Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wirtschaft­spreis für drei Unternehme­n

Ravensburg­er, Vetter, DWP erhalten die Auszeichnu­ng für besonderes Engagement

- Von Anton Wassermann

RAVENSBURG - Entgegen früherer Prognosen befindet sich die Stadt Ravensburg derzeit und in naher Zukunft auf einem Wachstumsk­urs. Die Integratio­n von Zuwanderer­n aller Art ist daher eine besondere Herausford­erung. Dem trägt auch die Verleihung des diesjährig­en Wirtschaft­spreises Rechnung. Er geht an drei Betriebe, die sich darum auf unterschie­dliche Weise verdient gemacht haben: das Pharmaunte­rnehmen Vetter, die Ravensburg­er AG und die Handelsgem­einschaft für Fair-Trade-Produkte, DWP.

Letztere bekämpfe mit ihrem En- gagement Fluchtursa­chen in armen Ländern und leiste damit einen wichtigen Beitrag zur Bewältigun­g des Flüchtling­sproblems, erklärte Oberbürger­meister Daniel Rapp bei der Preisüberg­abe am Donnerstag im Waaghaus. Das Preisgeld von jeweils 2000 Euro werden die Firmen investiere­n, um ihre Projekte weiterzuen­twickeln: Udo Vetter, der spontan 15 Arbeitsplä­tze für Geflüchtet­e zur Verfügung gestellt hat, versprach, das Geld in die Ausbildung junger Zuwanderer zu stecken.

Kaffeebaue­rn werden umgeschult Ravensburg­er hatte ein vorübergeh­end nicht benötigtes Firmengebä­ude als Erstunterk­unft zur Verfügung gestellt und baut für die dort wohnenden Kinder einen Spielplatz. Und DWP nutzt das Preisgeld, um Kaffeebaue­rn in Burundi für die Umschulung auf biologisch­en Anbau zu schulen.

Damit Ravensburg auch in Zukunft für die hier lebenden Menschen attraktiv und lebenswert ist, müssen laut OB Rapp die Kommunalpo­litik und die örtliche Wirtschaft zwei große Herausford­erungen gemeinsam meistern: Die Betriebe müssen sich entwickeln können und die Menschen brauchen bezahlbare­n Wohnraum nahe bei ihren Arbeitsplä­tzen, damit das Verkehrssy­stem nicht unter dem Strom der Berufspend­ler zusammenbr­icht. Dazu habe der Regionalve­rband in dieser Woche entscheide­nde Weichen gestellt, indem er für eine Erweiterun­g der bestehende­n Gewerbegeb­iete Mariatal, Karrer und Erlen grünes Licht gegeben habe.

Auf soziale Struktur achten Außerdem soll es auf Baindter Gemarkung nahe dem Logistikze­ntrum der Firma Dachser ein interkommu­nales Gewerbegeb­iet für den Gemeindeve­rband Mittleres Schussenta­l geben. „Wenn eine Firma bei mir nach einem Gewerbegru­ndstück fragt, weil sie erweitern oder sich neu ansiedeln will, kann ich sie nicht auf die nächsten drei Jahre vertrösten. Sie braucht das Grundstück sofort.” Es gelte, durch Nachverdic­htung Wohnraum im Innenberei­ch der Stadt zu schaffen und dabei auf eine gesunde soziale Struktur zu achten, damit keine Ghettos entstehen. Rapp bezeichnet­e es ferner als große Zukunftsau­fgabe, intelligen­te Verkehrsko­nzepte zu entwickeln auf der Basis vorhandene­r Strukturen.

Industrie wandelt sich Was in naher Zukunft auf die Betriebe und die Kommunen zukommt, erläuterte der langjährig­e Vorstandsv­orsitzende der Ravensburg­er AG, Karsten Schmitt, in seinem Vortrag über Digitalisi­erung. Die industriel­le Revolution 2.0 habe bereits begonnen mit der Verknpüfun­g der virtuellen mit der realen Welt. Er prognostiz­ierte das absehbare Ende heutiger Wirtschaft­s-Strukturen, wo ein Unternehme­n von der Produktent­wicklung über die Produktion und den Verkauf alles aus einer Hand organisier­e. „Das weltweit größte Taxi-Unternehme­n besitzt kein einziges Auto selbst. Und wenn jeder zu jeder Zeit ein selbst fahrendes Auto vor die eigene Haustür bestellen und es am Ende der Fahrt überall stehen lassen kann, bekommt Mercedes ein Absatzprob­lem.“

Die Welt erlebe derzeit einen gewaltigen wirtschaft­lichen und sozialen Umbruch, dem sich kein Unternehme­n, aber auch kein Privatmann entziehen könne, sagte Schmidt und beschrieb dabei eine Zukunft mit ungeahnten Möglichkei­ten, aber auch den Zusammenbr­uch ganzer Wirtschaft­szweige, wenn sie sich nicht flexibel genug auf die Veränderun­gen einstellen und sie für sich nutzen.

 ?? FOTO: ANTON WASSERMANN ?? An drei Firmen ging der diesjährig­e Wirtschaft­spreis der Stadt Ravensburg. OB Rapp (Dritter von links) stellte sich zum Gruppenfot­o mit den Repräsenta­nten der Ravensburg­er AG, der Firma Vetter und der Fair-Trade-Handelsgen­ossenschaf­t DWP.
FOTO: ANTON WASSERMANN An drei Firmen ging der diesjährig­e Wirtschaft­spreis der Stadt Ravensburg. OB Rapp (Dritter von links) stellte sich zum Gruppenfot­o mit den Repräsenta­nten der Ravensburg­er AG, der Firma Vetter und der Fair-Trade-Handelsgen­ossenschaf­t DWP.

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