Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tettnanger Arzt operiert in Tansania
Ex-Zentrumsdirektor am Häfler Klinikum engagiert sich bei Aufbau einer Missionsstation
FRIEDRICHSHAFEN - Der Tettnanger Arzt und ehemalige Zentrumsdirektor am Häfler Klinikum, Dietmar Craß, engagiert sich seit seinem Weggang aus Friedrichshafen für die „Kinderhilfe Tansania“. Bei regelmäßigen Aufenthalten in dem afrikanischen Land organisiert er die operativen Einsätze und zeichnet für einen sicheren Anästhesieverlauf der oft sehr kleinen Patienten verantwortlich. Einsatzort ist die kleine Missionsstation Ifunda im Süden des Landes.
Tansania zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, die medizinische Grundversorgung ist für das afrikanische Land „ein schier unlösbares Problem“, sagt der Tettnanger Mediziner. Dietmar Craß, Anästhesist und Notfallmediziner, beschäftigt sich intensiv mit der technischen Ausstattung der Operationssäle in der Mission Ifunda. Dort werden mehrfach jährlich Kinder kostenlos von überwiegend deutschen Ärzten operativ behandelt.
Aids ist ein großes Problem Ende 2016 wurde ein HIV-Gebäude direkt neben dem Hospital eingeweiht, um die vielen ambulanten HIV-Patienten zu behandeln und dadurch das kleine Hospital zu entlasten, erzählt Craß. Finanziert wurde auch dieses Objekt durch Spenden an die „Kinderhilfe Tansania”.
Als Craß jüngst in Tansania war, „hatten wir ein fachlich exzellentes Team mit hoher sozialer Kompetenz zusammengestellt“, sagt Craß. Drei erfahrene Kinderchirurgen, der Tettnanger als Anästhesist sowie drei Fachkrankenschwestern für OP und Anästhesie standen im OP. „Dadurch schafften wir täglich ein hohes Arbeitspensum von teils über 12 Stunden und operierten über 50 Kinder.“
Die Patienten hatten teilweise einen Anreiseweg von 1000 Kilometern ins Hospital. Nach Worten von Craß sei der Andrang so groß gewesen, „dass wir viele Patienten auf unseren nächsten Einsatz vertrösten mussten“. Dies werde entweder Herbst 2017 oder im Frühjahr 2018 der Fall sein – „abhängig davon, bis wann wir wieder genügend Geld gesammelt haben“, sagt der Mediziner aus Tettnang.
Operative Schwerpunkte in Ifunda waren die Klumpfußbehandlung und Metallentfernung von Patienten, die letzten Sommer wegen ausgeprägten O-Beinen operiert wurden. „Da haben wir funktionell sehr gute Ergebnisse erreicht.“
„Dadurch schafften wir täglich ein hohes Arbeitspensum von teils über zwölf Stunden.“
Dietmar Craß, Tettnanger Arzt
Weitere Einsatzfelder sind die Plastische Chirurgie: „Hier operierten wir viele Säuglinge und Kleinkinder mit schwerer Narbenbildung nach Verbrennungen.“Schließlich und endlich geht es im kleinen Hospital um die Hernienchirurgie.
In dieser Region von Tansania gibt es viele Leisten- und Nabelbrüche. Die Kinder haben diese oft seit Jahren und wurden nie behandelt. „Dadurch nehmen die Brüche Ausmaße an, die wir hier in Deutschland überhaupt nicht mehr kennen. Die Folge ist eine deutliche Bewegungseinschränkung der Kinder.“
Unterstützt wurde das Team durch zwei einheimische Chirurgen, „die extra aus der Nachbarmissionsstation (eine Autostunde entfernt) zu uns kamen und unseren operativen Kollegen assistierten.“ Die konnten so in kurzer Zeit einige Erfahrung gewinnen. Und: „Im Bereich der Anästhesie sind wir dabei, engagierte einheimische Schwestern in unseren Fachbereich einzuführen“, sagt Dietmar Craß.
Die „Kinderhilfe Tansania“, hinter der die Familie Blaser aus Gaisbeuren steckt, ist auf Spenden angewiesen. Jüngst, so freut sich der Arzt aus Tettnang riesig, „wurde unser Projekt von der Tettnanger Bäckerei Seppi Reck und von Ravensburger Spiele unterstützt“.
Näheres zum Hilfsprojekt in Tansania und Spendenkonto unter
www.klumpfuss-feuerkinder.de