Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Hospiz-Neustart ist gut gelungen“
Leiterin Brigitte Dorn zieht in Wangen eine erste Bilanz nach der Wiedereröffnung im Januar
WANGEN - Die neue Hospizleiterin Brigitte Dorn hat gut drei Monate nach Wiedereröffnung der Einrichtung am Engelberg erstmals öffentlich eine Zwischenbilanz der aktuellen Arbeit dort gezogen. Ihr Fazit: „Der Neustart ist gut gelungen“, sagte sie am Mittwochabend beim GOLStammtisch im voll besetzten Café des Weberzunfthauses.
Nachdem das Hospiz am Engelberg nach gut dreimonatiger Schließungsphase zu Jahresbeginn mit zunächst vier Betten wieder an den Start gegangen war, liegt die Kapazität mittlerweile bei acht. Eine Größenordnung, die Brigitte Dorn für ausreichend hält. „Die Tendenz ist so, dass Gäste erst in sehr weit fortgeschrittenem Stadium ihrer Krankheit kommen“, begründete sie ihre Einschätzung. Der Grund: Für viele Sterbende und deren Angehörige sei der Gang ins Hospiz der allerletzte Schritt, da zu 90 Prozent der Wunsch bestehe, daheim zu sterben.
Entsprechend kurz sei die Belegungszeit: Nach Angaben der Hospizleiterin liegt sie im Schnitt bei sieben bis acht Tagen, manchmal auch nur bei zwei bis drei. Länger als vier Wochen sei kaum ein Gast am Engelberg gewesen.
Vor diesem Hintergrund nahm Dorn auch zu möglichen Wartezeiten Stellung. Natürlich gebe es „Stoßzeiten“. Aber: „Es wird kein Patient auf die Straße gesetzt.“Bislang habe man „immer einen Weg gefunden“. Dabei helfe auch die Zusammenarbeit mit den Kliniken. Werde bei vorhandener Warteliste ein Platz frei, „rufe ich der Reihenfolge nach die Angehörigen an“, sagte sie.
Mit Plätzen „gut abgedeckt“Insgesamt, glaubt Dorn, sei die Region Allgäu/Oberschwaben mit Hospizplätzen „gut abgedeckt“. Dies decke sich mit der Einschätzung des Hospiz- und Palliativverbands. Gleichwohl werde der Bedarf steigen, angesichts der alternden Gesellschaft mit einer zunehmenden Anzahl an Single-Haushalten, „wo keine häusliche Versorgung möglich ist“.
Dorn nahm auch zu weiteren Bereichen der täglichen Arbeit am Engelberg Stellung. Das Aufnahmeprozedere sei „relativ einfach“. Erforderlich seien allerdings eine „Notwendigkeitsbescheinigung“des Hausarztes sowie die Genehmigung der Krankenkasse. Letztere aber „nicht zwingend vorher“. In diesen Fällen kümmere sich Dorn um das „Okay“der Kassen. Diese gäben manchmal andere Einschätzungen ab als die Hausärzte, da deren medizinischen Dienste rein nach Aktenlage prüften.
Die Versorgung im Hospiz selbst verlaufe nach dem „Hausarztprinzip“. Zehn Mediziner hätten sich für entsprechende Aufgaben am Engelberg bereit erklärt. Sie seien für die medizinischen Verordnungen für die Gäste zuständig. „Die Zusammenarbeit läuft sehr gut“, bilanzierte Brigitte Dorn.
Acht Betten in Einzelzimmern Oberstes Ziel am Hospiz sei es, „die Lebensqualität in dem möglichen Maße zu erhalten“. Dabei stehe die Absprache mit dem Gast im Mittelpunkt: Auf der einen Seite sei da der Vorrang des Wohlbefindens. Auf der anderen Seite stünden möglicherweise Schmerzen verursachende medizinische Maßnahmen. Aber: „Wenn es einem Gast wichtig ist, kann man alles machen“, so Dorn.
Die acht Betten selbst seien allesamt in Einzelzimmern untergebracht. Mit einer Ausnahme: In einem Raum stehe ein zweites Bett, das bei Bedarf Angehörigen eines Sterbenden vorbehalten sei. Entsprechendes sei gegebenenfalls durch das Aufstellen von Liegen auch in den anderen Räumen möglich.
Pflegerisch gehe es für das Hospizteam um die Themen Schmerz, Angst, Unruhe und Übelkeit, etwa durch die Nebenwirkung von Medikamenten. Brigitte Dorn formulierte als Prämisse dieser Arbeit: „Wir versuchen in allen Bereichen, die Dinge zu lindern.“
Wie sie erklärte, greift sie dabei auf ein Team zurück, das zu je einem Drittel aus Beschäftigten besteht, die schon vor der Wiedereröffnung im Hospiz arbeiteten, „Rückkehrern“, die früher am Hospiz angestellt waren, und neuen Pflegekräften. Unterstützt würden sie von Ehrenamtlichen, etwa im Haushaltsbereich.