Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Landesvater
„Schweden ist angegriffen worden“: Mit diesen Worten informierte Schwedens Ministerpräsident Stefan Löfven am Freitag seine Landsleute von den dramatischen Ereignissen in Stockholm. Wie so oft in seiner politischen Karriere versucht der 59-jährige Sozialdemokrat, die Nation in einem schwierigen Augenblick zu einigen. Der rundliche Mann mit der großen Nase sieht eher aus wie ein netter Nachbar als ein taffer Politiker. Er war es früher gewohnt, unterschätzt zu werden. Inzwischen trauen jedoch viele in Schweden dem Chef der Sozialdemokratischen Arbeitspartei (SAP) die Rolle des Landesvaters zu.
Löfven ist ein politischer Senkrechtstarter. Obwohl er nie einen Sitz im Reichstag hatte, bestimmten die Sozialdemokraten ihn 2012 zu ihrem Parteivorsitzenden. Nur zwei Jahre später wurde der auf internationaler Bühne völlig unerfahrene Spitzenkandidat der rot-grünen Parteien Wahlgewinner und Schwedens neuer Ministerpräsident. Zuvor stellte er sein Verhandlungsgeschick als ExGewerkschaftsboss unter Beweis und sicherte sich eine Zusammenarbeit über politische Lager hinweg. „Wir strecken die Hände zur Zusammenarbeit aus“, sagte er seinen Gegnern.
Löfven wuchs als Pflegekind in einer Arbeiterfamilie auf. „Ich habe einen anderen Hintergrund, auf den ich stolz bin“, sagte er in einem Interview. Seinen erlernten Schweißer-Beruf machte der Sozialdemokrat nach dem Wahlerfolg zu seinem politischen Programm. Er versprach, „Schweden zusammenzuschweißen“. Auch jetzt lautet seine Botschaft: Wenn wir zusammenhalten, wird der Terrorismus uns nicht besiegen. (sz/dpa)