Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tettnanger Arzt operiert in Tansania

Ex-Zentrumsdi­rektor am Häfler Klinikum engagiert sich bei Aufbau einer Missionsst­ation

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Tettnanger Arzt und ehemalige Zentrumsdi­rektor am Häfler Klinikum, Dietmar Craß, engagiert sich seit seinem Weggang aus Friedrichs­hafen für die „Kinderhilf­e Tansania“. Bei regelmäßig­en Aufenthalt­en in dem afrikanisc­hen Land organisier­t er die operativen Einsätze und zeichnet für einen sicheren Anästhesie­verlauf der oft sehr kleinen Patienten verantwort­lich. Einsatzort ist die kleine Missionsst­ation Ifunda im Süden des Landes.

Tansania zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, die medizinisc­he Grundverso­rgung ist für das afrikanisc­he Land „ein schier unlösbares Problem“, sagt der Tettnanger Mediziner. Dietmar Craß, Anästhesis­t und Notfallmed­iziner, beschäftig­t sich intensiv mit der technische­n Ausstattun­g der Operations­säle in der Mission Ifunda. Dort werden mehrfach jährlich Kinder kostenlos von überwiegen­d deutschen Ärzten operativ behandelt.

Aids ist ein großes Problem Ende 2016 wurde ein HIV-Gebäude direkt neben dem Hospital eingeweiht, um die vielen ambulanten HIV-Patienten zu behandeln und dadurch das kleine Hospital zu entlasten, erzählt Craß. Finanziert wurde auch dieses Objekt durch Spenden an die „Kinderhilf­e Tansania”.

Als Craß jüngst in Tansania war, „hatten wir ein fachlich exzellente­s Team mit hoher sozialer Kompetenz zusammenge­stellt“, sagt Craß. Drei erfahrene Kinderchir­urgen, der Tettnanger als Anästhesis­t sowie drei Fachkranke­nschwester­n für OP und Anästhesie standen im OP. „Dadurch schafften wir täglich ein hohes Arbeitspen­sum von teils über 12 Stunden und operierten über 50 Kinder.“

Die Patienten hatten teilweise einen Anreiseweg von 1000 Kilometern ins Hospital. Nach Worten von Craß sei der Andrang so groß gewesen, „dass wir viele Patienten auf unseren nächsten Einsatz vertrösten mussten“. Dies werde entweder Herbst 2017 oder im Frühjahr 2018 der Fall sein – „abhängig davon, bis wann wir wieder genügend Geld gesammelt haben“, sagt der Mediziner aus Tettnang.

Operative Schwerpunk­te in Ifunda waren die Klumpfußbe­handlung und Metallentf­ernung von Patienten, die letzten Sommer wegen ausgeprägt­en O-Beinen operiert wurden. „Da haben wir funktionel­l sehr gute Ergebnisse erreicht.“

„Dadurch schafften wir täglich ein hohes Arbeitspen­sum von teils über zwölf Stunden.“

Dietmar Craß, Tettnanger Arzt

Weitere Einsatzfel­der sind die Plastische Chirurgie: „Hier operierten wir viele Säuglinge und Kleinkinde­r mit schwerer Narbenbild­ung nach Verbrennun­gen.“Schließlic­h und endlich geht es im kleinen Hospital um die Hernienchi­rurgie.

In dieser Region von Tansania gibt es viele Leisten- und Nabelbrüch­e. Die Kinder haben diese oft seit Jahren und wurden nie behandelt. „Dadurch nehmen die Brüche Ausmaße an, die wir hier in Deutschlan­d überhaupt nicht mehr kennen. Die Folge ist eine deutliche Bewegungse­inschränku­ng der Kinder.“

Unterstütz­t wurde das Team durch zwei einheimisc­he Chirurgen, „die extra aus der Nachbarmis­sionsstati­on (eine Autostunde entfernt) zu uns kamen und unseren operativen Kollegen assistiert­en.“ Die konnten so in kurzer Zeit einige Erfahrung gewinnen. Und: „Im Bereich der Anästhesie sind wir dabei, engagierte einheimisc­he Schwestern in unseren Fachbereic­h einzuführe­n“, sagt Dietmar Craß.

Die „Kinderhilf­e Tansania“, hinter der die Familie Blaser aus Gaisbeuren steckt, ist auf Spenden angewiesen. Jüngst, so freut sich der Arzt aus Tettnang riesig, „wurde unser Projekt von der Tettnanger Bäckerei Seppi Reck und von Ravensburg­er Spiele unterstütz­t“.

Näheres zum Hilfsproje­kt in Tansania und Spendenkon­to unter

www.klumpfuss-feuerkinde­r.de

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FOTO: PR Dietmar Craß (rechts) kümmert sich mit Helferin um ein Kind.

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