den aktuellen Bedrohungen ziehen. „ Damals war der Terrorismus fast noch überschaubar im Gegensatz zu heute“, sagte er. Aufseiten der RAF habe es 22 Akteure gegeben. Es sei immer klar gewesen, nach wem man fahndete und wer von einem Anschlag besonders bedroht war. Heute hätten die Behörden mehr als 950 Islamisten im Blick. Terroristen gehe es darum, „ möglichst viele Ungläubige umzubringen“. „ Damit sind die Ziele so zahllos geworden, dass es keine systematische Strategie zur Verhinderung von Terrortaten mehr geben kann.“( dpa)