Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ari statt Mohamad
Im Mai feiert der 38-jährige Ari Dillmann seinen ersten Geburtstag. Dann ist es ein Jahr her, dass der Frisör aus München seinen verhassten Namen loswurde: Mohamad Khidir Mohamad. Die Probleme und die Vorurteile brachten Dillmann an den Rand der Verzweiflung und hätten ihn beinahe das Leben gekostet. Er ist sich sicher: „Da sind ganz viele, die solche Namen haben, die leiden darunter.“Gemeint sind Kinder und Enkel von Gastarbeitern genauso wie Flüchtlinge, die in letzter Zeit nach Deutschland kamen.
Geboren im Irak nannten ihn seine strenggläubigen Eltern nach dem Propheten, doch mit Religion hatte Dillmann nach eigener Aussage nie etwas am Hut. Schon 1999 ist er als Flüchtling nach Deutschland gekommen. „Ich habe überall versucht, mich anzupassen“, erzählt er. „Ich habe keine Heimat, ich wollte hier mitmachen – aber richtig.“Doch der Name „war wie ein Stoppschild“. Nicht nur Wohnungs- und Jobsuche seien schwierig: „Kein Mensch will mit einem Mohamad in den Biergarten gehen.“Mohamads gehörten in die Moschee.
Seine jetzige Partnerin lernte er im Internet kennen, er nannte sich Robin. Erst später zeigte er ihr seinen Personalausweis. Unter seinem richtigen Namen hätte es kein Date gegeben, ist Dillmann überzeugt. Als er anfing, als Friseur zu arbeiten, habe ihm ein Chef gesagt, er solle sich anders nennen – um die Kunden nicht zu verprellen.
Offiziell ändern lassen kann man in Deutschland seinen Namen, wenn ein „wichtiger Grund die Änderung rechtfertigt“. Doch bis dahin brauchte Ari Dillmann mehrere Anläufe, blitzte beim Standesamt dreimal ab. Mit anwaltlicher Hilfe klappte es dann. Ari sei kurdisch, bedeute Helfer. Dillmann sei angelehnt an die Herkunftsstadt seiner Familie. An Mohamad denkt er nicht gern zurück. Nur eine gute Erinnerung hat er: Als Beamte bei einer Polizeikontrolle seinen Führerschein kontrollierten, dachten sie offenbar: Der hat sicher keinen Alkohol getrunken. Marco Krefting, dpa