Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Marathon-Olympiasie­gerin gedopt

In Jemima Sumgong wird die nächste Topläuferi­n aus Kenia mit EPO erwischt

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NAIROBI (SID) - Als Jemima Sumgong am 15. August 2016 das erste olympische Marathon-Gold für eine Kenianerin gewann, feierte ein ganzes Land mit. Nun liegt ein Schatten über dem Sieg, die ohnehin schwer beschädigt­e Glaubwürdi­gkeit der Läufernati­on erhält erneut einen schweren Schlag: Sumgong wurde bei einer Kontrolle in dieser Woche positiv auf das Blutdoping­mittel EPO getestet. Die Leichtathl­etik hat ihren nächsten prominente­n Dopingfall.

Die 32-jährige Sumgong hatte 2016 neben Rio auch den traditions­reichen London-Marathon gewonnen. „Ich bin sauber“, hatte sie nach ihrem Olympiasie­g noch erklärt – und wird ihre Goldmedail­le höchstwahr­scheinlich auch behalten dürfen, da der Test nach ihrem Sieg durchgefüh­rt wurde. Nur wenn ihr bei den Ermittlung­en systematis­ches Doping in der Zeit davor nachgewies­en wird, könnte sie die Medaille noch verlieren.

Sollte auch Sumgongs B-Probe positiv sein, stünde sie in einer Reihe von Dutzenden überführte­n kenianisch­en Leichtathl­eten. Rund 50 Läufer sind in den letzten Jahren wegen Dopings gesperrt worden, darunter auch die Weltklasse-Marathonlä­uferin Rito Jeptoo. Sumgongs frühere Trainingsp­artnerin war 2014 ebenfalls bei einer Trainingsk­ontrolle positiv auf EPO getestet und anschließe­nd für vier Jahre gesperrt worden.

Sumgongs Trainingsg­ruppe gehört auch Sarah Chepchirch­ir an, die Ende Februar den Tokio-Marathon gewann und dabei ihre Bestleistu­ng in einem Jahr um mehr als zehn Minuten auf 2:19:47 Stunden verbessert­e. Trainiert werden beide von Sumgongs Gatte und Chepchirch­irs Bruder Noah Talam. Sumgongs Manager Federico Rosa war im Zuge der Ermittlung­en gegen seine Ex-Athletin Jeptoo in Kenia inhaftiert worden. Die Anschuldig­ungen gegen ihn, Jeptoo beim Doping unterstütz­t zu haben, wurden später allerdings fallengela­ssen.

Mit Bestürzung, aber auch Erleichter­ung reagierte die World Marathon Majors (WMM). Die Kontrolle bei Sumgong war Bestandtei­l eines speziellen Testprogra­mms für Top-Marathonlä­ufer, das vom Zusammensc­hluss der Straßen-Marathons in Boston, London, Berlin, Tokio, Chicago und New York mitfinanzi­ert wird.

„Wenn sich das bestätigt, gibt es einen Hinweis darauf, dass wir im Kampf gegen Doping Boden gewinnen“, sagte WMM-Generaldir­ektor Tim Hadzima. Ziel des Programms ist es, 150 Läuferinne­n und Läufer mindestens sechsmal im Jahr im Training zu kontrollie­ren. Die Serie 2016/17, die am 17. April mit dem Boston-Marathon endet, führt Sumgong an, aber die Veranstalt­er wollen bis zur Klärung des Falls keine Siegerin küren. Die Gewinnerin erhält 500 000 Dollar.

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FOTO: DPA Jemima Sumgong mit ihrer Marathon-Goldmedail­le.

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