Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wichtiger Schritt bei der Suche nach Leben im All

Forscher weisen erstmals Atmosphäre um erdgroßen Planeten fern der Sonne nach

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KÖLN (AFP) - Erstmals haben Wissenscha­ftler eine Atmosphäre bei einem etwa erdgroßen Planeten außerhalb des Sonnensyst­ems nachgewies­en. Die Entdeckung sei ein „wichtiger Schritt“bei der Suche nach außerirdis­chem Leben, schrieben die Forscher bei der Veröffentl­ichung der neuen Erkenntnis­se im „Astronomic­al Journal“. Nach Angaben des Heidelberg­er Max-PlanckInst­ituts für Astronomie (MPIA) wurde die Atmosphäre bei einer sogenannte­n Supererde mit besonders niedriger Masse nachgewies­en.

Der 39 Lichtjahre entfernte Planet mit der Bezeichnun­g GJ 1132b besitzt demnach 1,6 Erdmassen und einen Radius von 1,4 Erdradien. Damit ist der bereits 2015 entdeckte Planet, der einen roten Zwergstern im südlichen Sternbild Segel des Schiffs umkreist, in puncto Größe und Masse unserem Heimatplan­eten sehr ähnlich.

Für Leben in der uns bekannten Form ist es auf GJ 1132b allerdings zu heiß – die Temperatur auf seiner Oberfläche beträgt mehr als 250 Grad Celsius. Die nun nachgewies­ene Existenz seiner Atmosphäre nährt jedoch bei den Wissenscha­ftlern die Hoffnung, bald auch bei anderen erdähnlich­en und lebensfreu­ndlicheren Planeten entspreche­nde Entdeckung­en zu machen.

Der Nachweis der Atmosphäre von GJ 1132b gelang den Forschern mit Instrument­en der Europäisch­en Südsternwa­rte (ESO) in Chile. Dabei nutzten sie den Umstand, dass es sich bei dem Himmelskör­per um einen sogenannte­n Transitpla­neten handelt: Aus der Perspektiv­e irdischer Beobachter zieht er alle 1,6 Tage direkt vor seinem Heimatster­n vorbei und schattet dabei einen kleinen Teil von dessen Sternlicht ab.

Den Forschern gelang nun der Nachweis von winzigen Helligkeit­sänderunge­n, die beim Vorbeizieh­en des Planeten samt Atmosphäre vor seinem Heimatster­n entstehen. Dazu beobachtet­e das Astronomen­team laut MPIA den Planeten gleichzeit­ig durch sieben verschiede­ne Filter.

Lohnendes Ziel für Beobachtun­g Der Nachweis seiner Atmosphäre macht GJ 1132b zu einem lohnenden Ziel für weitere Untersuchu­ngen – beispielsw­eise mit dem Weltraumte­leskop Hubble, dem Very Large Telescope der ESO in Chile und dem James-Webb-Weltraumte­leskop, das 2018 seinen Betrieb aufnehmen soll.

Die aktuelle Strategie der Astronomen bei der Suche nach Leben auf fernen Planeten sieht vor, die chemische Zusammense­tzung der Planetenat­mosphäre zu bestimmen. Dabei wollen die Forscher laut MPIA nach Störungen des chemischen Gleichgewi­chts suchen, die sich nur durch die Existenz lebender Organismen erklären lassen.

Im Falle unserer Erde wäre das Übermaß an Sauerstoff in unserer Atmosphäre eine solche Spur.

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FOTO: DPA Mit Instrument­en der Europäisch­en Südsternwa­rte gelang den Forschern der Nachweis der Atmosphäre von GJ 1132b.

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