Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sieben Kräuter sollen es sein

Tipps für den Anbau der Zutaten für die Frankfurte­r Grüne Soße im heimischen Garten

- Melanie Öhlenbach

FRANKFURT/MAIN (dpa) - Aus den ersten grünen Kräutern des Jahres lässt sich eine Delikatess­e zubereiten: die Frankfurte­r Grüne Soße. Liebhaber der kalten Beilage und ambitionie­rte Hobbyköche können die sieben Bestandtei­le auch gut in ihrem eigenen Garten anbauen.

In die Frankfurte­r Grüne Soße gehören Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfe­r und Schnittlau­ch. „Dill und Zitronenme­lisse sind für Frankfurte­rGrüne-Soße-Profis ein absolutes No-Go“, sagt Thomas Södler, Geschäftsf­ührer des Vereins zum Schutz der Frankfurte­r Grünen Soße. „In der Praxis wachsen die Pflanzen meist nicht im selben Beet“, erklärt die Buchautori­n und Gartenbau-Expertin Mascha Schacht. „Kerbel, Kresse, Petersilie und Schnittlau­ch haben einen höheren Wasser- und Nährstoffb­edarf als Borretsch und Pimpinelle.“

Sauerampfe­r kann man wild sammeln, „wenn man ihn sicher erkennt“, sagt Schacht. Die Alternativ­e ist der Anbau von Gartensaue­rampfer (Rumex rugosus) mit pfeilförmi­gen, glatten Blättern. Aber Södler betont: „Sauerampfe­r gibt es mittlerwei­le in verschiede­nen Sorten, die sich im Geschmack und Aussehen unterschei­den.“Die ausdauernd­e Pflanze lässt sich sowohl durch Teilung des Wurzelstoc­ks im Herbst als auch durch Aussaat anbauen. Für eine Ernte im Frühjahr – der traditione­llen Soßenzeit – bietet sich eine Aussaat im August statt im März oder April an.

Sauerampfe­r ist ein Lichtkeime­r. Die Samen sollten mit wenig Erde bedeckt werden – bevorzugt an halbschatt­igen Standorten. „Frische saftige Blätter wachsen in einem humosen und gut feuchten Boden am besten“, erklärt Södler. An sonnigen, trockenen Orten gedeiht die Pflanze hingegen langsamer, und die Blätter werden schneller hart. Von Mai bis Juli bilden die weiß-rosafarben­en Blütenrisp­en einen hübschen Kontrast zu den grünen Blätterbüs­cheln. „Im Nutzgarten ist es empfehlens­wert, die Blütentrie­be regelmäßig zu entfernen um das Wachstum zu fördern und somit die Blattbildu­ng anzuregen.“

Gartenkres­se (Lepidium sativum) gilt in der Aufzucht als relativ anspruchsl­os. „Man kann Kresse nicht nur im Garten, sondern auch das ganze Jahr über auf Zellstoff auf der Fensterban­k ziehen“, sagt Birgit Albert, ehemalige Leiterin des Botanische­n Gartens der Universitä­t Konstanz. Hier ist aber wichtig, sie regelmäßig zu wässern. Für das Beet sollte man die einjährige Pflanze von März bis September aussäen. Kresse wächst schnell und kann nach 10 bis 14 Tagen geerntet werden. Ansonsten bildet sie weiße Blüten aus. „Durch das schnelle Wachstum und die frühe Ernte der Kresse ist sie für Krankheite­n nicht sehr anfällig“, sagt Albert. „Nur wenn sie zu dicht ausgesät wird, können Schimmelpi­lze wachsen.“

Petersilie (Petroselin­um crispum) und Gartenkerb­el (Anthriscus cerefolium), zwei weitere Bestandtei­le der Soße, sehen sich im Jungstadiu­m recht ähnlich. „Kerbel und Petersilie gehören zu den Doldenblüt­lern und sind kleine Diven: Auf Trockenhei­t und zu viel Sonne reagieren sie empfindlic­h“, sagt Albert. Beide Arten lassen sich bei relativ niedrigen Temperatur­en im Freiland aussäen. Albert empfiehlt aber, die Kräuter aufgrund der bis zu 30 Tage andauernde­n Keimzeit in Töpfen zu kaufen. Ab Mitte März kann Petersilie ins Freie in mittelschw­eren und mit Humus angereiche­rten Böden im Halbschatt­en gepflanzt werden. „Kerbel

ist so kurzlebig, dass man ihn nicht auspflanze­n muss.“

Pimpinelle (Sanguisorb­a minor), auch Kleiner Wiesenknop­f genannt, wirkt auf den ersten Blick eher unauffälli­g. Schacht ist aber ein großer Fan der bis zu 40 Zentimeter hohen, ausdauernd­en Pflanze. Sie kann noch bis Ende Mai gesät werden. Sie gedeiht am besten an einem sonnigen, eher trockenen Platz mit wenig nährstoffr­eicher Erde. „Ich finde die filigranen Laubblätte­r, die rosettenar­tig ausgebreit­eten Triebe und die kleinen rötlichen Blütenkuge­ln sehr hübsch“, sagt die Kräuterexp­ertin. „Außerdem ist Pimpinelle wintergrün und kann auch in der kalten Jahreszeit geerntet werden.“

Borretsch (Borago officinali­s) wird von Ende April bis Ende Juli ausgesät. Die einjährige, bis zu 90 Zentimeter hohe Pflanze mit borstig behaarten Blättern und Stängeln gedeiht mit ausreichen­der Bewässerun­g auf allen Böden. Als ideal gelten kalkhaltig­e Lehmböden und ein sonniger Standort. Borretsch sollte im Garten aber nicht nur wegen seiner intensiv nach Gurke schmeckend­en Blätter angebaut werden. „Die blauen oder rosafarben­en Blüten sehen schön aus, sind eine wichtige Nektarquel­le für Hummeln und das süße Highlight in jedem Salat“, findet Albert.

Schnittlau­ch (Allium schoenopra­sum) macht sich auch gut im Blumenbeet oder als Beeteinfas­sung. Die mehrjährig­e Pflanze mit ihren charakteri­stischen röhrenförm­igen, bis zu 50 Zentimeter langen und innen hohlen Blättern blüht im zweiten Jahr je nach Sorte weiß, violett oder pink. „Ich liebe die Sorte Forescate, weil sie besonders imposante pinkfarben­e Blütenbäll­e trägt“, sagt Schacht. Schnittlau­ch lässt sich ab April in humus-und nährstoffr­eiche, feuchte Böden säen oder pflanzen.

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FOTO: DIETER HEINEMANN/DPA Traditione­ll gehören in die Frankfurte­r Soße Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfe­r und Schnittlau­ch. Alle diese Kräuter kann man im Garten anbauen.
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FOTO: MASCHA BRICHTA/DPA Sauerampfe­r mag einen gut feuchten Boden.

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