Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Beth Ditto probiert es allein

Die Sängerin der US-Band Gossip geht neue Wege

- Von Nathalie Waehlisch

Das ist ja wie ein Wohnzimmer hier“, ruft Beth Ditto ins Publikum. Für ihre erste Show als Solosänger­in hat die langjährig­e Frontfrau der USErfolgsb­and Gossip das kleine Lido in Berlin ausgesucht. Nur wenige Hundert Zuschauer passen in den Saal in Kreuzberg. Besser als große Shows sei das, versichert sie, und ihre Fans toben. Dass sie eine Rampensau ist, wie sie sich selbst charakteri­siert hat, beweist Ditto zum Auftakt einer Mini-Europatour­nee mit neuen Musikern an ihrer Seite. In Berlin hat sie den einzigen Auftritt in Deutschlan­d.

Etwa zwei Jahre hat die US-Amerikaner­in an ihrem Debüt-Solo-Album gearbeitet, wie sie jüngst in einem Interview der BBC berichtete. Am 16. Juni wird „Fake Sugar“auf den Markt kommen. Sie habe kein bestimmtes Genre im Kopf gehabt. „Ich wollte einfach Sachen machen, die sich richtig anfühlen“, beschreibt die 36-Jährige ihre neue Musik. Als erste Single wurde in diesen Tagen „Fire“veröffentl­icht, ein rockiger Song, den sie auch bei der Echo-Verleihung vorgestell­t hat.

Vor ein paar Jahren stand Ditto bei dem Musikpreis noch mit ihrer Band Gossip auf der Bühne. Den großen Durchbruch hatte das Trio mit dem 2009 erschienen­en Album „Music For Men“. Der Titel „Heavy Cross“war in Deutschlan­d fast 100 Wochen lang in den Single-Charts.

Auch in Berlin wollen ihre Fans diesen Hit hören, und Ditto erfüllt den Wunsch. Die Stimmung kocht über, die Zuschauer jubeln und tanzen. An die neuen, bis dato noch unbekannte­n Songs müssen sich ihre Fans vielleicht teilweise noch gewöhnen. Musikalisc­h lassen sich die Stücke nicht in eine Schublade stecken, laut ihrer Plattenfir­ma Sony Music vereint das neue Album „treibenden Blues, Eisdielen-Pop, schwärmeri­schen Rock und Country-esken Soul“.

„Verdammt glücklich“Was sich nicht geändert hat: Dittos Mega-Röhre. Ihre Stimme dröhnt bis in den hintersten Winkel des Raums, das Publikum ist ab dem ersten Titel dabei. Zwischen den Songs blödelt sie herum, amüsiert mit ihren Deutschken­ntnissen („Ich bin ein Clown“, „Das ist eine Witz“) und schüttelt immer wieder Hände ihrer Fans, die sich vor der Bühne drängen: „Freut mich, dich kennenzule­rnen“, „Danke, dass du gekommen bist“, so die ganz persönlich­e Begrüßung. Es sei traurig ohne Gossip, sagt sie, aber sie sei „verdammt glücklich“, zurück zu sein.

In der Zwischenze­it hat die Frau mit den üppigen Formen auch eine Modekollek­tion für Übergrößen auf den Markt gebracht. Auch bei diesem Thema nimmt sie kein Blatt vor den Mund: „Meine Idee von Übergrößen-Mode ist nicht, dass die Frauen darin dünner aussehen sollen. Ich will, dass sie cool aussehen“, sagte sie im vergangene­n Jahr in einem Interview der „Welt am Sonntag“. Und: „In meinen Sachen darf man einen dicken Arsch haben. Punkt.“

Bei ihrem Konzert in Berlin trägt die einstige Muse von Karl Lagerfeld ein dezentes Glitzerkle­id, passend zu ihren langen schwarzen Haaren. Bei der Zugabe hat sie dann ein Dress mit auffällige­n Mustern an. Nach etwa einer Stunde sagt Ditto dann „Gute Nacht“und „bis bald“. In der kommenden Woche stehen noch Konzerte in Paris und London auf dem Programm. (dpa)

 ?? FOTO: MAURIZIO GAMBARINI ?? Powerfrau Beth Ditto ist mit der Band Gossip berühmt geworden. Jetzt hat sie in Berlin ihr Soloalbum vorgestell­t. „Fake Sugar“erscheint am 16. Juni.
FOTO: MAURIZIO GAMBARINI Powerfrau Beth Ditto ist mit der Band Gossip berühmt geworden. Jetzt hat sie in Berlin ihr Soloalbum vorgestell­t. „Fake Sugar“erscheint am 16. Juni.

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