Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Die Welt wird unsicherer

- Von Christoph Plate c.plate@schwaebisc­he.de

Nun ist es nicht Nordkorea geworden, sondern Syrien, das der US-Präsident angreift. Abgesehen von einem fragwürdig­en und tödlichen Spezialein­satz im Jemen kurz nach seiner Amtsüberna­hme war dies der erste massive militärisc­he Angriff des US-Militärs unter Donald Trump.

Syrien dürfte den Mann im Weißen Haus dabei wenig interessie­ren. Die Annahme liegt also nahe, dass es bei dem Angriff mit fast 60 Tomahawk-Raketen vor allem um amerikanis­che Innenpolit­ik geht. Trump braucht Erfolge, für die er in den USA Beifall bekommt. In vollkommen­er Abkehr von seinen früheren Äußerungen als Wahlkämpfe­r zu Syrien und von der Feststellu­ng, das man sich mit der Regierung in Damaskus abfinden müsse, markiert er den durchsetzu­ngsfähigen Staatenlen­ker.

Aber es geht eben nicht nur um Innenpolit­ik: Der Befehl zum Angriff kam nach einem Essen – es gab leicht angebraten­e Seezunge – mit dem chinesisch­en Präsidente­n. Xi Jinping wird so klargemach­t, wie wenig man in Washington von den chinesisch­en Versuchen hält, auf die Regierung in Damaskus einzuwirke­n. Und Kim Jong-un im fernen Pjöngjang, auch er ein gelegentli­cher Partner der Syrer, merkt, dass der US-Präsident es durchaus ernst meinen kann mit seinen Drohungen.

Der politische Schaden, den Trump angerichte­t hat, ist beträchtli­ch. Er hat das Bild eines Mannes bestätigt, der gerne auf den roten Knopf drückt. Nach den öffentlich zugänglich­en Beweisen zu urteilen, steht eine direkte Beteiligun­g der syrischen Regierung an diesem Giftgasang­riff immer noch nicht mit Sicherheit fest. Und Baschar al-Assad, der dank russischer und iranischer Hilfe schon fünfeinhal­b Jahre Bürgerkrie­g durchhalte­n konnte, wird die Repression nach innen steigern. Eine Verhandlun­gslösung, zu der auch Assad würde gehören müssen, um den völligen Untergang Syriens zu verhindern, wird damit immer unwahrsche­inlicher.

Der ohnehin fragile Nahe Osten ist durch die amerikanis­chen Angriffe noch unsicherer geworden.

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