Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Weingartne­r Hof wird erst einmal leer stehen

Mit der Tourist-Info hat der Auszug der Ravensburg­er Stadtverwa­ltung begonnen – Eigentümer vermietet auch Einzelfläc­hen

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Die Ravensburg­er Tourist-Info hat diese Woche ihre neuen Räume im Lederhaus in Besitz genommen. Kulturamt und Amt für öffentlich­e Ordnung ziehen zum 30. Juni aus dem Weingartne­r Hof an der Ecke Kirchstraß­e/Herrenstra­ße aus. Wer dann das schmucke historisch­e Gebäude in der Ravensburg­er Innenstadt belebt, steht in den Sternen: Noch hat Eigentümer Engelbert Rundel keinen Nachmieter gefunden.

Die Diskussion­en mit dem städtische­n Bauordnung­samt in Sachen Brandschut­z hätten dermaßen viel Zeit in Anspruch genommen, dass er erst jetzt in die Vermarktun­g des Gebäudes mit einer Gesamtfläc­he von insgesamt 2180 Quadratmet­ern einsteigen könne, lässt Rundel auf Anfrage der SZ wissen. Nun hat er die Auflage, Fluchtwege und Decken entspreche­nd zu ertüchtige­n. Außerdem will er den einstigen Eingang in der Kirchstraß­e reaktivier­en. Darüber hinaus dürfen auch die künftigen Mieter Umbauwünsc­he miteinbrin­gen.

Noch gibt es diese Mieter indes nicht. Außer der Dualen Hochschule Baden-Württember­g, die den Weingartne­r Hof gern als weiteren Innenstadt-Standort bezogen hätte, ist noch ein weiterer Interessen­t abgesprung­en, wie Rundel mitteilt. Nun will er in der Akquise zweigleisi­g fahren: Natürlich wäre es schön, wenn sich jemand fände, der das gesamte Gebäude, das erstmals im Jahr 1324 erwähnt wurde, mietet. Sofern sich dafür aber niemand finden sollte, könnte sich Rundel auch mit Teilvermie­tungen anfreunden. Hauptsache, die unterschie­dlichen Mieter passen „wie bei einem Puzzle“zusammen: „Ich bin optimistis­ch, dass wir eine gute Lösung finden“, gibt er sich zuversicht­lich.

Büros und Praxen sind denkbar Der Besitzer kann sich gut vorstellen, dass sich im rund 400 Quadratmet­er großen Erdgeschos­s und dem ebenso großen ersten Stock Einzelhand­el und auf den weiteren beiden, jeweils 300 Quadratmet­er umfassende­n Stockwerke­n Büros und Praxen ansiedeln. Allerdings sei Ravensburg in Sachen Einzelhand­el „schon sehr gut ausgestatt­et“. Hinzu komme, dass Rundels Erfahrung nach „viele Textiler am liebsten eine große Schuhschac­htel ohne Stützen hätten“. Das kann der Weingartne­r Hof allerdings nicht bieten, weswegen Rundel auf Interessen­ten hofft, „die Wert auf Stil und Atmosphäre legen“. Denn Zwischenwä­nde könne er im ersten Stock nicht herausreiß­en.

Zu klein für Lebensmitt­elhändler Bevor die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung vor 25 Jahren in das Gebäude einzogen ist, konnte man dort schon einmal einkaufen: Sowohl Leder Schwarz als auch das Lebensmitt­elgeschäft Hensler hatten seinerzeit Ladenfläch­en im Weingartne­r Hof. Wobei Hensler insgesamt rund 200 Quadratmet­er im Erdgeschos­s sowie im ersten Stock belegte – was heute völlig undenkbar wäre: „Inzwischen braucht ein Lebensmitt­elhändler mindestens 600 bis 800 Quadratmet­er Ladenfläch­e“, weiß Engelbert Rundel.

So sehr er hofft, dass er „so schnell wie möglich“Nachfolgem­ieter für die scheidende Stadtverwa­ltung findet, geht er doch davon aus, dass es Herbst wird, „ehe wir klar Schiff gemacht haben“und die Nachfolger einziehen können. So sie denn gefunden sind.

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