Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bürger sollen beim Schuler-Areal mitreden
Stadt will bei Dialog-Veranstaltung am 25. April Ideen zur Gestaltung sammeln
WEINGARTEN - Die Umwandlung des Schuler-Areals zu einem Wohnund Gewerbequartier wird ab 2019 das zentrale Stadtentwicklungsprojekt in Weingarten. Eine Fläche von rund 36 000 Quadratmetern wird vom Fabrikgelände zum Stadtgebiet. Die Bürger Weingartens sollen bei diesem Meilenstein mitreden können. Die Stadtverwaltung Weingarten lädt nun am Dienstag, 25. April, zu einer Dialogveranstaltung, um die Ideen der Bürger zu sammeln.
Das Areal wurde vom Pressenhersteller Schuler im Dezember 2016 an den Investor I+R Dietrich Wohnbau aus Lindau verkauft. Schuler wird die Produktion in den Fabrikhallen südlich der Schussenstraße laut Ankündigung bis Ende 2018 komplett einstellen und seine Geschäftsbereiche auf das nördliche Areal konzentrieren. Damit wird schlagartig eine riesige Fläche frei, die Weingarten eine einmalige Chance zur Entwicklung und Belebung der Innenstadt bietet. Wenn der Schuler-Konzern den anvisierten Zeitplan einhalten kann, wird das Areal bis Anfang 2019 geräumt sein, dann sollen die Bagger rollen. Bis dahin wird in Weingarten an einem Zukunftskonzept für die Fläche gefeilt, die in etwa so groß ist wie fünf Fußballfelder.
Der neue Eigentümer I+R Wohnbau hat bereits mehrfach betont, die Planungen im engen Schulterschluss mit der Stadt anzugehen. „Der Eigentümer und die Stadt Weingarten arbeiten gemeinsam daran, die besten Möglichkeiten für Weingarten zu entwickeln“, heißt es nun in einer Mitteilung der Stadtverwaltung. Auch die Bürger von Weingarten sind eingeladen, sich an dem Prozess zu beteiligen. Am Dienstag, 25. April, lädt die Stadt zu einer Bürger-imDialog-Veranstaltung.
Ziel wird es sein, über die städtebaulichen Möglichkeiten der Folgenutzung zu diskutieren. Die Ergebnisse des Abends fließen in das Struktur- und Nutzungskonzept ein, das Grundlage für die weiteren Planungsschritte sein wird.
Ende November 2016 hatte der Gemeinderat die Erstellung dieses Struktur- und Nutzungskonzeptes beschlossen. Die Stadt will eine Mischung aus Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsflächen, sie will außerdem die Inhalte ihrer städtebaulichen Konzepte – zu Grünflächen, Einzelhandel, Gewerbe und Wohnraum – angewandt wissen. Und es sollen die Grundsätze aus dem kommenden Bündnis für bezahlbaren Wohnraum angewendet werden. Das heißt, dass ein Anteil der geplanten Wohnungen preisgünstig zu mieten sein muss. Das Strukturkonzept dient als Grundlage für die weitere städtebauliche Entwurfsplanung. Was die Stadtverwaltung nun mit Unterstützung der Bürger erarbeiten wird, mündet irgendwann in die Aufstellung eines Bebauungsplans für das Schuler-Areal. Weit mehr als 100 Wohnungen hält der Käufer für realistisch. Ein Architektenwettbewerb soll dann konkrete Pläne für das Riesenprojekt auf den Tisch bringen.
Investor mit Erfahrung I+R Wohnbau hat Erfahrung in der Umwandlung von Industriebrachen. Der Investor ist in Vorarlberg, aber auch im gesamten süddeutschen Voralpenraum und in der Ostschweiz als Bauherr tätig und hat sich zuletzt in Lindau mit Projekten hervorgetan. So wandelt I+R dort derzeit ein Industriegelände mit fast exakt der gleichen Größe wie in Weingarten zum Wohn- und Gewerbequartier „Vier Linden“um. Dabei geht I+R in Weingarten auch Risiken ein.
Denn einerseits wartet auf den Investor die Herausforderung, das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum auf dem Schuler-Areal umzusetzen. Und andererseits – so steht es im Kaufvertrag – trägt der Käufer alleine die Kosten, die für eine Beseitigung eventueller Altlasten im Boden unter den Fabrikhallen anfallen. Das Altlasten-Problem ist allerdings nach jetzigem Kenntnisstand ein überschaubares Risiko. Bei bisher 40 Probebohrungen sind laut SchulerKonzern nur harmlose Belastungswerte gemessen worden.
Alle Interessierten sind zum Bürgerdialog am Dienstag, 25. April, um 18 Uhr im Tagungsraum der Firma Schuler (Heinrich-SchatzStraße 3) eingeladen.