Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Welt wird unsicherer
Nun ist es nicht Nordkorea geworden, sondern Syrien, das der US-Präsident angreift. Abgesehen von einem fragwürdigen und tödlichen Spezialeinsatz im Jemen kurz nach seiner Amtsübernahme war dies der erste massive militärische Angriff des US-Militärs unter Donald Trump.
Syrien dürfte den Mann im Weißen Haus dabei wenig interessieren. Die Annahme liegt also nahe, dass es bei dem Angriff mit fast 60 Tomahawk-Raketen vor allem um amerikanische Innenpolitik geht. Trump braucht Erfolge, für die er in den USA Beifall bekommt. In vollkommener Abkehr von seinen früheren Äußerungen als Wahlkämpfer zu Syrien und von der Feststellung, das man sich mit der Regierung in Damaskus abfinden müsse, markiert er den durchsetzungsfähigen Staatenlenker.
Aber es geht eben nicht nur um Innenpolitik: Der Befehl zum Angriff kam nach einem Essen – es gab leicht angebratene Seezunge – mit dem chinesischen Präsidenten. Xi Jinping wird so klargemacht, wie wenig man in Washington von den chinesischen Versuchen hält, auf die Regierung in Damaskus einzuwirken. Und Kim Jong-un im fernen Pjöngjang, auch er ein gelegentlicher Partner der Syrer, merkt, dass der US-Präsident es durchaus ernst meinen kann mit seinen Drohungen.
Der politische Schaden, den Trump angerichtet hat, ist beträchtlich. Er hat das Bild eines Mannes bestätigt, der gerne auf den roten Knopf drückt. Nach den öffentlich zugänglichen Beweisen zu urteilen, steht eine direkte Beteiligung der syrischen Regierung an diesem Giftgasangriff immer noch nicht mit Sicherheit fest. Und Baschar al-Assad, der dank russischer und iranischer Hilfe schon fünfeinhalb Jahre Bürgerkrieg durchhalten konnte, wird die Repression nach innen steigern. Eine Verhandlungslösung, zu der auch Assad würde gehören müssen, um den völligen Untergang Syriens zu verhindern, wird damit immer unwahrscheinlicher.
Der ohnehin fragile Nahe Osten ist durch die amerikanischen Angriffe noch unsicherer geworden.